Präzise Porträts von Tier und Mensch
Im Freiherr-vom-Stein-Haus ist die Malerei von Josef Hegenbarth zu sehen. Dabei gibt es Überraschendes und Märchenhaftes.
LANGENFELD Es ist ein Zitat, das den inneren und äußeren Antrieb Josef Hegenbarths nachvollziehbar beschreibt: „Heute bin ich im Zirkus, morgen gehe ich in den Zoo. Dazwischen sehe ich mir die Leute auf der Straße an und beobachte sie in der Trambahn.“Die ersten sechs Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts war der Kreative künstlerisch tätig. Besucher des Stadtmuseums im Freiherr-vomStein-Haus können unter dem Titel „Jongleur mit Stift und Feder – Josef Hegenbarth. Illustrator des 20. Jahrhunderts“einen Teil des Repertoires dieses präzisen Beobachters bestaunen.
„Mit wenigen Strichen hat er Persönlichkeit und Ausdruck einer Figur, einer Gruppe, einer Situation eingefangen“, betont Museumschefin Dr. Hella-Sabrina Lange. Szenerien der Straße, Alltagseindrücke, flüchtige Beobachtungen, Begegnungen und Erlebnisse spiegeln Hegenbarths Gespür für unscheinbare und dennoch menschlich-künstlerische Momente wider. Es muss der unbändige Wille des Malers und Graphikers gewesen sein, das Innere der jeweiligen Situation nach außen zu stülpen, die Energie des Wahrgenommenen festzuhalten – mitunter einer der wichtigsten Gründe, vor seinen Bildern verharren zu wollen, die eine Fülle von Situationen des alltäglichen Lebens und Portraits zeigen.
Ab Mitte der 1930er Jahre wurden Tierdarstellungen zum favorisierten Thema Hegenbarths, die „Seelöwendressur“ist eines seiner bekanntesten Werke dieser Art. Ob es mögliche Analogien waren, die er zwischen der Zirkus- und Zoowelt und dem profanen, menschlichen Dasein imstande war zu erkennen, oder ob ihn gar die Angst vor der Reichskulturkammer dazu nötigte, seine Darstellungen stärker zu chiffrieren, ist reine Spekulation. „Von der ersten bis zur letzten Nummer war er ganz dabei und sog die Geschehnisse, die vor seinen Augen abrollten, in sich hinein“, sagte seine Ehefrau Hanna auf die Frage, inwiefern der Zirkus eine Faszinati- on für ihren Ehemann darstellte. Auch religiöse Motive sind ihm nicht fremd. Vor allem die Passionsgeschichte und Darstellungen von der Geburt und dem Tod Jesu Christi haben den Illustrator ein Leben lang beschäftigt. Neben dem Profanen und Sakralen sind auch die Märchen der Gebrüder Grimm und Gottfried August Bürgers Lügengeschichten Gegenstand der Bilder Hegenbarths.
Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr im Freiherrvom-Stein-Haus, Hauptstraße 83 in Langenfeld, geöffnet. Der Eintritt ist frei.