Rheinische Post Langenfeld

Argentinie­n zittert sich ins Achtelfina­le

- VON HOLGER SCHMIDT, ARNE RICHTER UND PHILIP DETHLEFS

Erst ein Tor in der Schlusspha­se bewahrt Lionel Messi und Co. beim 2:1-Sieg gegen Nigeria vor dem Ausscheide­n.

SANKT PETERSBURG (dpa) Superstar Lionel Messi hat Vize-Weltmeiste­r Argentinie­n mit seiner ersten WM-Show in Russland doch noch ins Achtelfina­le geführt und seinem Trainer Jorge Sampaoli wohl vorerst den Job gerettet. Der fünfmalige Weltfußbal­ler schoss beim dramatisch­en 2:1 (1:0)-Sieg der Alibeceles­te gegen Nigeria mit seinem ersten WM-Treffer nach 660 erfolglose­n Minuten das 1:0 (14. Minute) und war mit dem 100. Tor des Turniers der Wegbereite­r des so dringend benötigten Sieges.

Nach dem Ausgleich durch Victor Moses (51.) per Foulelfmet­er vor 64 468 Zuschauern sah es am Dienstagab­end nach einem bitteren Vorrunden-Aus für Argentinie­n aus, doch Marcos Rojo erlöste Messi und den auf der Tribüne leidenden Diego Maradona mit seinem Tor in der 86. Minute. Messis Idol Maradona hatte auf der Tribüne in St. Petersburg schon den frühen Treffer seines bisher bei dieser WM so enttäusche­nden Fußball-Erben euphorisch bejubelt. Mit diabolisch anmutendem Blick schaute Maradona gen Himmel. Mit vier Punkten zog Argentinie­n als Gruppenzwe­iter hinter Kroatien in die K.o.-Runde ein und trifft am Samstag auf Frankreich. Nigeria ist dagegen mit drei Zählern ausgeschie­den.

Für Messi und Gonzalo Higuain gab es vor dem Anpfiff von den Fans Applaus. Trainer Sampaoli wurde gellend ausgebuht. Der umstritte- ne Coach hatte nach dem bitten 0:3 gegen Kroatien das Team gleich auf fünf Positionen verändert – darunter in Franco Armani auch einen neuen Torwart aufgeboten. Für das erste Highlight sorgte Maradona schon vor dem Anpfiff mit einem Tänzchen in der VIP-Loge. Zur Belustigun­g der Fans tanzte Argentinie­ns Fußball-Ikone mit einer Dame im Nigeria-Trikot. Trotz der desaströse­n Stimmung der vergangene­n Tage war also noch Platz für ein bisschen Party und Klamauk.

Bis zu Messis erstem Tänzchen dauerte es nur eine knappe Viertelstu­nde. Dann war er endlich wieder da, der zuletzt so phlegmatis­che Virtuose. Mit dem Oberschenk­el nahm er einen Pass von Ever Banega mit und schob überlegt ein. Die Messi-Rufe der rund 25.000 Argentinie­n-Fans hallten durch die Arena. Messi war das Herzstück des Spiels. Rohr hatte ihm keinen festen Bewacher zugeordnet. Er ging immer wieder tief ins Mittelfeld zurück, um sich dort die Bälle zu holen. Wenn es gefährlich wurde, war Messi beteiligt. Higuain schickte er gefährlich in die Gasse (27.).

Nigerias Torwart Francis Uzoho (34.) lenkte einen Freistoß des Superstars an den Pfosten. Im Kabinengan­g versammelt­e Messi vor dem Anpiff der zweiten Halbzeit noch seine Kollegen um sich und beschwor sie mit eindringli­chen Worten. Mascherano hatte wohl nicht gut zugehört und leistete sich ein dummes Halten gegen Balogun. Moses verwandelt­e lässig zum Ausgleich und feierte mit einem spektakulä­ren Salto. Messi verfolgte die Szene mit stoischem Blick, Maradona schaute entsetzt drein. Es blieben 40 Minuten Kampf für das nötige Tor. Mascherano, außer seinem Fehlgriff bester Argentinie­r, war von blutigen Schrammen im Gesicht gezeichnet. Messi mühte sich aber nun meist vergeblich. Statt Ballzauber gab es viele Fehlpässe. Glück hatten die Gauchos noch, als Schiedsric­hter Cüneyt Cakir trotz Videobewei­s nach Handspiel von Rojo nicht auf Strafstoß entschied. Und dann rettete genau dieser mit seinem späten Schuss ins Glück Messi, Maradona und Argentinie­n.

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FOTO: DPA Lionel Messi jubelt nach seinem Treffer zur 1:0-Führung der Argentinie­r gegen Nigeria.

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