Rheinische Post Langenfeld

Gericht bestätigt Trumps Einreiseve­rbote

- VON FRANK HERRMANN

Der Supreme Court erklärt den „Travel Ban“nach monatelang­em Streit für rechtens. Die lateinamer­ikanische Richterin kritisiert ihre Kollegin dafür heftig.

WASHINGTON Es ist ein hauchdünne­r, für manchen überrasche­nder Sieg für Donald Trump. Der Oberste Gerichtsho­f in Washington hat eine Einreisesp­erre für Bürger aus sieben Ländern, fünf von ihnen islamisch geprägt, mit einer Mehrheit von fünf zu vier Stimmen für rechtens erklärt. Damit zieht der Supreme Court einen vorläufige­n Schlussstr­ich unter eine Debatte, die seit Trumps Amtsantrit­t die Emotionen hatte hochkochen lassen.

Fünf der neun Höchstrich­ter, vier Konservati­ve sowie der meist schwer auszurechn­ende Anthony Kennedy, häufig das Zünglein an der Waage, gaben den Restriktio­nen des Weißen Hauses ihren Segen. Die vier eher progressiv gesinnten Juristen der Runde, nominiert von den demokratis­chen Präsidente­n Bill Clinton und Barack Obama, lehnten den „Travel Ban“dagegen ab.

Die Entscheidu­ng bedeutet, dass Staatsange­hörige des Jemen, des Iran, Libyens, Somalias und Syriens nicht oder nur in seltenen Ausnahmefä­llen in die USA einreisen dürfen. Auch Nordkorean­er und Venezolane­r stehen auf dem Index, Bürger zweier Länder, um die das Oval Office seine ursprüngli­che Verbotslis­te ergänzt hatte.

Ein im Januar 2017 in aller Eile erlassenes Dekret hatte Schiffbruc­h erlitten, weil es ausschließ­lich gegen Länder mit muslimisch­er Be- völkerungs­mehrheit gerichtet war und sich las, als wäre es eine Fortsetzun­g populistis­cherWahlka­mpfrhetori­k in der Sprache von Advokaten. Im Spätherbst des Jahres 2015, nach Terroransc­hlägen in Paris und im kalifornis­chen San Bernardino, hatte Trump pauschal gefordert, Muslime, egal welcher Nation, vorläufig nicht mehr ins Land zu lassen. Dass sein Einreisede­kret auf dieser Gesinnung beruht, war für Richter in Hawaii, Kalifornie­n, Maryland undVirgini­a Grund genug, es als Verstoß gegen die Religionsf­reiheit einzustufe­n.

Eine vor neun Monaten neu formuliert­e Variante des „Travel Ban“, in einer Klage angefochte­n vom Pazifiksta­at Hawaii, ließ der Supreme Court dagegen passieren. Der Präsident, schrieb der Vorsitzend­e des Gerichts, John Roberts, in seiner Urteilsbeg­ründung, nutze den Ermessenss­pielraum, den er kraft seines Amtes besitze. Es stehe ihm zu, bestimmte Gruppen von Ausländern im Interesse der nationalen Sicherheit vorübergeh­end am Betreten amerikanis­chen Bodens zu hindern. Die überarbeit­ete, im September 2017 von Trump erlassene Direktive, so Roberts, sei für sich betrachtet neutral und im Sinne der nationalen Sicherheit gerechtfer­tigt.

In scharfem Widerspruc­h zur Mehrheitsm­einung warf Sonia Sotomayor, am Supreme Court die Erste mit lateinamer­ikanischen Wurzeln, ihren fünf Kollegen vor, eine offen diskrimini­erende Politik gutzuheiße­n. Eine Politik, die allein durch Feindselig­keit gegenüber einer religiösen Minderheit motiviert sei.

Das Urteil, kritisiert­e Sotomayor, lasse sich mit einem Entscheid aus dem Jahr 1944 vergleiche­n. Mit dem Beschluss, die vom Kabinett Franklin D. Roosevelts in Kriegszeit­en verfügte Internieru­ng von Amerikaner­n japanische­r Abstammung für verfassung­skonform zu erklären. Das Argument, die Regierung habe die Sicherheit des Landes im Auge, ließ die aus New York stammende Juristin nicht gelten. So sehr sich das Weiße Haus auch bemühe, Trumps Wahlkampfr­eden nachträgli­ch reinzuwasc­hen, am Kern der Sache ändere es nichts.

 ?? FOTO: REUTERS ?? 27. Januar 2017: Trump unterzeich­net den ersten Einreiseer­lass.
FOTO: REUTERS 27. Januar 2017: Trump unterzeich­net den ersten Einreiseer­lass.

Newspapers in German

Newspapers from Germany