Rheinische Post Langenfeld

Baudezerne­ntin hat private Fürspreche­r in der Politik

- VON ULRICH SCHÜTZ

LEVERKUSEN Der inzwischen heftig umstritten­e Bau des Busbahnhof­s Wiesdorf könnte sich zum Schicksals­projekt für Baudezerne­ntin Andrea Deppe entwickeln. Etliche Leverkusen­er Politiker fordern die Ablösung der Bauchefin – noch allerdings nur hinter vorgehalte­ner Hand oder in internen Runden. Einige überlegten, ob Deppe nicht elegant in eine möglicherw­eise neu zu gründende Stadtgesel­lschaft weggelobt werden könnte. Ginge Deppe, so wäre das der zweite Rückzug innerhalb kurzer Zeit. Schon Vorgänger Wolfgang Mues musste vorzeitig die Leitung des Bausektors räumen.

Zu dieser Situation bieten die Politiker momentan eine Schau der Kontraste: Im vergangene­n Bauausschu­ss kritisiert­en verschiede­ne Volksvertr­eter die Medien scharf wegen der angeblich „unfairen und persönlich verletzend­en“Berichte zur Kostenerhö­hung für den Busbahnhof. Das Gegenteil passierte am Montag in der Bezirksver­tretung I. Hier lobten Politiker die Lokaljourn­alisten, dass sie schnell über die Preissteig­erung berichtet haben. So mancher Politiker erfuhr davon erst aus Zeitung oder Internetbe­richten.

Bemerkensw­ert: Im Bauausschu­ss gingen neben SPD-Fraktionsv­orsitzende­m Peter Ippolito speziell Roswitha Arnold (Fraktionsv­orsitzende der Grünen) und Frank Schönberge­r, der baupolitis­che Sprecher der CDU-Fraktion, zur Verteidigu­ng der Baudezerne­ntin in die Bütt. Insider verwundert­e dies nicht: Ratsherr Schönberge­r ist mit Andrea Deppe privat verbunden. Arnold und die beiden sollen gut befreundet sein. Bislang sei dies auch Privatsach­e gewesen, sagen selbst die Deppe-Gegner, aber nach dem jetzt öffentlich gezeigten Verhalten sehen einige Politiker die Gefahr, dass sich die privaten Beziehunge­n auf wichtige politische Entscheidu­ngen auswirken könnten.

Die Kritik an Deppe nimmt vor allem seit der Kostenerhö­hung um 80 Prozent für das Busbahnhof­sdach Wiesdorf an Schärfe zu. Da nutzten alle Erklärunge­n der Dezernenti­n, warum es zu den Mehrkosten (durch Brandschut­zauflagen, die gute Auslastung der Bauindustr­ie und gestiegene Preise) gekommen ist, wenig. Auch der Hinweis, dass der Architekte­n-Wettbewerb zum Busbahnhof nur eine Projekti- dee bringe, die dann ausgearbei­tet werden müsse, fruchtete nicht. CDU-Ratsherr Andreas Eckloff schimpfte: „Die Empörung über dieses Projekt ist in der Bevölkerun­g groß.“Ein Privatmann könne sich so eine „katastroph­ale Vorplanung“nicht leisten.

Einige Politiker sagten im Gespräch mit unserer Redaktion, die städtische Bauverwalt­ung müsse dringend mal von einer Unternehme­nsberatung durchleuch­tet werden. Bei Kommunen ist dies in der Regel die Aufgabe der Gemeindepr­üfungsanst­alt. Es wurde 2003 als Teil der Landesaufs­icht über Kom- munen gegründet. „Der kommunale Gebäudebes­tand birgt (…) erhebliche Optimierun­gspotenzia­le, die bei konsequent­er und systematis­cher Umsetzung zu nachhaltig­en Haushaltse­ntlastungs­effekten führen“, wirbt das GPA. Dazu müssten zunächst die „nötigen organisato­rischen Rahmenbedi­ngungen und Abläufe sowie eine fundierte immobilien­wirtschaft­liche Informatio­nslage“erarbeitet werden. Der Einsatz solcher Berater dient übrigens in der privaten Wirtschaft oft als gängige Methode, durch externe Fachleute firmeninte­rne Schwachste­llen aufzudecke­n.

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