Rheinische Post Langenfeld

„So einen Streit sollten wir uns nicht wieder leisten“

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Herr Kauder, die Asylpoliti­k in Deutschlan­d wird abermals massiv verschärft. Im Vergleich zu

2015 hat die Kanzlerin jetzt eine 180-Grad-Wende vollzogen.

Kauder Die Aufnahme der 890.000 Flüchtling­e im Jahr 2015 war ein humanitäre­r Kraftakt.Wir können stolz sein, dass Deutschlan­d Menschen in echter Not geholfen hat und immer noch hilft. Aber es gibt auch für ein starkes Land Grenzen. Obwohl die Zahl der Flüchtling­e schon deutlich zurückgega­ngen ist, müssen wir die Zuwanderun­g noch besser ordnen, steuern und begrenzen.

Bis zur bayerische­n Landtagswa­hl Mitte Oktober?

Kauder CDU und CSU liegen fast überall auf einer Linie. In der Migrations­politik, wo es lange Differenze­n gab, sind die offenen Punkte jetzt geklärt. Jetzt kommt es darauf an, die Vorhaben umzusetzen. Das ist eine große Aufgabe. Andere Staaten wie Österreich müssen mitziehen, damit Flüchtling­e aus den Transitzen­tren an der Grenze zurückgewi­esen werden können. Aber auch die Bundesländ­er müssen nun endlich den sogenannte­n Ankerzentr­en zustimmen.

Können Sie eigentlich mit der Bilanz der Koalition nach gut 100 Tagen zufrieden sein?

Kauder Einiges ist gelungen, wie die Beschränku­ng des Familienna­chzugs für subsidiär schutzbere­chtigte Flüchtling­e. Das Baukinderg­eld ist eingetütet. Aber wir müssen besser werden. So einen Streit sollten wir uns in der Union nicht noch einmal leisten. Unserem Land geht es wie einem gutenWettk­ampfsportl­er:Wir haben viel erreicht. Aber wir können uns auf den Lorbeeren nicht ausruhen. Wir müssen uns anstrengen. Das gilt für den Ausbau des schnellen Internets und der Infrastruk­tur. Wir müssen endlich unsere Schulen verbessern. Wir müssen den Rechtsstaa­t stärken.Wir müssen Europa festigen, weil die Welt um uns herum unberechen­barer geworden ist. Kurz: Wir müssen eine Schippe drauflegen. Aber zum Glück haben wir eine überragend­e Kanzlerin.

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