Knatsch beim ESC-Sieger Israel
Der Gastgeber sucht einen Austragungsort – wenn er den ESC überhaupt ausrichten darf.
TEL AVIV (dpa) Nach dem Sieg der israelischen Sängerin Netta Barzilai beim Eurovision Song Contest (ESC) im Mai gratulierte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu auf Twitter: „Netta, du bist ein echter Schatz. Nächstes Jahr in Jerusalem!“Für Israels Regierungschef war klar: 2019 wird derWettbewerb in Jerusalem stattfinden – der Stadt, die Israel als seine Hauptstadt ansieht und um die sich Israelis und Palästinenser seit Jahrzehnten streiten.
Doch nur rund sechs Wochen nach Nettas Sieg ist nicht nur Jerusalem als Austragungsort unsicher – auch Israel als Gastgeberland. Es geht um die politische Situation vor Ort und um einen Streit um den Fernsehsender Kan, der die Veranstaltung letztlich auch für Millionen Zuschauer weltweit ausstrahlen soll.
Jerusalem ist ein zentraler Streitpunkt im Nahost-Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern. Israel hat den Ostteil der Stadt 1967 im Sechstagekrieg erobert. Die Palästinenser beanspruchen Ost-Jerusalem dagegen als Hauptstadt für einen künftigen eigenen Staat. Die Stimmung ist besonders aufgeheizt, seit US-Präsident Donald Trump im Dezember Jerusalem als Israels Hauptstadt anerkannt hat.
Nach Medienberichten befürchtet die Europäische Rundfunkunion (EBU) eine Politisierung desWettbe-