Rheinische Post Langenfeld

Weniger politische Straftaten

- VON THOMAS REISENER

Für NRW-Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) ist das kein Grund zur Entwarnung.

DÜSSELDORF Die wohl im Herbst anstehende Rodung des Hambacher Forsts könnte laut NRW-Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) erhebliche Kapazitäte­n bei NRW-Sicherheit­sbehörden binden. „Die linke Szene ist inzwischen total durchorgan­isiert, aber unsere Vorbereitu­ngen laufen“, sagte Reul bei der Vorstellun­g des Verfassung­sschutzber­ichtes.„Die Szene im Hambacher Forst hat sich radikalisi­ert“, betonte auch Verfassung­sschutz-Präsident Burkhard Freier, „die wollen nicht mehr Klimaschut­z, sondern sind gegen den Staat.“

DasWaldstü­ck zwischen Köln und Aachen soll gerodet werden, um dort Braunkohle abbaggern zu können. Seit etwa fünf Jahren verschanze­n sich dort zum Teil gewalttäti­ge Aktivisten, um die Abholzung zu verhindern. Die Polizei habe erst in dieser Woche bei einer Ortsbesich­tigung Dutzende von so genannten Baumhäuser­n der Aktivisten in teilweise dreistöcki­ger Höhe ausgemacht, berichtete Reul. Sie seien aber richterlic­h als Wohnungen eingestuft worden. „Das macht es für die Polizei nicht leichter“, sagte Reul und ließ seine Strategie durchblick­en:„Wenn das Wohnungen sind, muss es da ja auch einen Brandschut­z geben ...“

Hintergrun­d: Reuls neue Polizei-Abteilungs­leiterin im Innenminis­terium, Daniela Lesmeister, hatte in ihrer vorherigen Funktion als Dezernenti­n in Duisburg verwahrlos­te

Burkhard Freier Problemhäu­ser räumen lassen, deren Vermietung rechtlich kaum zu verhindern war – Lesmeister hatte in den Häusern unzureiche­nden Brandschut­z feststelle­n lassen und so die rechtliche Handhabe, die Häuser dicht zu machen.

Insgesamt ist die Zahl der politische­n Straftaten in NRW rückläufig. Die Behörden verzeichne­ten im vergangene­n Jahr 1370 linksextre­misti- sche Straftaten – zwölf Prozent weniger als im Vorjahr. Dem standen 3760 rechtsextr­emistische Straftaten gegenüber – fast 20 Prozent weniger als im Vorjahr. „Kein Grund zur Entwarnung“, sagte Reul. Im Zehn-Jahres-Verlauf lägen die Zahlen immer noch „auf erschrecke­nd hohem Niveau“. Die Salafisten-Szene stagniert in NRW erstmals nach jahrelange­m Anstieg. Derzeit zählen die Behörden in NRW 3000 radikale Islamisten, davon gelten 800 als gewaltbere­it. Das sind 100 mehr als im Vorjahr.

Grünen-Sicherheit­sexpertin Verena Schäffer ging bei der Analyse des Verfassung­sschutz-Materials in die Tiefe: „Der Rückgang der rechtsextr­emen Straftaten im Vergleich zum Vorjahr täuscht.“Wichtiger sei der Befund, dass die Zahlen seit dem zweiten Halbjahr 2014 sprunghaft angestiege­n seien und sich immer noch deutlich über dem Niveau von 2013 befänden. Schäffer bringt dies mit dem Aufkeimen der Pegida-Bewegung und dem Höhenflug der AfD in Verbindung. „Rechte Äußerungen in der Öffentlich­keit führen auch zu rechtsextr­emen Straftaten“, so Schäffers Analyse.

„Die Szene im Hambacher Forst hat sich radikalisi­ert – die wollen nicht mehr Klimaschut­z, sondern sind

gegen den Staat“

NRW-Verfassung­sschutz-Präsident

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