Von Moyland nach Wuppertal
Bettina Paust kehrt dem Museum Schloss Moyland nach ständigen Streitereien den Rücken.
WUPPERTAL Die ehemalige künstlerische Direktorin von Museum Schloss Moyland, Bettina Paust, wird ab Herbst das Kulturbüro der StadtWuppertal von ihrerVorgängerin Monika Heidermoser übernehmen. Die Aufgaben der 56-jährigen Kunsthistorikerin werden dort die Förderung und Beratung der freien Kunst-, Theater- und Tanzszene, die Entwicklung und Durchführung von Kulturprojekten und die Aquise von Drittmitteln sein. Damit kehrt Paust nach ständigen Streitereien und Querelen in der Stiftungsleitung dem Museum Schloss Moyland mit seinem einzigartigen Bestand von rund 6000 vor allem frühe Arbeiten des Künstlers Joseph Beuys endgültig den Rücken. Jetzt wird dort neben den Stellen des Verwaltungsleiters und des Leiters des Joseph-Beuys-Archivs auch die der künstlerischen Leitung vakant. Das Land NRW als einer der Stifter bedankte sich gestern für die vielfältigen Impulse, die Paust vor allem als künstlerische Direktorin und Leiterin des Joseph Beuys Archivs sowie als Stellvertretende Künstlerische Direktorin für die Museumsarbeit gesetzt hat. „Frau Paust hat ihre Fachkompetenz viele Jahre erfolgreich in die Stiftung Museum Schloss Moyland eingebracht. Ich freue mich, dass das Wuppertaler Kulturbüro nun von ihrer Expertise als Kultur- und Kunstkennerin profitieren kann und wünsche ihr für ihre neue Aufgabe alles Gute“, gab Ministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen der scheidenden Kunsthistorikerin mit auf dem Weg.
Paust hatte nach der Übernahme der Museumsleitung 2009 Moyland neu aufgestellt und grundlegend modernisiert, nachdem die Stiftung mehrere Jahre damals schon keinen Direktor hatte finden können. Aus dem Haus mit der kuriosen, über zehn Jahre ununterbrochen präsentierten „Moyländer Hängung“machte sie ein zeitgemäßes Museum mit entsprechender Präsentation, die regelmäßig gewechselt wird. Damit nahm Paust nach derWiedereröffnung des Schlosses 2011 auch der massiven Kritik an Moyland, die vor allem aus grafischen Arbeiten bestehende Sammlung von wertvollen Beuys-Blättern zu gefährden, den Wind aus den Segeln. Sie förderte maßgeblich die Museumspädagogik, versuchte auch den Kindern den Beuys zu erklären und wagte 2015 mit „Beuys-digital“den Schritt ins digitale 21. Jahrhundert.
Dennoch: Immer wieder kam es zu Querelen mit der Stiftungsleitung, hier vor allem auch mit der Sammlerfamilie van der Grinten, die einst ihre Kunstsammlung in die Stiftung gab. 2016 hieß es dann seitens der Stiftung, die Kunsthistorikerin habe mit ihrem Konzept 2009 überzeugen können, aber nach sieben Jahren habe man resümiert, den Vertrag nicht zu verlängern. Die Stiftung stufte Paust zurück als „stellvertretende künstlerische Leiterin“. Paust zog vor Gericht, gewann die erste Instanz vor dem Arbeitsgericht und ging in der zweiten Instanz in ein Güterichterverfahren, das seit 2017 läuft und immer noch keinen Abschluss gefunden hat.
Im Museum Kurhaus Kleve hofft man auch künftig auf eine gute gemeinsame Zusammenarbeit mit Schloss Moyland. „Voraussetzung dafür wäre allerdings, dass das Museum Schloss Moyland endlich einen Ausweg aus der Vielzahl seiner internen Querelen findet und als produktiver Partner kenntlich wird“, sagt Kleves Museumsdirektor Harald Kunde. In Kleve stehe man bereit. Ähnlich formuliert es auch Moyland-Kuratoriumsmitglied und Bürgermeister der Gemeinde, Peter Driessen: „Ich hoffe, dass der für mich unnötige Schritt, Frau Paust gehen zu lassen, dazu beiträgt, dass Moyland endlich seinen Frieden findet.“Er sei gespannt wie es weitergeht. „Jetzt hat der Vorstand Klarheit und wird die Stelle neu besetzen können“, kommentierte Arnim Brux, Vertreter des Landes im Stiftungsvorstand, die Situation. Einfach wird das nicht: Für die Stelle des Verwaltungsdirektor hat sich bis jetzt kein geeigneter Kandidat gefunden.