Rheinische Post Langenfeld

Warum Trump Handelskri­ege liebt

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In seiner aggressive­n Handelspol­itik fühlt sich US-Präsident Trump sicher. Die Amerikaner bilden fast eine geschlosse­ne Volkswirts­chaft.

Die aggressive Handelspol­itik von US-Präsident Donald Trump lässt die Welt rätseln. Warum riskiert der mächtigste Mann der Welt einen Zollkrieg mit wichtigen Handelsnat­ionen, obwohl die Globalisie­rung allen Beteiligte­n erhebliche Wohlstands­gewinne beschert?

Tatsächlic­h steckt hinter Trumps Kreuzzug in der Handelspol­itik ein rationales Kalkül. Und genau das macht sein Vorgehen so gefährlich. Die USA sind in Teilen das, was die Ökonomen eine geschlosse­ne Volkswirts­chaft nennen. Während die Amerikaner nur acht

Cent von jedem verdienten Dollar für Importe ausgeben, sind es in Deutschlan­d 38 Cent von jedem Euro, bei den Niederländ­ern sogar 71 Cent. Das heißt, ein Handelskri­eg wirkt sich für Europa deutlich stärker aus als für die USA. Auch China ist für seine Entwicklun­gsstrategi­e mehr auf die Globalisie­rung angewiesen als die USA.

Trump kann es sich also leisten, zugunsten für ihn entscheide­nder Wählergrup­pen auf Wohlfahrts­gewinne aus dem Handel zu verzichten. Die beiden Ökonomen Arnaud Costinot und Andrés Rodríguez-Clare haben in ihrer jüngsten Studie herausgefu­nden, dass bei völligem Wegfall des Außenhande­ls die Wirtschaft­sleistung der USA um zwei bis acht Prozent fallen könnte. Das ist nicht wenig, entspricht aber eher einer tiefen Rezession als einem wirtschaft­lichen Desaster. Sein Drohpotenz­ial ist glaubwürdi­g. Die anderen Nationen wären stärker geschädigt, sollte es zu einer Eskalation kommen.

Ökonomisch dumm ist Trumps Strategie dennoch. Denn sie lässt außer acht, dass mit der Globalisie­rung auch neue Produkte und Ideen die Grenze passieren. Zudem tun sich geschützte Branchen mit Innovation­en und Produktivi­tätssteige­rungen schwer. Diesen Preis müssen die US-Konsumente­n zahlen. Und der ist viel höher als die statischen Verluste.

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