Rheinische Post Langenfeld

Drei Favoriten für Posten des Antisemiti­smusexpert­en

- VON THOMAS REISENER

DÜSSELDORF Knapp zwei Wochen nach dem Beschluss des Landtags, einen Antisemiti­smus-Beauftragt­en zu berufen, zeichnet sich das Kandidaten­feld ab. Wie unsere Redaktion übereinsti­mmend von Mitglieder­n des Landtags und Funktionär­en jüdischer Organisati­onen in NRW erfuhr, sind drei Persönlich­keiten im Gespräch. Favorit ist der Sozialrich­ter Jan-Robert von Renesse aus Münster. Neben ihm sind auch die ehemalige NRW-Schulminis­terin Sylvia Löhrmann (Grüne) und die ehemalige SPD-Bundestags­abgeordnet­e Michaela Engelmeier aus Hagen im Gespräch.

Auf Antrag von CDU, SPD, FDP und Grünen beschloss der Landtag am 14. Juni, dass NRW einen Antisemiti­smus-Beauftragt­en bekommen soll. „Die Polizei habe im vergangene­n Jahr 324 antisemiti­sche Straftaten in NRW verzeichne­t, „das ist eine Steigerung um neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr“, heißt es in dem Antrag. Der Beauftragt­e soll Ansprechpa­rtner für Opfer sein, vorbeugend tätig werden und jährlich an den Landtag berichten.

Formal wird die Landesregi­erung den Antisemiti­smus-Beauftragt­en berufen. Faktisch hat sie den jüdischen Gemeinden eine inoffiziel­les Vorschlags­recht eingeräumt. Dem Vernehmen nach haben die jüdischen Gemeinden die drei genannten Kandidaten vorgeschla­gen – offiziell bestätigen wollte das gestern jedoch niemand.

Renesse befasste sich am Landessozi­algericht als Richter mit dem komplexen Thema „Ghettorent­en“und erwarb damit den tiefen Dank vieler Holocaust-Überlebend­er. Ex-Schulminis­terin Löhrmann, die parteiüber­greifend als besonders integre Politikeri­n gilt, hat sich zeitlebens für die deutsch-israelisch­en Beziehunge­n und gegen Antisemiti­smus engagiert. Ebenso wie Engelmeier, die beispielsw­eise immer wieder tendenziös­e Medienberi­chte zulasten Israels anprangert.

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