Die Gymnasien im Kreis müssen für G9 wachsen
Das Abitur soll künftig nach neun statt zuletzt acht Jahren erworben werden. Die örtlichen Schulträger stellen sich auf die neue Struktur ein.
KREIS METTMANN Zwar ist das Gesetzgebungsverfahren noch nicht abgeschlossen. Aber G9 soll bereits für die Kinder gelten, die in diesem Sommer aufs Gymnasium wechseln. Wir haben uns in den Städten umgehört.
In Haan, wo gerade das Gymnasium für mehr als 30 Millionen Euro neu gebaut wird – die Raumpläne waren auf eine vierzügige Schule bei G8 ausgerichtet – fasste der Bildungsausschuss in der vorigen Woche den Beschluss, den Neubau buchstäblich aufzustocken, um sieben weitere Klassenräume zu schaffen. 3,4 Millionen Euro wird das vermutlich zusätzlich kosten – aber nur, weil jetzt alles im normalen Baustellenablauf eingefügt werden kann. Ein späterer Anbau hätte ein Mehrfaches gekostet.
Zur Ausschuss-Sitzung lieferte der CDU-Landtagsabgeordnete (für Mettmann, Erkrath, Haan, Hilden) Christian Untrieser eine Fülle von Informationen aus Düsseldorf. Obenan steht für ihn: „Grundsätzlich werden alle öffentlichen Gymnasien zum Schuljahr 2019/2020 auf den neunjährigen Bildungsgang umgestellt. Sie umfasst die Jahrgänge 5 und 6 des Gymnasiums, also auch die Kinder, die zum Schuljahr 2018/2019 im Gymnasium aufgenommen wurden. Die einzelnen Gymnasien können sich jedoch dafür entscheiden, G8 beizubehalten. Dies muss die Schulkonferenz mit 2/3 Dritteln der Stimmen beschließen. Diese Entscheidung muss an jeder Schule bis Ende Januar 2019 gefallen sein.“
Untrieser äußert sich auch dazu, wie die Umstellungen bezahlt werden sollen: „Im Falle einer Umstellung von G8 auf G9 fallen Kosten an (zum Beispiel Schaffung neuer Räumkapazitäten und deren Ausstattung), die zunächst bei den kommunalen Schulträgern auflaufen. Aufgrund des in NordrheinWestfalen geltenden Konnexitätsprinzips sind die Kosten für die zusätzliche Aufgaben den Kommunen vom Land zu ersetzen.“
Fest steht bisher: Die Kommunen haben Anspruch auf Kostenerstattung. Wie genau der aber aussehen wird, ist offen.
Auch das städtische HelmholtzGymnasium Hilden hat sich entschlossen, zu G9 zurückzukehren. Der Stadtrat hat nach gut zehn Jahren Diskussion beschlossen, dass die einzige städtische Oberschule ein neues Oberstufenzentrum für 3,7 Millionen Euro bekommt. Das ist viel Geld, aber wirtschaftlicher als weiter Geld in den bestehenden Altbau (Kocks-Gebäude) zu stecken. Der Neubau ist so konzipiert, dass bei Bedarf angebaut und aufgestockt werden kann. Das wird mit der Rückkehr zu G9 nämlich nötig. Sechs zusätzliche Klassen müssen her, weiß Maria Gründken vom städtischen Gebäudemanagement. Mehrkosten: rund 1,5 Millionen Euro. Die neue Planung wird dem Schulausschuss am 5. Juli vorgestellt. Um Kosten für ContainerKlassen zu sparen (rund 480.000 Euro), entsteht der Neu- neben dem Altbau auf dem Gelände des Schulcampus Holterhöfchen: Dieser wird nach dem Umzug der Schüler abgerissen. Noch im Sommer soll mit den Arbeiten begonnen werden. Bauzeit: 1,5 bis zwei Jahre. Das neue Oberstufenzentrum wäre also 2020/ 21 fertig – und das Helmholtz-Gymnasium dann für G9 gerüstet. Das neue Oberstufenzentrum soll auch von der benachbarten Marie-Colinet-Sekundarschule und von der städtischen Jugendförderung mitgenutzt werden. Lehrer, Eltern und Schüler dürfen bei der Planung mitreden.
Sowohl das Konrad-AdenauerGymnasium in Langenfeld als auch das Monheimer Otto-Hahn-Gymnasium werden ihre kommenden Fünftklässler in neun (G9) statt bisher acht Jahren zum Abitur führen. In Monheim hatte Schulleiter Hagen Bastian erklärt, das OHG werde der Leitentscheidung der Landesregierung folgen und definitiv zu G9 zurückkehren. Bürgermeister Daniel Zimmermann hatte zwar angedeutet, die Stadt favorisiere G8, aber eingeräumt, man werde das Gymnasium und die Eltern bei ihrem Wunsch unterstützen. „Durch G 9 sind weitere Ausbauten notwendig“, sagte Peter Heimann, zuständiger Fachbereichsleiter. „Die Kosten hierfür lassen sich noch nicht beziffern.“Das Gymnasium werde außerdem ab 2019/20 siebenzügig geführt (bisher sechs Züge).
In Langenfeld gibt es keine räumlichen Engpässe. „Wir machen uns da keine Sorgen“, sagte Referatsleiter Ulrich Moenen. „Wir bringen G9 gut unter.“Zusätzlich gebe es mehr Platz, weil das KAG im Verwaltungsbereich anbauen wolle. Welche Kosten durch die Umstellung entstünden, ließe sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Wahrscheinlich werde es auch neue Schulbücher geben, vermutet Moenen.
Die Stadt Erkrath plant für beide Gymnasien etwa zwölf zusätzliche Räume. Welcher Art die Neu- oder Umbauten sein werden, steht noch nicht fest. „Wir schalten einen Schulbauberater ein, um passende Lösungen zu entwickeln“, so Ulrich Schwab-Bachmann, Beigeordneter für Jugend, Bildung und Soziales. Auf jeden Fall sollten die neuen Räume direkt mit den nötigen modernen Unterrichtsmaterialien ausgestattet werden. Die Kosten für die Maßnahmen könnten noch nicht kalkuliert werden. „Bisher lassen sich nur die Schülerfahrtkosten beziffern.“Diese würden sich um rund 35 000 Euro pro Jahr erhöhen.
Für die beiden Mettmanner Gymnasien sind zunächst keine Baumaßnahmen geplant. „Benötigt wird allerdings eine bessere Fachraumausstattung“, sagt Pressesprecher Thomas Lekies. Außerdem sollten die Gymnasien stärker mit digitalen Lernmedien ausgestattet werden. Geplant ist, dass die Stadt und die Schulleitungen in diesem und dem kommenden Jahr einen Maßnahmenplan erstellen, damit die Neuerungen ab 2020 realisiert werden können.