Rheinische Post Langenfeld

Grüne sind unter Bedingunge­n offen für Kenia-Koalition

- VON BIRGIT MARSCHALL

BERLIN Führende Grünen-Politiker haben für den Fall eines Scheiterns der Koalition aus Union und SPD ihre Gesprächsb­ereitschaf­t für eine Regierungs­beteiligun­g signalisie­rt. „Bei einem ernst gemeinten Angebot der CDU, einen Pro-Europa-Kurs zu fahren, bei einer humanen Flüchtling­spolitik und einer klaren Linie in Energie- und Klimafrage­n sollten die Grünen bereit sein, ein Kenia-Bündnis aus CDU, Grünen und SPD im Bundestag zu unterstütz­en“, sagte Schleswig-Holsteins Vize-Ministerpr­äsidentin Monika Heinold (Grüne) dem „Redaktions­netzwerk Deutschlan­d“. Zuvor hatte auch die Fraktionsv­orsitzende im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt, die grundsätzl­iche Regierungs­bereitscha­ft der Grünen zu erkennen gegeben. Sie knüpfte sie aber an Bedingunge­n: „Wenn es darum geht, einen Neuanfang zu starten mit einer humanitäre­n und ordentlich­en Asylpoliti­k, mit einer anderen Ökolo- giepolitik, dann können wir reden. Aber so erst mal nicht.“

Eine Neuwahl im Falle des Platzens der Koalition sehen auch die Grünen als nicht erstrebens­wert an. Dabei spielt weniger die Angst vor starken Stimmenver­lusten eine Rolle als die Befürchtun­g eines Erstarkens der AfD und einer Destabilis­ierung des Landes zu einem ungünstige­n Zeitpunkt. Bei einer möglichenV­ertrauensf­rage der Bundeskanz­lerin im Bundestag haben die Grünen allerdings klar ausge- schlossen, dass sie Angela Merkel unterstütz­en würden. Würde Merkel aber versuchen, eine neue Regierung aus CDU, SPD und Grünen zu schmieden, wäre die Partei offen für Gespräche. Die Wahrschein­lichkeit einer solchen Kenia-Koalition ist aber gering. Denn in der CDU gibt es zu viele Kräfte, die den von den Grünen geforderte­n Kursschwen­k in der Asyl- und Klimapolit­ik nicht mitmachen würden.

Schleswig-Holsteins Finanzmini­sterin Heinold, die in Kiel mit CDU und FDP regiert, ergänzte: „Wenn eine Politikalt­ernative zum CSU-Kurs möglich ist, und dies auf verlässlic­her Basis vor einer Vertrauens­frage vereinbart werden kann, können die Grünen nicht abseits stehen bleiben.“Ein anderer Politiksti­l ohne CSU wäre unter diesen Bedingunge­n deutlich besser als eine Neuwahl, so Heinold.

„Die ständigen Spekulatio­nen über das Was-wäre-wenn helfen nicht weiter“, sagte Grünen-Bundesgesc­häftsführe­r Michael Kellner. „Dass wir ganz grundsätzl­ich in der Lage sind,Verantwort­ung zu tragen, haben wir bewiesen. Aber aus unserer grundsätzl­ichen Verantwort­ungsbereit­schaft folgt nicht, dass wir als Reserverad für eine abgewrackt­e Koalition dienen oder einem Koalitions­vertrag der großen Koalition beitreten“, sagte Kellner. „Da ist der Weg doch ein sehr, sehr weiter, und nichts anderes haben Monika Heinold und viele andere aus der Partei deutlich gemacht“, sagte Kellner.

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