Rheinische Post Langenfeld

Wo ein Feuerwehra­uto vorm Haus steht

- VON VERENA BRETZ

Vater und Sohn Willems haben das US-Fahrzeug gekauft. Es war nach den Anschlägen vom 11. September im Einsatz.

WITZHELDEN Wenn Alexander Willems morgens, noch leicht verschlafe­n, aus seinem Fenster in den Vorgarten schaut, dann sieht er dort ein amerikanis­ches Feuerwehra­uto stehen. Und das ist kein Traum. Obwohl: Dieses Fahrzeug ist ein Traum! Rund elf Meter lang, glänzend-roter Lack, blinkende Chromteile und vorne auf der Stoßstange eine fette Glocke. „Seit dem 15. Juni steht das Fahrzeug nun bei uns vorm Haus“, sagt der 28-Jährige.

Zuvor musste der sogenannte Rescue Pumper – so heißt ein Fahrzeug, das sowohl bei Bränden als auch bei technische­n Hilfeleist­ungen eingesetzt wird – eine weite Reise aus New Jersey zurücklege­n. Rund zweieinhal­b Wochen dauerte der Transport per Schiff von New York nach Hamburg. Dort haben Alexander Willems und sein Vater Detlef das imposante Fahrzeug dann selbst abgeholt. „Die Rückfahrt war der Hammer“, erzählt Alexander Willems, ebenso wie sein Vater selbst seit vielen Jahren Feuerwehrm­ann. „Mein Vater durfte zuerst ans Steuer.“An den Raststätte­n war das auffällige Fahrzeug dann beliebtes Selfie-Motiv, unterwegs haben die Autofahrer gehupt, und sogar vorbeifahr­ende Polizisten haben vor Begeisteru­ng die Daumen nach oben gereckt.

„Das Auto ist aber nicht nur ein Hingucker, sondern es hat auch eine richtige Geschichte“, sagt Willems. „Nach den Terroransc­hlägen vom 11. September 2001 war es in New York im Einsatz.“Seine letzte Fahrt mit der Aberdeen Oak Shades Fire Company hatte das Auto dann Ende April. „Mit den Kollegen stehen wir in engem Kontakt, denn die möchten natürlich wissen, was ihr Fahrzeug nun so macht.“Im August will Alexander Willems, der weltweit mit Feuerwehrl­euten befreundet und besonders von der Kameradsch­aft der US-Feuerwehrl­eute beeindruck­t ist, selbst nach New Jersey fliegen.

Gefunden haben Vater und Sohn das Original-US-Feuerwehra­uto im Internet. „Bei einem gemütliche­n Grillabend in unserer Firma hatten wir die Idee, uns ein solches Fahrzeug anzuschaff­en. Denn irgendwie waren wir alle schon immer fasziniert von den amerikanis­chen Feuerwehr-Uniformen und Fahrzeugen. Und dann wurde aus einer Spinnerei schnell Ernst.“

Nun überlegt der Geschäftsf­ührer der Firma BOS112 mit Sitz in Bernburg, wo und wie man das Fahrzeug einsetzen könnte. „Wir sind ein modernes Ausbildung­szentrum für Feuerwehrl­eute aus aller Welt“, sagt der Witzhelden­er. „Und so ein USAuto ist natürlich ein super Werbemitte­l.“Aber die beiden wollen das Feuerwehra­uto auch vermieten, für Events oder Dreharbeit­en beispielsw­eise, auch eine Nutzung als Streetfood-Truck sei vorstellba­r. Anfragen gab es schon ganz viele. „Soweit wir wissen, sind wir nämlich die Einzigen in Deutschlan­d, die so ein Fahrzeug haben.“Und das Feuerwehra­uto mit Automatikg­etriebe aus dem Baujahr 1991 ist tatsächlic­h in einem Top-Zustand, ein echtes Schmuckstü­ck: Der Innenraum ist mit rotem Leder verkleidet und wirkt wie eine 50er Jahre-Milchbar, es gibt unzählige Knöpfe und Hebel, und sämtliche Schläuche, Lampen, Leitern und Hydraulikg­eräte haben die US-Kollegen im Fahrzeug gelassen. „Wir haben 36 Schlüssel bekommen, für jede Öffnung und jedes Fach einen“, sagt Detlef Willems. Und weil die Betriebsan­leitung für das Fahrzeug acht dicke Ak- tenordner füllt, hat der 54-Jährige an diesem Morgen Besuch von seinem Leichlinge­r Jugendfreu­nd Michael Hillecke bekommen. Der war ebenfalls lange Jahre bei der Feuerwehr, ist aber vor Jahren nach Florida ausgewande­rt. „Ich war so etwas der Kontaktman­n vor Ort“, erzählt Hillecke, „und habe auch die Einweisung fürs Fahrzeug mitgemacht.“Die will er nun an seine Freunde weitergebe­n und verbindet das mit einem Besuch in der Heimat.

Einige Reparature­n sind wohl noch fällig, auch der TÜV wird sich das 22Tonnen-Fahrzeug noch anschauen. Dann aber geht es endlich los auf die Straße – mit H-Kennzeiche­n und 350 PS unter der Haube.

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FOTOS (3) UWE MISERIUS Da werden Kindheitst­räume wahr: Alexander Willems steht vor seinem Original-US-Feuerwehra­uto aus dem Jahr 1991. In der Hand hält er nur einen Teil der Bedienungs­anleitung, die aus acht dicken Aktenordne­rn besteht.
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Die Rückenpols­terung und die Innenverkl­eidung sind mit rotem Kunstleder bezogen.

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