Koalition plant mehr Geld für Pflegekräfte
Die Regierung will vor allem im Inland Fachkräfte gewinnnen. Es fehlen derzeit Zehntausende Mitarbeiter.
BERLIN (dpa) Im Kampf gegen akute Personalnot in der Pflege setzt die Bundesregierung auf einen großen Schulterschluss, um dringend gesuchte Fachkräfte zu gewinnen. Ziel sei, den Arbeitsalltag dafür konkret zu verbessern, sagte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zum Auftakt einer „Konzertierten Aktion“der Regierung. Binnen eines Jahres sollen Arbeitgeber und Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbände und Kirchen, Krankenkassen und PatientenverbändeVorschläge erarbeiten. „Es muss cool werden, Pflegekraft zu sein“, sagte Familienministerin Franziska Giffey (SPD). In der Alten- und Krankenpflege sind 35.000 Stellen für Fachkräfte und Helfer offen.
„Es gibt keine Denkverbote“, sagte Spahn. Fünf Arbeitsgruppen sollen sich mit Ausbildung und Qualifizierung, besserem Gesundheitsschutz, Digitalisierung, Kräften aus dem Ausland sowie den Lohnbedin- gungen beschäftigen. Ein zentraler Punkt ist, dass es mehr Tarifverträge gibt. Hier seien die Tarifpartner am Zug, es werde aber ohne „sanften politischen Druck nicht gehen“, sagte Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD). Bisher seien 80 Prozent der Beschäftigten nicht tarifgebunden.
Schon beschlossen ist, dass Azubis ab 2020 kein Schulgeld mehr zahlen müssen, sondern eine Vergütung bekommen. Um Belastungen abzubauen, komme es auch auf die Akteure selbst an, sagte Spahn. „Einen Dienstplan kann ich nicht per Gesetz vorgeben.“Geklärt werden soll auch, was Verbesserungen kosten und wer sie bezahlt. Spahn hat bereits eine Erhöhung des Pflegebeitrags zum 1. Januar 2019 um 0,3 Prozentpunkte angekündigt - neue Ideen der „Konzertierten Aktion“sind da noch nicht eingepreist.
In Deutschland bekommen mehr als drei Millionen Menschen Leistungen aus der Pflegeversicherung. Bei Pflegediensten und in Pflegeheimen arbeiten gut eine Million Beschäftigte - mehr als 80 Prozent sind Frauen. Ein Problem ist, dass bei strapaziösen Bedingungen viele nur in Teilzeit da sind oder ihre Stundenzahl reduzieren. Die Regierung will vor allem im Inland mehr Fachkräfte gewinnen, ergänzend aber auch im Ausland - jedoch nur in Ländern mit junger Bevölkerung, um nicht andere Länder mit Bedarf zu schwächen, so Spahn.