Rheinische Post Langenfeld

Arrivederc­i Roma

- VON FRANK VOLLMER

Annette Schavan, deutsche Botschafte­rin beim Vatikan, verlässt ihren Posten. Die Krisen in Kirche und Politik sind auch bei ihrem letzten Empfang in Rom Thema. Ein Abend mit Erdbeereis, Einigkeits­appellen und Frank Sinatra.

ROM „MyWay“, natürlich. Zu Abgängen aller Art scheint Frank Sinatra Pflicht zu sein. Annette Schavan hat gerade eine Begrüßungs- und Abschiedsr­ede in einem gehalten – ihre vierjährig­e Amtszeit als deutsche Vatikanbot­schafterin ist zu Ende –, da stimmt ein Jazztrio den Evergreen an. Unter Applaus tritt Schavan in den Kreis der Gäste zurück, lässt sich ein Bier reichen mit den Worten: „Das brauch ich jetzt!“

Schavan (63) war seit 2014 Botschafte­rin der Bundesrepu­blik Deutschlan­d beim Heiligen Stuhl und zuletzt auch beim Souveränen Malteseror­den, so die offizielle­n Bezeichnun­gen. Mit diesem Monat endet ihr Dienst. Ihr Nachfolger, Michael Koch (62), kommt aus dem Auswärtige­n Amt: Er war Leiter der Rechtsabte­ilung und zuvor unter anderem Sonderbeau­ftragter für Afghanista­n und Pakistan.

Der Anlass für Rede und Musik ist aber eigentlich nicht der Wechsel; dies ist keine Verabschie­dung, sondern der Empfang amVorabend des katholisch­en Hochfests Peter und Paul, den Schavan etabliert hat. Die beiden Apostelfür­sten sind die Stadtpatro­ne Roms.

„My Way“also, gesungen wird dann allerdings nicht. So abgegriffe­n der Sinatra sein mag – hier passt er: Schavan war nicht nur die erste Frau auf diesem Posten, sie hat ihn als Nichtdiplo­matin auch auf ihre Art ausgefüllt. Die deutsche Botschaft (es gibt Menschen, die sagen, vor 2014 sei es hier „verschnarc­ht“gewesen) hat sie mit Vorträgen und Diskussion­en belebt, etwa zum Reformatio­nsjubiläum. Schavan ist eben Politikeri­n und war Chefin des Cusanuswer­ks, der katholisch­en Studienför­derung in Deutschlan­d: eine Netzwerker­in, eine Frau des Diskurses.

Sie versteht diesen Empfang, ihren Empfang, als ökumenisch­en Abend. Petrus und Paulus verbänden alle christlich­en Konfession­en, sagt sie, und das Verbindend­e unter den Christen sei zu stärken in Zeiten, da Menschen Führung suchten und Slogans Sicherheit bloß vorgaukelt­en. Der christlich­e Beitrag zur Politik sei vor allem der Respekt vor der Menschenwü­rde. Ansonsten: grazie di cuore, von Herzen Dank an alle.

Anwesend sind Kirchenver­treter, Diplomaten, Journalist­en und„Kulturmitt­ler“, wie es im Botschafts-

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