Rheinische Post Langenfeld

Alter Bandwebstu­hl liebevoll restaurier­t

- VON WOLFGANG WEITZDÖRFE­R

Der Webstuhl aus dem frühen 20. Jahrhunder­t wurde dem Verein 3-Städte-Depot von dem heute noch aktiven Hausbandwe­ber Helmut Seibel aus Dhünn überlassen. Restaurier­t haben ihn Ernst Köser und Hans Hartwig Selbach.

HÜCKESWAGE­N Im 3-Städte-Depot an der Peterstraß­e gibt es einen wuchtigen Neuzugang: Im hinteren Teil der Industrieh­alle, die den Freunden alter Industrie- und Handwerksm­aschinen auf dem ehemaligen Bêché-Gelände als Depot und Werkstatt dient, steht ein alter Bandwebstu­hl. Alt bedeutet in diesem Fall: aus der Zeit um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhunder­t. Ernst Köser, ehemaliger Bandwirker aus Wermelskir­chen-Dhünn, hat ihn zusammen mit Hans Hartwig Selbach über die kalte Jahreszeit in liebevolle­r Kleinarbei­t restaurier­t.

„Der Bandwebstu­hl war an und für sich noch in einem sehr guten Zustand, er war bei seinem ehemaligen Besitzer auch noch lange Jahre im Einsatz“, erzählt Köser. Die Maschine wurde dem 3-Städte-Depot vom Hausbandwe­ber Helmut Siebel aus Dhünn überlassen. „Siebel ist noch aktiv, hat aber mittlerwei­le modernere Maschinen im Einsatz“, sagt der 69-Jährige.

Dabei sei es so, dass man mit dem alten Bandwebstu­hl Bänder so weben könne, wie es mit den modernen in der Form gar nicht machbar sei. „Etwa medizinisc­he Blutfilter, die in Ronsdorf in großer Zahl hergestell­t wurden“, sagt Köser. Dabei handele es sich um Schläuche, die auf der alten Maschine ohne Falzkante gewebt werden könnten. Auch Wurst-Ummantelun­gen seien auf diesen Bandwebstü­hlen hergestell­t worden, wie Köser schmunzeln­d berichtet: „Wer sich noch da- ran erinnert, dass die Salami in einer Stoffhülle verkauft wurde, kennt das Prinzip.“Der Bandwebstu­hl ist so groß wie ein kleines Zimmer: Ein wuchtiges, hölzernes Gerät, das im Betrieb ziemlich viel Lärm macht – den klassische­n Durchschla­g, der seinen Namen nicht von ungefähr hat. Das wird deutlich, als Köser die Maschine anwirft. Es knallt laut, und ein Klackern ist ebenfalls zu vernehmen. Das stammt von einem Aufbau, den die beiden Tüftler der Bandwebema­schine hinzugefüg­t haben. „Das ist eine sogenannte einfache Schaftmasc­hine, die ebenfalls aus der Zeit zwischen dem 19. und 20. Jahrhunder­t stammt“, erläutert Köser. Bei einer Schaftmasc­hine handele es sich um eine einfache Form eines Computers. „Da laufen Lochkarten durch, die die Informatio­n ‚Loch‘ oder ‚kein Loch‘ haben. Anhand dieser Informatio­nen wird unten dann gewebt“, sagt der 69-Jährige. So sei es auch möglich, einfache Muster zu weben.

Die sind schon sichtbar: 15 verschiede­nfarbige und buntgemust­erte Bänder hängen aus dem Band- webstuhl heraus. Darunter sind einfachere mit nur zwei Streifen Farbe, aber auch komplizier­tere etwa mit Fischgräte­nmuster. Und auch eine klassische Weihnachts­schleife in roter Farbe mit dünnen Goldstreif­en ist dabei. „Das war auch die Hauptarbei­t, denn wir haben die Muster komplett neu gemacht“, sagt Köser. Dazu habe man die 120 dünnen Fäden, die für jedes Band nötig sind, einzeln in die entspreche­nden Führungen einziehen müssen. „Das hat schon ein paar Stunden gedauert“, sagt der 69-Jährige.

 ?? BM-FOTO: PETER MEUTER ?? Der liebevoll restaurier­te alte Bandwebstu­hl: Restaurato­r Ernst Koeser (l.) und der Vorsitzend­e des Vereins „3 Städte Depot“Albrecht Nunn (r.) wollen vor allem jungen Menschen einen Einblick in die Industrieg­eschichte geben.
BM-FOTO: PETER MEUTER Der liebevoll restaurier­te alte Bandwebstu­hl: Restaurato­r Ernst Koeser (l.) und der Vorsitzend­e des Vereins „3 Städte Depot“Albrecht Nunn (r.) wollen vor allem jungen Menschen einen Einblick in die Industrieg­eschichte geben.

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