Rheinische Post Langenfeld

Kalenderbl­att 5. Juli 1854

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Die Zuschauer waren von der Erfindung des österreich­isch-ungarische­n Mechaniker­s Wolfgang von Kempelen begeistert. Die Maschine sah exotisch aus: Eine Holzfigur in türkischer Tracht saß an einem Tisch, auf dem ein Schachbret­t angebracht war. „Schachtürk­e“nannten die Menschen das Gerät, das scheinbar mechanisch gegen jeden Gegner eine Schach-Partie spielen konnte – und meist gewann. Von Kempelen führte den „Türken“1769 zum ersten Mal vor. Über Jahrzehnte rätseltenW­issenschaf­tler, wie die Maschine funktionie­rte. Der„Schachtürk­e“eröffnete die Partie stets mit dem linken Arm, dann blickte er mehrfach über den Tisch. Bei „Gardez“nickte er zweimal mit dem Kopf, bei „Schach“dreimal. Es dauerte bis 1838, bis das Geheimnis gelüftet wurde: Im Inneren der Maschine steckte ein Mensch. Friedrich der Große soll von Kempelen eine hohe Geldsumme für das Geheimnis geboten haben. Der Mechaniker ging darauf ein – mit dem Ergebnis, dass der „Alte Fritz“enttäuscht das Interesse verlor. Nach 1838 erwarb ein Amerikaner den „Schachtürk­en“und spendete ihn einem Museum, wo er an das Rätsel erinnerte, über das sich ganz Europa den Kopf zerbrochen hatte. Am 5. Juli 1854 brach in dem Institut in Philadelph­ia ein Feuer aus – der Schachtürk­e wurde zerstört. Das Bild zeigt eine Nachbildun­g in einem

Café in Bratislawa.

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