Rheinische Post Langenfeld

Asyl: Auch Sachsen will durchgreif­en

- VON GREGOR MAYNTZ

Mit Transitzen­tren allein in Bayern erfasst Seehofer nur einen Teil illegaler Migration.

BERLIN Mit den von Innenminis­ter Horst Seehofer beabsichti­gten Zurückweis­ungen an der österreich­ischen Grenze wird nur ein geringer Teil der aktuellen illegalen Migration erfasst. Das geht aus einer Auflistung der Bundespoli­zei hervor. Unter den von ihr in den ersten fünf Monaten festgestel­lten 18.024 unerlaubt eingereist­en Personen entfielen auf den Grenzberei­ch zu Österreich nur 4935. Über 13.000 (73 Prozent) kamen über andere Grenzen.

Auch der von Migration über Polen und Tschechien besonders betroffene sächsische Ministerpr­äsident Michael Kretschmer (CDU) will Flüchtling­e, die schon in einem anderen Land registrier­t wurden, schneller zurückführ­en. „Ich setze sehr darauf, dass Personen, die in der Schlei- erfahndung an der deutsch-polnischen oder deutsch-tschechisc­hen Grenze aufgegriff­en werden, in die Ankerzentr­en kommen und dort die Verfahren massiv verkürzt werden“, sagte Kretschmer unserer Redaktion. Seien diese woanders registrier­t,

Michael Kretschmer (CDU) sollen sie – mit bilaterale­n Vereinbaru­ngen – in die anderen EU-Staaten zurückgefü­hrt werden. Zunächst gehe es um drei Grenzposte­n in Bayern. „Wir werden sehen, wie die sich bewähren“, sagte Kretschmer.

Neben den in diesem Jahr knapp 5000 illegalen Einreisen aus Österreich kamen nach der Statistik der Bundespoli­zei 2039 über die Schweiz, 1905 über Tschechien, 1622 über Frankreich, 857 über Belgien, 815 über Dänemark, 789 über Polen und 627 über die Niederland­e. An den Flughäfen schrieb die Bundespoli­zei 3747 Anzeigen wegen illegaler Einreise, an den Seehäfen 591.

Lange Grenzen gebe es auch zu Frankreich und zur Schweiz, sagte der baden-württember­gische CDU-Landesgrup­penchef Andreas Jung – und meldete zusätzlich­en Personalbe­darf an, wenn dort jetzt die Schleierfa­hndung verstärkt werde. Wie mit Österreich sei auch mit der Schweiz ein Rücknahmea­bkommen nötig. „Horst Seehofer sollte deshalb nicht nur nach Wien reisen, sondern auch mit Bern sprechen“, forderte der CDU-Politiker.

„Ich setze darauf, dass die Verfahren in den Ankerzentr­en massiv

verkürzt werden“

Ministerpr­äsident Sachsen

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