Harley-Davidson zieht Produktion aus den USA ab
Die EU-Vergeltungszölle machen ein Motorrad in Europa um 2200 Dollar teurer. Darauf reagiert nun der Hersteller.
MILWAUKEE (dpa) Der Motorrad-Hersteller Harley-Davidson wird wegen der EU-Vergeltungszölle auf amerikanische Waren einen Teil seiner Produktion aus den USA verlagern. Dadurch soll eine Preiserhöhung für Kunden in Europa vermieden werden, teilte das Unternehmen mit. Die Anhebung der EU-Zölle von bisher sechs auf 31 Prozent mache ein Motorrad von Harley-Davidson in Europa im Schnitt um 2200 Dollar teurer. Bis die Verlagerung der Produktion binnen neun bis 18 Monaten über die Bühne geht, werde Harley-Davidson diese Kosten selbst tragen, hieß es. Das bedeute allein für 2018 eine Belastung von 30 bis 45 Millionen Dollar.
Die Europäische Union reagier- te mit den am vergangenen Freitag in Kraft getretenen Vergeltungszöllen für US-Produkte wie Whiskey, Jeans, Reis, Mais oder Motorräder auf zuvor von US-Präsident Donald Trump verhängte Sonderabgaben auf Stahl- und Aluminiumeinfuhren aus Europa.
Würde man die Zölle über eine Preiserhöhung an Käufer weitergeben, hätte das einen„sofortigen und lang anhaltenden“Schaden für das Geschäft in Europa zur Folge, erklärte Harley-Davidson. Europa sei mit knapp 40.000 verkauften Harleys 2017 der zweitwichtigste Markt für die Firma nach den USA. Harley-Davidson hatWerke außerhalb der USA in Brasilien, Indien und Thailand. Diese sollen nun ausgebaut werden.
Harley-Davidson ist das erste amerikanische Unternehmen, das mit so deutlichen Maßnahmen auf die europäischen Vergeltungszölle reagiert. Kritiker warnen seit langem, dass Trumps Handelspolitik am Ende seinen eigenen Landsleuten schadet. Die Aktie des Motorrad-Herstellers verlor am Montag über zwei Prozent.
Harley-Davidson machte keine Angaben dazu, welche Auswirkungen die Verlagerung für Beschäftigtenzahlen und Standorte in den USA haben wird. Man fühle sich zwar der Produktion im Heimatland verbunden - der Umzug von Teilen der Fertigung sei aber die einzige Möglichkeit, in Europa nachhaltig im Geschäft zu bleiben.
Auch China, Indien und die Türkei haben begonnen, höhere Zölle auf US-Güter zu nehmen. „Wir bluten schon ziemlich stark“, sagt Jim Heimerl aus Ohio. Schweinezüchter wie er leiden unter sinkenden Einkommen. China hat 25 Prozent Strafzoll auf Schweinefleisch aus den USA verhängt. Heimerl, Präsident des Verbandes der Schweinefleischproduzenten, betont, es habe Jahre gedauert, bis sich die US-Bauern einst von Jimmy Carters Getreideembargo gegen Russland erholt hätten. Als nächstes plant China Zwangsabgaben auf US-Soja. Das ist eine lebenswichtige Exportquelle für die Bauern im Mittleren Westen, unter denen sich viele Unterstützer Trumps befinden.