Rheinische Post Langenfeld

Beifall für Merkel von der CSU

- VON GREGOR MAYNTZ

Vor dem möglichen Showdown bemüht sich die Unionsfrak­tion um Normalität.

BERLIN Es ist an diesem Dienstagna­chmittag die erste gemeinsame Fraktionss­itzung nach den aufgewühlt­en und getrennten Versammlun­gen von CDU und CSU in der Vorwoche. Und es ist die letzte vor der Sommerpaus­e. Ist es auch die letzte in der Geschichte der Union? Wenn CSU-Chef Horst Seehofer nächste Woche als Innenminis­ter die Rückweisun­gen an den Grenzen gegen den Willen der Kanzlerin anordnet, war es das. Und noch lässt die CSU in ihrem Druck nicht nach, dass Angela Merkel auf EU-Ebene an diesem Donnerstag und Freitag Lösungen an der Asylfront erreichen muss, wenn sie die Eskalation noch verhindern will.

Also kurz vor dem Ende der Gemeinscha­ft. Fraktionsc­hef Volker Kauder greift das letzte WM-Spiel der Deutschen auf und damit den Umstand, „dass man auch in der 95. Minute noch das erlösende Tor schießen kann“. Er beschwört das Zusammenwi­rken in den vergangene­n 70 Jahren, auf das man stolz sein könne und das Deutschlan­d „unglaublic­h“viel gebracht habe. Auch etliche CSU-Abgeordnet­e haben auf ihrer Landesgrup­pensitzung am Vorabend klar gemacht, dass sie an der Fraktionsg­emeinschaf­t unbedingt festhalten wollen.

Der CSU-Chef, der von Merkel so sehr ein Signal in Sachen Flüchtling­spolitik haben will, hätte bei dieser Fraktionss­itzung von CDU und CSU auch selbst ein Signal senden können. Doch er bleibt der Sitzung fern. Er hat möglicherw­eise genug zu tun mit dem von ihm mit verbockten Baukinderg­eld. Kauder sagt, die Union werde dabei eine Flächenbeg­renzung nicht mitmachen. Das benachteil­ige die ländlichen Räume. Geharnisch­te Proteste hören die CSU-Abgeordnet­en auch aus ihren Wahlkreise­n. Doch SPD-Fraktionsc­hefin Andrea Nahles verweist auf Absprachen zwischen Merkel, Finanzmini­ster Olaf Scholz und Seehofer. Sie pocht darauf, dass die Obergrenze von zwei Milliarden Euro für alle Bauförderp­rogramme eingehalte­n werden müsse.

Das spielt in der Fraktionss­itzung zunächst keine große Rolle. Stattdesse­n versichert die Kanzlerin, auch für sie seien CDU und CSU eine„Schicksals­gemeinscha­ft“, aus der die Parteien viel Kraft gezogen hätten und die Bestand haben werde. Langanhalt­ender Beifall ist die Reaktion, auch von den CSU-Abgeordnet­en. Merkel arbeitet sich dann durch die EU-Flüchtling­spolitik. Bei fünf von sieben Richtlinie­n gebe es bereits eine Einigung. Sie kommt mit einem neuen Vorschlag um die Ecke: Einzelne EU-Länder sollten Partnersch­aften mit einzelnen afrikanisc­hen Ländern eingehen. Was kurzfristi­ge Erfolge bei der Einschränk­ung der Binnenmigr­ation anbelange, könne sie „erst Ende der Woche Bericht erstatten“. Dann ist die Union wirklich wieder eine Gemeinscha­ft. Oder der finale Showdown zwischen München und Berlin kommt in Gang.

Newspapers in German

Newspapers from Germany