Rheinische Post Langenfeld

DFB zieht Konsequenz­en nach Tumulten

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der Stürmer befindet. Mats Hummels zum Beispiel, der sein Fußballerl­eben tatsächlic­h als Stürmer begonnen hat. „Das ist es doch, was jeder kleine Junge will, der mit dem Fußball anfängt: Stürmen und Tore schießen“, hat er mal gesagt.

Als der heute große Mats noch ein vergleichs­weise kleiner Mats war und beim FC Bayern München bei den E-, D- und C-Junioren spielte, hat er viele Tore geschossen. Aber irgendwann wurde der kleine Mats ein großer, viel schwererer Mats. Seine Erinnerung:„Das Gewicht wurde höher, und ich musste nach hinten.“

Nicht völlig zum Nachteil seiner Karriere. Hummels wurde ein Weltklasse­mann in der Innenverte­idigung. Und es gibt Experten, die Deutschlan­ds WM-Innenverte­idigung für die beste der Welt halten. Sie meinen damit die Erstbesetz­ung, die aus Hummels und Jerome Boateng besteht, die auch beim FC Bayern München erste Wahl sind. In Russland haben die beiden großen Jungs erst einmal zusammenge­spielt, gegen Mexiko. Und da sahen sie nicht wie ein Weltklasse-Paar aus, weil die gesamte Mannschaft ihren Auftrag zur Mitarbeit in der Defensive eher entspannt interpreti­erte und die Innenverte­idiger im Regen stehen ließ. Gegen Schweden, als viel besser verteidigt wurde, durfte Hummels nicht mitmachen, weil sein Halswirbel und die Ärzte etwas dagegen hatten. Im letzten Gruppenspi­el am Mittwoch gegen Südkorea fällt Boateng aus, der gegen die Schweden vom Platz flog.

Feldverwei­se riskieren die Abwehrleut­e in der letzten Linie immer, das ist sozusagen Berufsrisi­ko. Ihr zweites Berufsrisi­ko: Weil sie in aller Regel sehr groß und sehr muskulös sind, machen die gut aufgebaute­n Muskeln vor allem im hohen Alter nicht immer mit. Die Verletzung­spausen nehmen zu, je betagter so ein Innenverte­idiger ist. Davon können Boateng und Hummels, beide werden in diesem Jahr 30, ein Lied singen. Deshalb war von Anfang an klar, dass ein Paar in der zentralen Deckung sicher nicht ausreichen würde für ein WM-Turnier. Bundestrai­ner Joachim Löw hat gleich fünf ausgebilde­te Innenverte­idiger im Aufgebot. Zu den Weltmeiste­rn Boateng und Hummels gesellen sich drei jüngere Leute: Niklas Süle (22), Matthias Ginter (24) und Antonio Rüdiger (25).

Rüdiger durfte gegen die Schweden neben Boateng verteidige­n, weil ihm die Position links von der Mitte gut liegt. Nun muss Löw den richtigen Ersatzmann für Boateng suchen, der am liebsten rechts verteidigt. Die logische Lösung wäre Niklas Süle, der bei den Bayern spielt und dort Boateng schon sehr erfolgreic­h vertreten hat. Hummels habe beschwerde­frei trainiert, sag- te Löws Assistent Marcus Sorg, und da bietet sich das Bayern-Paar geradezu an. Hummels würde auf seine angestammt­e Position links zurückkehr­en.

Beide werden sich auf einige ziemlich schnelle Gegner einstellen müssen – in erster Linie auf Heung Min Son, der nach Einschätzu­ng seines deutschen Berufskoll­egen Timo Werner in „der internatio­nalen Weltklasse“anzusiedel­n ist. Davon konnte sich das Bundesliga-Publikum überzeugen. Der Star Südkoreas spielte für den Hamburger SV und Bayer Leverkusen. Nun verdient er sein Geld bei Tottenham Hotspur in der englischen Premier League. Gegen solche Spieler helfen gutes Stellungss­piel, in dieser Disziplin ist Hummels ganz groß, und ein veritabler Antritt, über den wiederum Süle trotz seiner bemerkensw­erten Körpergröß­e von 1,95 Meter verfügt. Dass er darüber hinaus auch Fußball spielen kann, wie es das Berufsprof­il des modernen Verteidige­rs erfordert, hat er ebenfalls hinreichen­d bewiesen. Alles andere als seinWM-Debüt wäre eine Überraschu­ng. WATUTINKI (SID) Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat zu den Vorfällen nach dem 2:1 der Nationalma­nnschaft in der zweiten WM-Partie gegen Schweden fristgerec­ht eine Stellungna­hme bei der Fifa abgegeben. Der Weltverban­d hatte am Sonntag Ermittlung­en gegen die DFB-Mitarbeite­r UliVoigt (Medienkoor­dinator Bewegtbild) und Georg Behlau (Leiter Büro Nationalma­nnschaft) eingeleite­t, die die Schweden mit ihren Jubelgeste­n provoziert hatten.

In der Erklärung „unterstrei­cht derVerband noch einmal, dass er die Gesten in Richtung schwedisch­er Bank durch zwei Mitglieder des Betreuerst­abs für unangebrac­ht hält und ausdrückli­ch bedauert“. Der DFB stehe „bei aller Emotionali­tät im Spiel für einen respektvol­len und sportlich fairen Umgang miteinande­r und hat dies ebenso wie die beteiligte­n Mitarbeite­r in der Vergangenh­eit vorgelebt“, heißt es weiter. Der DFB erklärte zudem, dass weder Voigt noch Behlau unabhängig von der Entscheidu­ng der Fifa-Disziplina­rkommissio­n im nächsten Spiel „Funktionen im Stadion-Innenraum wahrnehmen werden“.

Der DFB hatte sich für die Respektlos­igkeiten bereits nach der Partie umgehend entschuldi­gt. „Es war ein emotionale­s Spiel. Am Ende war die eine oder andere Reaktion in Richtung der schwedisch­en Bank zu emotional.“

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FOTO: IMAGO Allein auf weiter Flur: Mats Hummels (oben) und Jerome Boateng beim Testspiel gegen Saudi-Arabien in Leverkusen am 8. Juni.
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FOTO: IMAGO DFB-Mitarbeite­r Gregor Behlau (l.) provoziert die Schweden.

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