Bauern kämpfen gegen Sparpläne im EU-Haushalt
WIESBADEN (dpa) Der Bauernverband macht Druck wegen der geplanten schärferen Regeln für die Schweinehaltung. Präsident Joachim Rukwied warnte auf dem Deutschen Bauerntag vor einerVerlagerung der Ferkelzucht ins Ausland, sollte nicht bald eine Lösung im Streit um die Kastration der Tiere gefunden werden. Es müsse eine schnelle politische Entscheidung geben oder der Ausstiegstermin für die Kastration der Ferkel ohne Betäubung mit mehrjährigen Übergangsfristen verschoben werden. „Sonst werden wir einen großen Teil der Ferkelhaltung verlieren.“, sagte Rukwied.
Ferkel werden kastriert, um den von vielenVerbrauchern als störend empfundenen Ebergeruch beim Erhitzen des Fleisches auszuschließen. Bisher war es üblich, dass Landwirte die Tiere kurz nach ihrer Geburt ohne Betäubung kastrierten. Diese seit Jahren nur geduldete Praxis wird mit Beginn des nächsten Jahres nicht mehr erlaubt sein. Tierschützer lehnen die Forderung des Bauernverbands nach einer Lokalanästhesie der Tiere ab, weil die Ferkel dabei eventuell weiter Schmerzen erleiden müssen. Bei der Agarministerkonferenz in Münster hatte es Ende April keine gemeinsame Linie in dem Konflikt gegeben.
Der Bauernpräsident erneuerte seine Forderung nach einem weiterhin starken EU-Agrarbudget für die deutschen Landwirte. Die Bauern brauchten Verlässlichkeit und Stabilität. Dafür müsse sich auch der Bund einsetzen. Nach einem Vorschlag der EU-Kommission sollen die deutschen Bauern künftig weniger Geld aus dem EU-Haushalt bekommen als bisher. Laut Kommissionspapier sollen von 2021 bis 2027 nur noch rund 41 Milliarden Euro bereitstehen. Im Finanzrahmen von 2014 bis 2020 sind noch rund 44,1 Milliarden Euro verfügbar. Geplant ist zudem, dass die Direktzahlungen an die Bauern künftig etwa an Umweltmaßnahmen gekoppelt werden sollen und es eine verpflichtende Obergrenze für die Gelder gibt.
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) wird am zweiten Tag des Bauerntags zu den deutschen Landwirten sprechen und die Position der Bundesregierung für die künftige Agrarpolitik erklären. Am Donnerstag will der Verband auch eine sogenannte „Wiesbadener Erklärung“mit den Kernforderungen der deutschen Landwirte an Brüssel vorlegen. Der Deutsche Bauernverband vertritt nach eigenen Angaben die Interessen von rund 300.000 Landwirten und ihren Familien.