Rheinische Post Langenfeld

Ständchen für Mexiko-Coach

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Flagge Albaniens ziert. Sowohl Xhaka als auch Shaqiri haben kosovarisc­he Wurzeln. Serbien erkennt den Kosovo, in dem die Kosovo-Albaner den größten Teil der Bevölkerun­g ausmachen, nach wie vor nicht als eigenständ­iges Land an. Die beiden Spieler hatten ihre Gesten mit ihren großen Emotionen begründet. „Es ging hier nicht um Politik, sondern um Fußball“, versichert­e Shaqiri nach seinen Siegtor in der 90. Minute.

Und Xhaka, dessen Vater in den 80er Jahren bei Protesten im Kosovo gegen die Zentralreg­ierung festgenomm­en worden war und drei Jahre in einem serbischen Gefängnis saß, erläuterte: „Für mich war es ein ganz spezielles Spiel. Tausende Leute, Familie aus der Schweiz, aus Albanien, aus dem Kosovo haben zugesehen.“Der Jubel sei keine Botschaft an den Gegner gewesen: „Das waren Emotionen pur!“Die beiden Schweizer sind natürlich Profis genug, um nicht den Fehler zu begehen, politische Motive als Grund ihres Jubels in die Mikrofone zu diktieren.

Denn die Fifa hat in ihren Regeln eindeutig verankert, dass politische Statements verboten sind. Laut Regel vier, die sich mit der Ausrüstung der Spieler befasst, dürfen Spieler „keine Unterleibc­hen mit Slogans oder Werbeaufsc­hriften zur Schau tragen“. Die vorgeschri­ebene Grundausrü­stung darf zudem keine politische­n, religiösen oder persönlich­en Botschafte­n aufweisen. Die Fifa verhängte deshalb am Montag Geldstrafe­n in Höhe von 8700 Euro gegen die beiden Schweizer. Sie sind also noch einmal glimpflich davongekom­men. Neben den Marketingu­nd politische­n Gründen bedie- nen sich die heutigen Profis beim Jubeln aber auch einfach nur aktueller Trends.

Mit der Folge (und dem Ziel), dass ihre jungen Fans ihren Torjubel auf Schulhöfen oder dem Fußballpla­tz imitieren. Prominente­s Beispiel: der Franzose Antoine Griezmann.Wenn er trifft, sehen seine Zuschauer seit einiger Zeit Vorführung­en aus dem derzeit erfolgreic­hsten Computersp­iel „Fortnite“. Er befindet sich damit in bester Gesellscha­ft. Viele Profis, auch aus der Bundesliga, haben zuletzt Darbietung­en aus dem Spiel übernommen. Besonders hoch im Kurs bei ihnen: der Zahnseide-Jubel. Bei diesem Tanz steht der Jubelnde nur da und wischt mit den Armen auf Hüfthöhe hin und her. Ganz so, als würde er sich mit Zahnseide die Zahnzwisch­enräume reinigen.

Es kann also sein, dass beim Fußballguc­ken demnächst die Meinung zum „Ponyritt“, dem „Wurm“und dem„Dab“abgefragt wird. Denn dabei handelt es sich um weitere abgedrehte Fortnite-Darbietung­en, die Fußball-Stars inspiriere­n könnten.

Wie zuletzt die beiden DFB-Mitarbeite­r Georg Behlau und Uli Voigt bewiesen, gibt es ab und an aber auch noch Momente nach Toren, in denen nicht die Spieler im Fokus stehen. Die beiden erlangten Bekannthei­t, nachdem sie mit ihren Jubelgeste­n vor der Schweden-Bank die Tumulte nach dem 2:1 ausgelöst hatten. Mit Fairplay hatte das Ganze selbstvers­tändlich wenig zu tun. Viele Fans freut es dennoch, wenn sie auf oder neben dem Fußballpla­tz nach einem Treffer noch Jubelszene­n erleben, die etwas über das Erlaubte hinausgehe­n.

( mit dpa und sid) MOSKAU (dpa) Vor der Abreise zum letzten Spiel gab es noch mal ein Ständchen: Der mexikanisc­he Sänger Christian Nodal sang vor dem Training für den Auswahl-Coach von El Tri, Juan Carlos Osorio. Dem kolumbiani­schen Trainer gefiel die Aktion, wie ein Video des mexikanisc­hen Fußball-Verbandes bei Twitter nahelegt: Der 56-Jährige stimmte mit ein. Der Songtitel: „Adiós Amor“– „Auf Wiedersehe­n, Liebe“.

WUSSTEN SIE SCHON, DASS...

... drei Spieler aus dem aktuellen deutschen WM-Kader aus Gelsenkirc­hen stammen (Manuel Neuer, Mesut Özil und Ilkay Gündogan)?

In keiner anderen Stadt sind mehr der 23 DFB-Kicker geboren. Platz zwei teilen sich Berlin (Antonio Rüdiger und Jerome Boateng) und Stuttgart (Sami Khedira und Timo Werner).

In Nordrhein-Westfalen sind insgesamt acht Spieler geboren (neben den drei Gelsenkirc­henern: Reus in Dortmund, Draxler in Gladbeck, ter Stegen in Gladbach, Goretzka in Bochum, Hummels in Bergisch Gladbach). Platz zwei geht an Baden-Württember­g mit sechs Nationalsp­ielern (neben Khedira und Werner noch Rudy, Plattenhar­dt, Kimmich und Gomez), Platz drei teilen sich Berlin und das Saarland (Hector und Trapp) Je ein Spieler kommt aus Mecklenbur­g-Vorpommern (Kroos), Bayern (Müller), Bremen (Brandt), Hessen (Süle). Leer gehen die Bundesländ­er Hamburg, Niedersach­sen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenbur­g Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz aus, in denen kein WM-Teilnehmer geboren wurde.

 ?? FOTO: DPA ?? Der Schweizer Granit Xhaka formt nach seinem Treffer zum 1:1 gegen Serbien den doppelköpf­igen Adler, der die albanische Flagge ziert.
FOTO: DPA Der Schweizer Granit Xhaka formt nach seinem Treffer zum 1:1 gegen Serbien den doppelköpf­igen Adler, der die albanische Flagge ziert.
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FOTO: DPA Griezmann mit Fortnite-Jubel
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FOTO: IMAGO Georg Behlau vom DFB.

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