Rheinische Post Langenfeld

Hingesehen – Pärchen hilft Seniorin nach Raub

- VON CLAUDIA HAUSER

Zivilcoura­ge: Lea Zabka und Tim Herz haben einer Quettinger­in nach einem Überfall beigestand­en. Sie wurden nun von der Polizei geehrt.

LEVERKUSEN/KÖLN Lea Zabka kann sich noch gut an die ältere Frau erinnern, die ihr im November vergangene­n Jahres am Holzer Weg in Quettingen begegnete. „Sie war sehr aufgebrach­t und erzählte uns, dass ihre Handtasche weg sei“, sagt die 20-Jährige, die damals mit ihrem Freund Tim Herz (21) gerade einen Parkplatz im Viertel suchte. Die beiden erinnerten sich an zwei junge Männer, die ihnen aufgefalle­n waren – wie sich später herausstel­lte, war einer von ihnen der Handtasche­nräuber. Mit der guten Täterbesch­reibung konnte der 18-Jährige noch in der Nähe des Tatorts gefasst werden. Die Ermittler entdeckten die Handtasche der Seniorin samt Inhalt zwischen geparkten Autos. Lea Zabka und Tim Herz werden im Herbst als Zeuge vor Gericht gegen den 18-Jährigen aussagen.

Kölns Polizeiprä­sident Uwe Jacob ehrte die beiden Leverkusen­er für ihre Courage, sich für andere einzusetze­n. „Sie haben die Kultur des Wegschauen­s durchbroch­en“, sagt Jacob. Im Polizeiprä­sidium wurden 17 Frauen und Männer für ihr beispielha­ftes Verhalten geehrt – „Hinsehen, handeln, Hilfe holen“heißt die Kampagne der Polizei, die es nun seit 20 Jahren gibt.

Auch der Kölner Niklas Grobecker hat Zivilcoura­ge bewiesen: Seine Mutter hatte gekocht, deshalb war der 26-Jährige im Mai abends bei ihr in der Komödienst­raße. „Wir hörten plötzlich einen Hilfeschre­i, bei dem sofort klar war: Das ist Ernst“, sagt der Medizinstu­dent. Er lief auf die Straße und sah einen Mann auf dem Boden liegen. „Er war blutüberst­römt, über ihm kniete eine Frau, die völlig außer sich war und weinte.“Mark Vogel kam dazu und wollte auch helfen, die beiden 26 Jahre alten Männer hielten die Wunden des Mannes zu. „Mark hatte saubere Wäsche im Rucksack, wir nahmen eine Unterhose und machten daraus eine Kompresse“, erzählte Grobecker. Der Verletzte hatte mehrere Stichwunde­n. „Komm, Junge! Du schaffst das!“hätten sie immer wieder gesagt und ihn wach gehalten, bis der Notarzt kam. Der 27 Jahre alte Mann aus dem Obdachlose­nmilieu überlebte, die Polizei konnte den flüchtigen Täter festnehmen.

Udo Hochheiser hat Anfang des Jahres dafür gesorgt, dass ein Bankräuber gefasst werden konnte. Der 61-Jährige wollte mit seiner Frau Kontoauszü­ge bei einer Postbank in Köln-Höhenberg holen, als das Paar Schreie aus dem Schalterra­um hörten. Ein 18-Jähriger hatte mit einer abgebroche­nen Glasflasch­e auf den Kopf eines Angestellt­en eingeschla­gen und Geld gefordert. Hochheiser stürmte rein. „Mit drei Mann haben wir den umgehauen. Da hab ich nicht viel nachgedach­t.“Zu dritt hätten sie sich auf den Täter gesetzt, bis die Polizei kam. Das, sagt Jacob, sei nicht die empfohlene Vorgehensw­eise, „niemand sollte sich in Gefahr bringen“, aber was die Helfer taten, sei effektiv gewesen.

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