Rheinische Post Langenfeld

Die Gymnasien im Kreis müssen für G9 wachsen

- VON RALF GERAEDTS, CHRISTOPH SCHMIDT, PAUL KÖHNES UND PETRA CZYPEREK

Das Abitur soll künftig nach neun statt zuletzt acht Jahren erworben werden. Die örtlichen Schulträge­r stellen sich auf die neue Struktur ein.

KREIS METTMANN Zwar ist das Gesetzgebu­ngsverfahr­en noch nicht abgeschlos­sen. Aber G9 soll bereits für die Kinder gelten, die in diesem Sommer aufs Gymnasium wechseln. Wir haben uns in den Städten umgehört.

In Haan, wo gerade das Gymnasium für mehr als 30 Millionen Euro neu gebaut wird – die Raumpläne waren auf eine vierzügige Schule bei G8 ausgericht­et – fasste der Bildungsau­sschuss in der vorigen Woche den Beschluss, den Neubau buchstäbli­ch aufzustock­en, um sieben weitere Klassenräu­me zu schaffen. 3,4 Millionen Euro wird das vermutlich zusätzlich kosten – aber nur, weil jetzt alles im normalen Baustellen­ablauf eingefügt werden kann. Ein späterer Anbau hätte ein Mehrfaches gekostet.

Zur Ausschuss-Sitzung lieferte der CDU-Landtagsab­geordnete (für Mettmann, Erkrath, Haan, Hilden) Christian Untrieser eine Fülle von Informatio­nen aus Düsseldorf. Obenan steht für ihn: „Grundsätzl­ich werden alle öffentlich­en Gymnasien zum Schuljahr 2019/2020 auf den neunjährig­en Bildungsga­ng umgestellt. Sie umfasst die Jahrgänge 5 und 6 des Gymnasiums, also auch die Kinder, die zum Schuljahr 2018/2019 im Gymnasium aufgenomme­n wurden. Die einzelnen Gymnasien können sich jedoch dafür entscheide­n, G8 beizubehal­ten. Dies muss die Schulkonfe­renz mit 2/3 Dritteln der Stimmen beschließe­n. Diese Entscheidu­ng muss an jeder Schule bis Ende Januar 2019 gefallen sein.“

Untrieser äußert sich auch dazu, wie die Umstellung­en bezahlt werden sollen: „Im Falle einer Umstellung von G8 auf G9 fallen Kosten an (zum Beispiel Schaffung neuer Räumkapazi­täten und deren Ausstattun­g), die zunächst bei den kommunalen Schulträge­rn auflaufen. Aufgrund des in NordrheinW­estfalen geltenden Konnexität­sprinzips sind die Kosten für die zusätzlich­e Aufgaben den Kommunen vom Land zu ersetzen.“

Fest steht bisher: Die Kommunen haben Anspruch auf Kostenerst­attung. Wie genau der aber aussehen wird, ist offen.

Auch das städtische HelmholtzG­ymnasium Hilden hat sich entschloss­en, zu G9 zurückzuke­hren. Der Stadtrat hat nach gut zehn Jahren Diskussion beschlosse­n, dass die einzige städtische Oberschule ein neues Oberstufen­zentrum für 3,7 Millionen Euro bekommt. Das ist viel Geld, aber wirtschaft­licher als weiter Geld in den bestehende­n Altbau (Kocks-Gebäude) zu stecken. Der Neubau ist so konzipiert, dass bei Bedarf angebaut und aufgestock­t werden kann. Das wird mit der Rückkehr zu G9 nämlich nötig. Sechs zusätzlich­e Klassen müssen her, weiß Maria Gründken vom städtische­n Gebäudeman­agement. Mehrkosten: rund 1,5 Millionen Euro. Die neue Planung wird dem Schulaussc­huss am 5. Juli vorgestell­t. Um Kosten für ContainerK­lassen zu sparen (rund 480.000 Euro), entsteht der Neu- neben dem Altbau auf dem Gelände des Schulcampu­s Holterhöfc­hen: Dieser wird nach dem Umzug der Schüler abgerissen. Noch im Sommer soll mit den Arbeiten begonnen werden. Bauzeit: 1,5 bis zwei Jahre. Das neue Oberstufen­zentrum wäre also 2020/ 21 fertig – und das Helmholtz-Gymnasium dann für G9 gerüstet. Das neue Oberstufen­zentrum soll auch von der benachbart­en Marie-Colinet-Sekundarsc­hule und von der städtische­n Jugendförd­erung mitgenutzt werden. Lehrer, Eltern und Schüler dürfen bei der Planung mitreden.

Sowohl das Konrad-AdenauerGy­mnasium in Langenfeld als auch das Monheimer Otto-Hahn-Gymnasium werden ihre kommenden Fünftkläss­ler in neun (G9) statt bisher acht Jahren zum Abitur führen. In Monheim hatte Schulleite­r Hagen Bastian erklärt, das OHG werde der Leitentsch­eidung der Landesregi­erung folgen und definitiv zu G9 zurückkehr­en. Bürgermeis­ter Daniel Zimmermann hatte zwar angedeutet, die Stadt favorisier­e G8, aber eingeräumt, man werde das Gymnasium und die Eltern bei ihrem Wunsch unterstütz­en. „Durch G 9 sind weitere Ausbauten notwendig“, sagte Peter Heimann, zuständige­r Fachbereic­hsleiter. „Die Kosten hierfür lassen sich noch nicht beziffern.“Das Gymnasium werde außerdem ab 2019/20 siebenzügi­g geführt (bisher sechs Züge).

In Langenfeld gibt es keine räumlichen Engpässe. „Wir machen uns da keine Sorgen“, sagte Referatsle­iter Ulrich Moenen. „Wir bringen G9 gut unter.“Zusätzlich gebe es mehr Platz, weil das KAG im Verwaltung­sbereich anbauen wolle. Welche Kosten durch die Umstellung entstünden, ließe sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Wahrschein­lich werde es auch neue Schulbüche­r geben, vermutet Moenen.

Die Stadt Erkrath plant für beide Gymnasien etwa zwölf zusätzlich­e Räume. Welcher Art die Neu- oder Umbauten sein werden, steht noch nicht fest. „Wir schalten einen Schulbaube­rater ein, um passende Lösungen zu entwickeln“, so Ulrich Schwab-Bachmann, Beigeordne­ter für Jugend, Bildung und Soziales. Auf jeden Fall sollten die neuen Räume direkt mit den nötigen modernen Unterricht­smateriali­en ausgestatt­et werden. Die Kosten für die Maßnahmen könnten noch nicht kalkuliert werden. „Bisher lassen sich nur die Schülerfah­rtkosten beziffern.“Diese würden sich um rund 35 000 Euro pro Jahr erhöhen.

Für die beiden Mettmanner Gymnasien sind zunächst keine Baumaßnahm­en geplant. „Benötigt wird allerdings eine bessere Fachraumau­sstattung“, sagt Pressespre­cher Thomas Lekies. Außerdem sollten die Gymnasien stärker mit digitalen Lernmedien ausgestatt­et werden. Geplant ist, dass die Stadt und die Schulleitu­ngen in diesem und dem kommenden Jahr einen Maßnahmenp­lan erstellen, damit die Neuerungen ab 2020 realisiert werden können.

 ?? RP-FOTO: GERAEDTS ?? Die Baugrube für das neue Haaner Gymnasiums wird zur Adlerstraß­e hin erweitert. Im Hintergrun­d sind die ersten Fundamente zu sehen.
RP-FOTO: GERAEDTS Die Baugrube für das neue Haaner Gymnasiums wird zur Adlerstraß­e hin erweitert. Im Hintergrun­d sind die ersten Fundamente zu sehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany