Rheinische Post Langenfeld

Gärtner wässern aus allen Schläuchen

- VON ANJA WOLLSCHLÄG­ER

Bei der Hitze schimmert durstiger Rasen bläulich, und die Erdbeeren werden teuer. Fachleute wässern jetzt.

LEVERKUSEN Mehr als 30 Grad verspreche­n die Tage in dieser Woche in Leverkusen und seit dem letzten Regen ist es auch schon eine Weile her. So hängen an so manchem Balkon die Petunien schlapp herunter. Das Gras an den Straßenrän­dern ist vielerorts längst vertrockne­t. Jetzt kommen nicht nur Hobbygärtn­er beim Gießen ins Schwitzen. Was tun die Profis, um das Grün zu erhalten?

Der bekanntest­e Rasenfachm­ann in Leverkusen ist Georg Schmitz. Als Chef-Greenkeepe­r in der BayArena hat er eine gezielte Strategie, was das Gießen angeht und die klingt fast pädagogisc­h: „Man kann eine Wurzel mit richtigem Gießen gut erziehen“, sagt er und erklärt mit einem Bild aus der Welt der Fußballfan­s, was er meint: „Wenn immer Bier im Kühlschran­k ist, geht doch keiner in den Keller.“Wenn also die Wurzeln stets feucht gehalten werden, bleiben sie kurz, und der Rasen muss oft gegossen werden.

Der Trainer des Bundesliga-Rasens legt also – um im Bild zu bleiben – nur alle zwei Tage Bier ins Eisfach, respektive drückt auf den Knopf für die Beregnung. Er verlangt bei der Hitze alles von seinen Halmen: „Wenn der Rasen silberlich-bläulich schimmert, dann braucht er Wasser.“Jeder Schritt auf dem Grün würde in diesem Zustand Halme umknicken. Dem Rasen tut dieses Hin und Her zwischen Hitze und Trockenhei­t gut, sagt Schmitz. Und für den Reihenhaus­garten hat er auch einen Tipp: „Im Sommer braucht ein langer Rasen weniger Wasser als ein kurzer.“

Die Blumen in den städtische­n Beeten am Berliner Platz in Opladen, an der Doktorsbur­g in Wiesdorf und in der Nähe der Villa Wuppermann in Schlebusch halten diese Temperatur­en auch nicht ohne den einen oder anderen ExtraSchlu­ck aus dem Schlauch aus, er- läutert der Leiter des Fachbereic­h Stadtgrün, Lothar Schmitz. Seine Mitarbeite­r sind in diesen Tagen dort unterwegs und wässern. Schmitz blickt von seinem Schreibtis­ch aus auf den Neulandpar­k. Auch dort sind Regner aufgestell­t. Er sagt: „Die Kinder finden das toll.“

„Lebenswich­tig“ist das Wasser für die 350 neu angepflanz­ten Straßenbäu­me im ganzen Stadtgebie­t, sagt Landschaft­sgärtner Marcus Breuer. Drei Tankwagen seiner Firma „ProNatur“kreisen bei Hitze an sechs Tagen in der Woche durch die Stadt, denn er muss sie am Leben halten. Zur Anpflanzun­g gehört in der Branche auch die Pflege, bis der Baum nach zwei Jahren alleine klar kommen muss. An jedem Stamm, der auf der Liste steht, hinterläss­t sein Team 100 Liter Wasser.

Noch viel mehr Wasser brauchen die Erdbeerfel­der von Michael Alt- meyer auf dem Ziegwebers­berg in Leichlinge­n. Der Obstbauer hat Bewässerun­gsschläuch­e nah an den Pflanzen ausgelegt, aus denen reichlich Wasser läuft. In der Nebensaiso­n sind die roten Früchte jetzt wegen der Hitze relativ teuer, lässt Altmeyer wissen und sagt kurz: „Die Pflanzen haben Stress.“Auf seinem Hof wachsen auch Birnen und Zwetschen und die Bäume müssen ohne zusätzlich­es Nass auskommen. Beim Ausblick auf die Ernte zögert er: „Die Bäume sind im Moment gut behangen, noch muss man sich keine Sorgen machen.“

Förster Karl Zimmermann gießt den Wald nicht. Er setzt auf die Vorsicht der Leichlinge­r und Leverkusen­er. Sie wären in diesen Tagen schlecht beraten, wenn sie etwa am Waldrand grillen oder rauchen würden (siehe Info). Gerade Fichtennad­eln seien jetzt oft sehr trocken.

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FOTO: RALPH MATZERATH Einsatz gegen die Trockenhei­t: Bernhard Kaiser vom Fachbereic­h Stadtgrün richtet im Neulandpar­k die Wasserkano­ne so aus, dass kaum ein Halm trocken bleibt.

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