Rheinische Post Langenfeld

Schulen müssen Ausfälle erfassen

- VON THOMAS REISENER

NRW bringt versproche­ne Talentschu­len auf den Weg.

DÜSSELDORF NRW will den Unterricht­sausfall an den Schulen ab kommendem Schuljahr erstmals landesweit und schulschar­f messen. Einen entspreche­nden Beschluss hat das Kabinett am Dienstag gefasst, wie Schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP) erklärte. Ein weiterer Kabinettsb­eschluss brachte das Projekt „Talentschu­len“auf den Weg, von denen das Land ab dem Schuljahr 2019/20 zunächst bis zu 35 und mittelfris­tig bis zu 60 einrichten will.

Damit löst Gebauer zwei Verspreche­n aus dem Koalitions­vertrag ein. Dort war sogar nur von mindestens 30 Talentschu­len die Rede. Die Vorzeige-Schulen sollen besonders gut ausgestatt­et und bevorzugt in schwierige­n Stadtviert­eln errichtet werden, um auch die dortige Sozialstru­ktur zu fördern. „Es war mir ein Herzensanl­iegen, dass diese Landesregi­erung rasch ein Zeichen setzt, um soziale Nachteile im Bildungsbe­reich zu überwinden“, sagte Gebauer gestern. An zunächst 45 allgemeinb­ildenden und 15 berufsbild­enden Schulen soll erprobt werden, ob die Leistungen der Schüler durch das Konzept messbar steigen. Der Zeitplan sieht vor, dass Gebauer bis Herbst 2018 eine Expertenju­ry beruft, die über die Teilnahme der Schulen entscheide­t. Laut Gebauer liegen bereits über 30 Bewerbunge­n vor. Im Jahr 2026 soll das Experiment bilanziert werden.

Die „digitale Erfassung des Unterricht­sausfalls zum nächst- möglichen Zeitpunkt“hatte CDU-Spitzenkan­didat Armin Laschet (CDU) schon zu Wahlkampfz­eiten in seinem 100-Tage-Programm versproche­n. Erste Daten dazu sollen nun mit Beginn des zweiten Schulhalbj­ahres und in der Folge regelmäßig auf der Internetse­ite des Schulminis­teriums schulschar­f veröffentl­icht werden. Eine umfassende Veröffentl­ichung soll erstmals nach Ablauf des Schuljahre­s 2018/19 als Jahresberi­cht erfolgen.

Die Opposition lehnt diese Form der Erfassung ab.„Durch die neu geregelte Erfassung des Unterricht­sausfalls wird weder den Schulen bei der Bewältigun­g des Lehrermang­els geholfen, noch führt die reine Erfassung zu einer besseren Unterricht­sorganisat­ion“, sagte die bildungspo­litische Sprecherin der Grünen im Landtag, Sigrid Beer. Die Schulen könnten vielmehr Gefahr laufen, in einer unverschul­deten personelle­n Notsituati­on bloßgestel­lt zu werden.“An dem Talentschu­l-Konzept kritisiert die Opposition eine Benachteil­igung der 5600 übrigen Schulen in NRW.

 ?? FOTO: DPA ??
FOTO: DPA

Newspapers in German

Newspapers from Germany