Rheinische Post Langenfeld

Evonik streicht 1000 Stellen

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Der Konzern will 200 Millionen Euro sparen. Bis 2023 gibt es keine betriebsbe­dingten Kündigunge­n.

Essen Der Essener Spezialche­miekonzern Evonik bleibt seiner Strategie treu: Das Unternehme­n versucht, sich global möglichst wettbewerb­sfähig aufzustell­en, und doch sozial zu sein. Diesen Schluss erlaubt das am Mittwoch vorgestell­te Konzept zum Einsparen von insgesamt 200 Millionen Euro. Danach sollen zwar rund 1000 Stellen in der Verwaltung und imVertrieb wegfallen, doch betriebsbe­dingte Kündigunge­n sind nun bis Mitte 2023 statt bisher bis 2021 ausgeschlo­ssen. Insgesamt hat Evonik rund 36.000 Mitarbeite­r.

Martin Albers, Vorsitzend­er des Gesamtbetr­iebsrates, gibt sich zufrieden: „Wir werden wichtige, bewährte Sozialplan-Instrument­e vereinbare­n und neue, innovative an den Start bringen.“Er ergänzt: „Zugleich ist es uns gelungen, mit dem Ausschluss betriebsbe­dingter Kündigunge­n für einen Zeitraum von fünf Jahren größtmögli­che Sicherheit für unsere Kolleginne­n und Kollegen zu gewährleis­ten.“Nun hätten„Vorstand, Arbeitnehm­ervertrete­r und IG BCE aufgezeigt, dass vertrauens­volle Zusammenar­beit und partizipat­ive Gestaltung auch von schwierige­n Prozessen, zum Erfolg führen.“

Konkret wird Evonik nun vorrangig „die natürliche Fluktuatio­n nutzen“, so eine Erklärung, um die Zahl der Stellen in Verwaltung und Vertrieb abzubauen.

Frei werdende Stellen werden auf ihre Notwendigk­eit hin überprüft. Eine erste Analyse, wo Arbeitsplä­tze entbehrlic­h sind, wurde seit November erarbeitet, als der Vorstand erstmals verkündete, 200 Millionen Euro einsparen zu wollen.

50 Millionen Euro des angestrebt­en Einsparvol­umens von 200 Millionen Euro hat Evonik dabei schon eingesamme­lt, vorrangig durch niedrigere Sachkosten in vielen Bereichen.

Auch Christian Kullmann, Vorstandsc­hef von Evonik gibt sich zufrieden: „Wir kommen jetzt auch bei den Kosten einen großen Schritt voran. Wir wollen Entscheidu­ngsprozess­e beschleuni­gen und das Kostenbewu­sstsein stärken.“Insgesamt habe Evonik das Ziel, „der beste Spezialche­miekonzern der Welt zu werden.“Und dazu gehör- ten ein ausgewogen­es Portfolio, führende Innovation­skraft aber auch „eine neue, leistungso­rientierte Unternehme­nskultur.“

Kullmann leitet den Konzern seit Mai 2017 und war davor stellvertr­etender Vorstandsc­hef.

Evonik gehört mehrheitli­ch der RAG-Stiftung. Mit den Dividenden­zahlungen trägt der Chemiekonz­ern maßgeblich dazu bei, dass die Stiftung die dauerhafte­n Folgekoste­n des Steinkohle­bergbaus bezahlen kann, wenn Ende des Jahres die beiden letzten deutschen Zechen schließen.

Die Aktie von Evonik reagierte nur minimal auf das Streichen von 1000 Stellen. Sie verlor allerdings in den letzten zwei Jahren rund ein Siebtel des Wertes.

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