Alter Bandwebstuhl liebevoll restauriert
Der Webstuhl aus dem frühen 20. Jahrhundert wurde dem Verein 3-Städte-Depot von dem heute noch aktiven Hausbandweber Helmut Seibel aus Dhünn überlassen. Restauriert haben ihn Ernst Köser und Hans Hartwig Selbach.
HÜCKESWAGEN Im 3-Städte-Depot an der Peterstraße gibt es einen wuchtigen Neuzugang: Im hinteren Teil der Industriehalle, die den Freunden alter Industrie- und Handwerksmaschinen auf dem ehemaligen Bêché-Gelände als Depot und Werkstatt dient, steht ein alter Bandwebstuhl. Alt bedeutet in diesem Fall: aus der Zeit um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Ernst Köser, ehemaliger Bandwirker aus Wermelskirchen-Dhünn, hat ihn zusammen mit Hans Hartwig Selbach über die kalte Jahreszeit in liebevoller Kleinarbeit restauriert.
„Der Bandwebstuhl war an und für sich noch in einem sehr guten Zustand, er war bei seinem ehemaligen Besitzer auch noch lange Jahre im Einsatz“, erzählt Köser. Die Maschine wurde dem 3-Städte-Depot vom Hausbandweber Helmut Siebel aus Dhünn überlassen. „Siebel ist noch aktiv, hat aber mittlerweile modernere Maschinen im Einsatz“, sagt der 69-Jährige.
Dabei sei es so, dass man mit dem alten Bandwebstuhl Bänder so weben könne, wie es mit den modernen in der Form gar nicht machbar sei. „Etwa medizinische Blutfilter, die in Ronsdorf in großer Zahl hergestellt wurden“, sagt Köser. Dabei handele es sich um Schläuche, die auf der alten Maschine ohne Falzkante gewebt werden könnten. Auch Wurst-Ummantelungen seien auf diesen Bandwebstühlen hergestellt worden, wie Köser schmunzelnd berichtet: „Wer sich noch da- ran erinnert, dass die Salami in einer Stoffhülle verkauft wurde, kennt das Prinzip.“Der Bandwebstuhl ist so groß wie ein kleines Zimmer: Ein wuchtiges, hölzernes Gerät, das im Betrieb ziemlich viel Lärm macht – den klassischen Durchschlag, der seinen Namen nicht von ungefähr hat. Das wird deutlich, als Köser die Maschine anwirft. Es knallt laut, und ein Klackern ist ebenfalls zu vernehmen. Das stammt von einem Aufbau, den die beiden Tüftler der Bandwebemaschine hinzugefügt haben. „Das ist eine sogenannte einfache Schaftmaschine, die ebenfalls aus der Zeit zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert stammt“, erläutert Köser. Bei einer Schaftmaschine handele es sich um eine einfache Form eines Computers. „Da laufen Lochkarten durch, die die Information ‚Loch‘ oder ‚kein Loch‘ haben. Anhand dieser Informationen wird unten dann gewebt“, sagt der 69-Jährige. So sei es auch möglich, einfache Muster zu weben.
Die sind schon sichtbar: 15 verschiedenfarbige und buntgemusterte Bänder hängen aus dem Band- webstuhl heraus. Darunter sind einfachere mit nur zwei Streifen Farbe, aber auch kompliziertere etwa mit Fischgrätenmuster. Und auch eine klassische Weihnachtsschleife in roter Farbe mit dünnen Goldstreifen ist dabei. „Das war auch die Hauptarbeit, denn wir haben die Muster komplett neu gemacht“, sagt Köser. Dazu habe man die 120 dünnen Fäden, die für jedes Band nötig sind, einzeln in die entsprechenden Führungen einziehen müssen. „Das hat schon ein paar Stunden gedauert“, sagt der 69-Jährige.