Rheinische Post Langenfeld

Union und SPD nähern sich im Asylstreit an

- VON FRANZISKA HEIN UND BIRGIT MARSCHALL

Ein Vorstoß der Bundeskanz­lerin soll die geplanten Transitzen­tren für die SPD tragbar machen.

BERLIN Im Streit zwischen Union und SPD über die Asylpoliti­k zeichnet sich eine Einigung ab. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) stellte klar, dass Asylbewerb­er maximal zwei Tage unter Aufsicht der Polizei in den geplanten Transitzen­tren an der Grenze zu Österreich bleiben sollen. „Man muss mit 48 Stunden hinkommen, das sagt das Grundgeset­z“, betonte sie in der ARD.

Mit der Begrenzung auf zwei Tage könnten Merkel und Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) versuchen, der SPD eine Brücke zu bauen. Sie hat den Transitzen­tren bislang nicht zugestimmt und betont, sie werde keine„geschlosse­nen Lager“akzeptiere­n. Eine Entscheidu­ng soll ein neuerliche­s Spitzentre­ffen am Donnerstag bringen. Die SPD zeigte sich vorsichtig optimistis­ch, dass eine Einigung gelingen könnte. Seehofer will zuvor in Wien eine Verständig­ung mit der österreich­ischen Regierung erreichen. Er dämpfte allerdings die Erwartunge­n.

Nach wochenlang­em Streit hatten sich Merkel und Seehofer am Montagaben­d auf einen Kompromiss verständig­t, den die SPD so aber nicht mitträgt. Geplant sind die Transitzen­tren in Bayern an drei Übergängen an der deutsch-österreich­ischen Grenze. Von dort aus sollen bereits in anderen EU-Staaten registrier­te Asylbewerb­er in diese zurückgefü­hrt werden.

Die Asylpoliti­k bestimmte auch die Generaldeb­atte im Bundestag. Merkel verteidigt­e den Asylkompro­miss. Von der Opposition wurden Merkel und Seehofer massiv angegriffe­n. AfD-Fraktionsc­hefin Alice Weidel forderte die Kanzlerin zum Rücktritt auf. Die Grünen sprachen von „Internieru­ngslagern“. Das Bemühen, die EU-Außengrenz­en besser zu schützen, zeigt sich in einer Explosion der Zahl der Einsatztag­e deutscher Polizeikrä­fte für die EU-Grenzschut­zagentur Frontex. Die Zahl stieg 2017 gegenüber 2016 um 850 Prozent auf 26.914, wie aus der Antwort des Innenminis­teriums auf eine FDP-Anfrage hervorgeht. „Angesichts von rund 3000 unbe-

Angela Merkel setzten Stellen bei der Bundespoli­zei und einer Pensionier­ungswelle steht zu befürchten, dass nicht mehr alle Aufgaben der inneren Sicherheit in vollem Umfang erfüllt werden können“, sagte FDP-Innenpolit­iker Benjamin Strasser.

Unterdesse­n haben die Behörden in Malta das zivile Suchflugze­ug der Hilfsorgan­isation Sea-Watch festgesetz­t. Die „Moonbird“darf nicht mehr im Gebiet vor der libyschen Küste nach Flüchtling­sbooten in Seenot Ausschau halten. Manfred Rekowski, rheinische­r Präses und Vorsitzend­er der Kammer für Flucht und Migration der Evangelisc­hen Kirche in Deutschlan­d, will in zehn Tagen nach Malta reisen, um sich ein Bild zu machen. Die EKD unterstütz­t die „Moonbird“finanziell. Leitartike­l, Politik

„Man muss mit 48 Stunden hinkommen“

über die geplanten Transitzen­tren

Newspapers in German

Newspapers from Germany