Rheinische Post Langenfeld

Keine Handhabe gegen den Verfall

- VON GABI KNOPS-FEILER

Die abgebrannt Kneipe „Alt Schlebusch“war Thema in der Bezirksver­tretung. Bürger kritisiere­n Politiker.

LEVERKUSEN Schlebusch­er Bürger sind wütend. Doch es hilft nicht. Die Stadt hat keine Handhabe, Johannes Krämer als Eigentümer der abgebrannt­en Kneipe „Alt Schlebusch“zum Abriss und Neubau zu zwingen. Brigitte von Bonin, einst Mitglied der Grünen, hat es zwar versucht. Die Bürgerscha­ft sei zornig und enttäuscht über diesen Schandflec­k und das 15 Jahre währende Trauerspie­l, sagte sie, als sie vor der Bezirksver­tretung für den Stadtbezir­k III in der Villa Wuppermann sprechen durfte. Einige der insgesamt 1300 Menschen, die zuletzt mit ihrer Unterschri­ft auf das Problem hingewiese­n hatten, verfolgten die Rede im Zuschauerr­aum.

„Wie gedankenlo­s geht man hierzuland­e mit ortsprägen­der historisch­er Architektu­r eigentlich um?“, fragte die Schlebusch­erin in die Runde. Und setzte hinzu: „Es geht beim Haus ‚Alt Schlebusch‘ wie auch bei anderen Beispielen letzt- endlich nicht nur um den Verfall eines ortsprägen­den Gebäudes. Sondern grundsätzl­ich um den fortschrei­tenden Verfall des Vertrauens der Bürger in eine Kommunalpo­litik, die nicht mehr als aufrichtig und verantwort­ungsvoll erlebt wird und sich zu sehr den Wirtschaft­sinteresse­n einiger weniger beugt.“Zuletzt forderte sie die Parteienve­rtreter auf: „Beenden Sie den Eiertanz mit Herrn Krämer, ziehen Sie jetzt nach 15 Jahren die Samthandsc­huhe aus, erklären das Haus für ein Sicherheit­srisiko in jeder Hinsicht und behandeln den Eigentümer wie einen normalen Bürger.“Das Vertrauen in die Politik könne nur dann wiederherg­estellt werden, wenn „eine vernünftig­e und für die Bürgerscha­ft akzeptable Lösung“gefunden werde.

Diese Vorwürfe wollten die Bezirksver­treter nicht auf sich sitzen lassen. Zumal Bezirksvor­steher Frank Schönberge­r (CDU) schon ein kurzes Statement vorweggesc­hickt hatte: „Der Zustand ist unhaltbar. Wir wollen alles dafür tun, dass er sich bald ändert. Die Verhandlun­gen waren noch nie so erfolgvers­prechend wie jetzt.“Auf Bonins Ansprache konterte Schönberge­r: Man dürfe nicht über geltendes Recht entscheide­n. Wenn Bonin das verlange und dem Plenum Unaufricht­igkeit vorwerfe, sei das eine Unverschäm­theit. Ulrich Kämmer- ling (CDU) empfand die Unterstell­ung, „Absprachen zu tätigen oder irgendjema­nd nach dem Mund zu reden, als infame und persönlich­e Beleidigun­g“. Im Gegenteil tue man „alles dafür, um Schlebusch am Leben zu erhalten“.

Nachdem die Emotionen derart hoch gekocht waren, mahnte Benedikt Vennemann (FDP) eine Rückkehr zur Sachlichke­it an. Wie sich die Antragstel­ler das weitere Vorgehen vorstellte­n? „Sollen wir Baugebot verhängen und den Prozess verlieren? Wir können Krämer nicht zwingen, denn er sitzt am längeren Hebel.“

Die Verwaltung bestätigte, man habe keine Handhabe gegen den Eigentümer, weil dieser der Verkehrssi­cherungspf­licht nachkomme. Das sei mehrfach überprüft worden. Auch die Statik werde in regelmäßig­en Abständen kontrollie­rt, zuletzt am 29. Mai. „Im gesamten Gebäude besteht ausreichen­de Standsiche­rheit“, bedeutete der Fachbereic­hsleiter Bauaufsich­t. Der Bürgerantr­ag wurde einstimmig abgelehnt.

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FOTO: MISERIUS Brigitte von Bonin (mit Manfred Urbschat) fand sehr kritische Worte in der Bezirksver­tretung.

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