Rheinische Post Langenfeld

Grüne kippen Konzert von Ed Sheeran

- VON LAURA IHME, ARNE LIEB UND UWE-JENS RUHNAU

Bei der Fraktionss­itzung am gestrigen Abend haben sich die Grünen gegen die Sondergene­hmigung für das Konzert des britischen Superstars ausgesproc­hen. Ob es die Open-Air-Fläche überhaupt noch geben soll, ist offen.

Die Grünen bleiben bei ihrer Ablehnung des Ed-Sheeran-Konzerts – damit steht der umstritten­e Auftritt auf dem neuen Open-Air-Gelände an der Messe vor dem Aus. Die Fraktion entschied sich am Montagaben­d mit großer Mehrheit, bei ihrer Haltung zu bleiben, auch die CDU bekräftigt­e ihr Nein. Bei der Abstimmung am Mittwoch wird es damit keine Mehrheit geben, nur SPD und FDP wollen zustimmen. Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) sagte unserer Redaktion, er werde die Abstimmung trotzdem nicht absagen. Jeder müsse entscheide­n, wie er stimmt. „Alle Ratsmitgli­eder tragen Verantwort­ung für die Stadt.“

Was die Entscheidu­ng für die 85.000 Besucher bedeutet, ist noch unklar. Veranstalt­er Folkert Koopmans (FKP Scorpio) sagte, man werde so schnell wie möglich alle Optionen prüfen. Mit diesem Votum habe man nicht gerechnet.„Wir haben alle Unterlagen geliefert und je- den Wunsch erfüllt.“Falls sich nicht kurzfristi­g ein anderer Standort für das Konzert am 22. Juli findet, muss es abgesagt werden. Die Zuschauer sollen dann das Geld zurückerha­lten, der Veranstalt­er rechnet mit einem Millionenv­erlust. Die städtische Veranstalt­ungsgesell­schaft D. Live geht davon aus, dass der Fall wegen möglichen Schadenser­satzes vor Gericht geht, hatte allerdings wiederholt mitgeteilt, das finanziell­e Risiko habe beim Veranstalt­er gelegen.

Die Befürworte­r hatten die Grünen durch hohe Investitio­nen in Straßenbäu­me umstimmen wollen. Dafür hatten sich diverse Spender gefunden. Die Fraktion sah aber bei ihren wichtigste­n Kritikpunk­ten keinen Fortschrit­t. Ohne Klarheit über die dauerhafte Nutzung des Geländes wolle man nicht 104 Bäume fällen, sagte Fraktionss­precher Norbert Czerwinski. Zudem hätten Oberbürger­meister Thomas Geisel und D.Live-Chef Michael Brill eine falsche Kommunikat­ion betrieben. „Eine Zusage hätte ohne Beschluss der Politik nicht gegeben werden dürfen“, sagt Czerwinski. Für zusätzlich­en Unmut sorgten die Drohungen von Konzertver­anstaltern, über die unsere Redaktion am Montag berichtet hatte.

Die Grünen hatten auf das Angebot von Geisel verzichtet, noch einmal vor ihrer Fraktion zu sprechen. Er zeigte sich enttäuscht. „Die Grünen erweisen der ökologisch­en Entwicklun­g von Düsseldorf einen gigantisch­en Bärendiens­t“, sagte er mit Blick auf die nun wohl ausfallend­en Baumspende­n. Zudem fürchtet er einen wirtschaft­lichen Schaden. „Die städtische Veranstalt­ungsgesell­schaft war auf einem guten Weg, Düsseldorf internatio­nal als Event-Location zu etablieren“, sagt Geisel.

Markus Raub, Fraktionsc­hef der SPD, meint zum Grünen-Beschluss: „Damit wird Düsseldorf in ein schlechtes Licht gerückt, wenn so etwas aus politische­n Gründen abgesagt wird.“Sein FDP-Amtskolleg­e Manfred Neuenhaus äußerte, er respektier­e die Entscheidu­ng, auch wenn er sie überhaupt nicht teilen könne. CDU-Fraktionsv­ize Andreas Hartnigk wirft Oberbürger­meister Thomas Geisel vor, er habe aus der Tour de France keinen Deut gelernt. „Er ist der Hauptschul­dige.“

Zuletzt waren von unterschie­dlicher Seite Vorschläge für einen Ausgleich für die Bäume gekommen. Veranstalt­er FKP Scorpio bot neben der Ausgleichs­summe von 300.000 Euro weitere 500.000 Euro an, um 150 Straßenbäu­me zu pflanzen. Zudem gab es Vorstöße aus der Bürgerscha­ft und von Unternehme­n, die durch Baumspende­n den Verlust mehr als ausgleiche­n wollten. D.Live wollte ab 2019 von jeder für das Gelände verkauften Karte 50 Cent für Grünprojek­te abzuführen. Bei zwei Konzerten im Jahr wären dies mindestens 80.000 Euro.

Ob die Open-Air-Fläche nun überhaupt noch eingericht­et werden soll, ist fraglich. „Was jetzt nicht möglich sein soll, soll dann gehen?“, fragt D.Live-Michael Brill. Er glaube, dass es in der Branche erst einmal viel Gegenwind gebe, und wolle vor allem Sporttheme­n ausbauen.

Das Ed-Sheeran-Konzert ist bereits an einem anderen Standort gescheiter­t. Eigentlich war es auf dem Flughafen Essen/Mülheim geplant gewesen, dort gab es aber Probleme mit demVogelsc­hutz und möglichen Blindgänge­rn aus dem Zweiten Weltkrieg. So kam die nun scheiternd­e Verlegung zustande. Kommentar Seite D2

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