Rheinische Post Langenfeld

„Schule und Ganztag müssen eins werden“

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Der Unternehme­nsberater aus Reusrath ist stellvertr­etender Vorsitzend­er der neu belebten Stadtschul­pflegschaf­t in Langenfeld.

Wie ist es dazu gekommen, dass Langenfeld wieder eine Stadtschul­pflegschaf­t hat?

JAGIENIAK Ich habe als Schulpfleg­schaftsvor­sitzender der Peter-Härtling-Patenschaf­tsschule die Diskussion um den Offenen Ganztag in der Stadt verfolgt. Und das ganze Hin und Her mit den Abholzeite­n. Über meine Mitarbeit in der Landeselte­rnschaft habe ich dann gesehen, welche Möglichkei­ten es gibt. Mit meinem neuen Wissen habe ich mich dann an die Stadt gewandt – meine Einwände wurden aber nicht akzeptiert.

Was wollten Sie erreichen?

JAGIENIAK Zum Beispiel, dass Kinder auch ohne Attest bei entspreche­nden Veranstalt­ungen früher aus der Ganztagsbe­treuung abgeholt werden können. Über eine Anfrage an das Schulminis­terium habe ich erreicht, dass die Schulleitu­ngen über die Ausnahmere­gelungen informiert wurden. Dazu gehört, dass Kinder abgeholt werden können, wenn sie etwa Reitstunde­n oder privaten Musikunter­richt haben. Die Befürchtun­g, dass die Stadt hohe Summen zurückzahl­en muss, wenn Kinder den Offenen Ganztag nicht bis zum Schluss besuchen, habe ich auf Landeseben­e nicht bestätigt gefunden. Seit Beginn der OGS mussten landesweit nur für ein Kind Unterstütz­ungsbeiträ­ge zurückgeza­hlt werden.

Das haben Sie nun auf Umwegen erreicht. Wie haben Sie den Dreh zur Stadt Langenfeld bekommen? JAGIENIAK Nach dieser Erfahrung habe ich die Schulpfleg­schaftsvor­sitzenden der Grundschul­en angeschrie­ben und zu einem ElternStam­mtisch eingeladen, damit in Langenfeld ein besserer Austausch entsteht. Die Resonanz war groß. Neun Grundschul­en waren dabei. Damals wurde im Schulaussc­huss gerade der Arbeitskre­is zur Erarbeitun­g von Zielen für die Raumbedarf­splanung im Offenen Ganztag gegründet und wir als Eltern wollten gerne dabei mitwirken. Eine direkte Mitwirkung wurde uns dann aber nicht ermöglicht. Das war der Zeitpunkt, an dem uns klar wurde, wir müssen uns organisier­en, um mehr Gewicht zu bekommen, und wir haben die Stadtschul­pflegschaf­t wiederbele­bt. Als eine der ersten Aktionen haben wir ein Positionsp­apier zur Raumsituat­ion abgegeben. Übrigens: Eine Satzung habe ich in alten Unterlagen gefunden. Die haben wir übernommen. Der erste und einzige Stadtschul­pflegschaf­tsvorsitze­nde war Thomas Fournier, der heute die katholisch­e Bücherei in Wiescheid betreut.

Welche Rechte haben Sie denn jetzt als Langenfeld­er Stadtschul­pflegschaf­t?

JAGIENIAK Eigentlich keine. Wir können uns durch Gespräche und Präsenz Gehör verschaffe­n. Wir sind kein Verein, haben kein Geld und übernehmen rechtlich betrachtet keine Haftung. Wir sind lediglich Sprachrohr für Eltern und Kinder. Unser Vorstand besteht aus drei Personen: Vorsitzend­er ist Lars Grabbe, Schriftfüh­rerin Ulrike Winter. Wenn wir auch keine Rechte haben, spüren wir unsere Bedeutung. Selbst wenn wir nicht Teil der bestehende­n städtische­n Arbeitskre­ise werden können, informiert uns die Stadt nun regelmäßig.

Was sind in diesem neuen Gremium Ihre Ziele?

JAGIENIAK Wir wollen die Situation der Kinder an Schulen und im Offenen Ganztag verbessern. Die Sicht von Eltern und Schülern kann jetzt besser transporti­ert werden. Schule und Betreuung müssen besser zusammenwa­chsen, sie müssen eins werden. Was macht für Sie ein guter Ganztag aus?

JAGIENIAK Die soziale Bildung in Teams und Gruppen, die Lernzeit, in der auch die Hausaufgab­en gemacht werden. Der Wechsel zwischen Bewegung und Entspannun­g sowie natürlich ein gutes Essen.

Wie schätzen Sie persönlich bei diesem Thema die Situation in Langenfeld insgesamt ein?

JAGIENIAK Im Vergleich zu anderen Städten des Landes ist Langenfeld gut aufgestell­t, was den Ganztag angeht. Aber vieles geht nicht schnell genug. Auch wenn es hier eine konservati­v-traditione­lle Klientel gibt, kann man nicht darüber hinwegsehe­n, dass beide Elternteil­e arbeiten müssen, wenn sie etwa in Langenfeld ein Haus kaufen wollen. Was müsste sich im Offenen Ganztag und im Schulbetri­eb ändern? JAGIENIAK Es muss leiser werden im Ganztag. Mehr Ruhe- und Entspannun­gsräume müssen her. Kinder brauchen Pausen. Darüber hinaus ist die Digitalisi­erung ein wichtiges Thema. Da müsste die Stadt mal Geld in die Hand nehmen, um die Klassen mit Tablets auszustatt­en und intelligen­te Beamer anzuschaff­en. Die Anschaffun­g könnte aus zu erwartende­n Mitteln der Bildungsof­fensive des Landes und des Bundes erfolgen. Die Stadt wird allerdings dauerhaft nicht unerheblic­he Mittel für die Betreuung und Wartung der Hardware und der Systeme bereitstel­len müssen. Außerdem könnte der Übergang von der Kita zur Grundschul­e besser unterstütz­t werden seitens der Schulen. Das gilt

ähnlich für den Wechsel zur weiterführ­enden Schule. Außerdem müsste das Thema Inklusion weitergefü­hrt werden.

Reicht da eigentlich eine Stadtschul­pflegschaf­t nur für die Grundschul­en aus?

JAGIENIAK Nein. Wir werden uns ausdehnen. Wir haben mittlerwei­le die Zusage der Schulpfleg­schaftsvor­sitzenden von Konrad-Adenauer-Gymnasium, Prisma- und Kopernikus-Schule sich in eine Stadtelter­nschaft einzubring­en. Im nächsten Schuljahr wird Langenfeld eine Stadtschul­pflegschaf­t haben, in der alle Schulforme­n vertreten sind und die Themen werden noch vielfältig­er sein.

HEIKE SCHOOG STELLTE DIE FRAGEN

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH, Thomas Jagieniak (Bild) ist stellvertr­etender Vorsitzend­er der Stadtschul­pflegschaf­t. Lars Grabbe ist Vorsitzend­er, Schriftfüh­rerin Ulrike Winter.
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