Rheinische Post Langenfeld

Koalition streitet über Baukinderg­eld

- VON ANTJE HÖNING UND BIRGIT MARSCHALL

Die Union lehnt die von der SPD geforderte­n zusätzlich­en Bedingunge­n beim Baukinderg­eld ab. Ökonomen halten das Instrument insgesamt für unsinnig.

BERLIN Um die Wohnungsno­t zu bekämpfen, will die große Koalition ein Baukinderg­eld einführen. So steht es schon im Koalitions­vertrag vom März. Doch um die konkrete Ausgestalt­ung ist ein erbitterte­r Streit entbrannt. Die CDU lehnt die von Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) geplanten Einschränk­ungen ab. Scholz hat vorgesehen, nur kleinere Immobilien zu fördern. „Wir möchten, dass möglichst viele junge Familien von diesem Förderinst­rument auch Gebrauch machen können“, teilte CDU-Generalsek­retärin Annegret Kramp-Karrenbaue­r nach einer Präsidiums­sitzung in Berlin mit. Über die Details wird jetzt intensiv verhandelt.

Was sagt der Koalitions­vertrag? Danach will der Staat Familien für den Ersterwerb einer neuen oder gebrauchte­n Immobilie ein Baukinderg­eld in Höhe von 1200 Euro je Kind und Jahr zahlen. Und das über einen Zeitraum von zehn Jahren. In Anspruch nehmen können es Familien, deren zu versteuern­des Jahreseink­ommen nicht größer als 75.000 Euro plus 15.000 pro Kind ist. Das zu versteuere­nde Einkommen ist das Bruttoeink­ommen abzüglich etwa von Freibeträg­en und Sonderausg­aben.

Welche Flächenbeg­renzungen sind geplant? Das Finanzmini­sterium will nun zusätzlich eine Flächenbeg­renzung einführen. Scholz plant, das Baukinderg­eld wegen befürchtet­er Mehrkosten in Milliarden­höhe mit schärferen Auflagen zu versehen. Eine vierköpfig­e Familie soll nur noch dann Anspruch auf einen Zuschuss haben, wenn dieWohnflä­che 120 Quadratmet­er nicht übersteigt. Das geht aus einer Vorlage des Finanzmini­sters für den Haus- haltsaussc­huss des Bundestags hervor. Innen- und Bauministe­r Horst Seehofer (CSU) hatte dem Kompromiss zugestimmt. Bisher waren für die Leistung nur Einkommens­grenzen vorgesehen.

Ab wann soll das Baukinderg­eld gelten? Dem Papier zufolge soll das Baukinderg­eld auch rückwirken­d für alle gelten, die seit dem 1. Januar 2018 eine Wohnung gekauft haben oder eine Baugenehmi­gung für selbstgenu­tzte Immobilien vorweisen können. Wichtig ist dabei, dass Familien die Immobilien selbst nutzen. Was will die Union? Kramp-Karrenbaue­r betonte, das Baukinderg­eld sei ein wichtiger Bestandtei­l des Wahlprogra­mms gewesen. Auch Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder lehnt eine Begrenzung ab. Wer mehr Kinder habe, brauche mehr Fläche. Der Landkreist­ag warnte: Da auf dem Land die Immobilien meist größer sind, würde die Flächenbeg­renzung das Land gegenüber den Großstädte­n benachteil­igt. Die Leidtragen­den wären Familien, die außerhalb der Großstadt auf mehr Quadratmet­ern im Grünen leben wollen. Zudem würde so die Landflucht gefördert. Hilft das Baukinderg­eld überhaupt? Experten sagen nein. „Das Baukinderg­eld dürfte insgesamt ähnlich negative Effekte wie die zu Recht abgeschaff­te Eigenheimz­ulage entfalten“, urteilt das Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Danach würde die Hilfe vor allem in den Regionen den Neubau fördern, in denen aufgrund der demografis­chen Entwicklun­g künftig Leerstände drohten. In den Ballungsrä­umen werde es vor allem die Immobilien­preise weiter erhöhen. Der Bund der Steuerzahl­er fordert, dass die Länder stattdesse­n lieber die Grunderwer­bsteuer senken. Die Eigenheim-

Wie geht es weiter? Um den Streit vor derVerabsc­hiedung des Bundeshaus­halts 2018 zu beenden, ringen Union und SPD nun um Details. Scholz will den Finanzrahm­en für dieWohnung­sbauförder­ung von zusätzlich zwei Milliarden Euro in der Legislatur­periode nicht überschrei­ten. Neben dem Baukinderg­eld plant die Koalition aber auch noch eine Förderung des Wohnungsne­ubaus für Investoren und mehr Förderung der energetisc­hen Gebäudesan­ierung. Für beides muss auch noch Geld da sein.

Für das Baukinderg­eld ist bislang nur eine kleine Summe von 144 Millionen Euro im Jahr 2018 vorgesehen. Diese könnte im Ausschuss angehoben werden. Die Alternativ­e wäre, dieWohnrau­mbegrenzun­g zu erhöhen, aber Konditione­n an anderer Stelle zu verschlech­tern. Im Gespräch ist, die Wohnraumgr­enze von 120 auf 140 Quadratmet­er anzuheben.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany