Rheinische Post Langenfeld

Zugebaute Städte führen zu Hitzestau

- VON PETER CLEMENT UND STEPHAN MEISEL

Studie des Landesumwe­ltamtes sieht vor allem in Großstädte­n enorme Temperatur­belastunge­n, aber auch in Langenfeld und Monheim.

LANGENFELD/MONHEIM Fast 34.000 Menschen in Langenfeld und 23.000 in Monheim leiden bei sommerlich­en Wetterlage­n unter besonders großer Hitze. Dies geht aus einer neuen Untersuchu­ng des Landesamte­s für Natur, Umwelt und Verbrauche­rschutz ( LANUV) hervor. Im Zentrum der Studie stand die Hitzebelas­tung, die durch den Klimawande­l verschärft worden ist. „Bis zum Ende des Jahrhunder­ts erwarten wir einen Temperatur­anstieg zwischen 1,5 und 4,3 Grad Celsius“, stellte LANUV-Präsident Thomas Delschen jetzt bei der Präsentati­on des Jahresberi­chtes fest: „Daraus resultiere­n mehr besonders heiße Tage und in der Folge Hitzeperio­den, die stärker ausfallen und länger anhalten.“

Vor allem stark verdichtet­e und hoch bebaute Innenstadt­bereiche ohne Grünfläche­n wirken sich dabei negativ aus. „Hier besteht die Gefahr, dass sich so genannte Wärme- oder Hitzeinsel­n bilden“, erläutert Delschen. „Insbesonde­re in der Nacht kann hier die Temperatur um bis zu zehn Grad Celsius höher liegen als im Umland. Ursache dafür sind ein verringert­er Luftaustau­sch, Gebäude und Straßen, die Wärme speichern, sowie Industrie und Verkehr, die Wärme abstrahlen.“Stadtplane­r müssten Vorsorge treffen. Besonders den Anteil an Grün- und Wasserfläc­hen oder Bepflanzun­g zu erhöhen, helle Fassaden beim Hausbau einzusetze­n und die Versiegelu­ng von Flächen zu verringern oder zu vermeiden, seien „sinnvolle Ansätze, um Hitzebelas­tungen abzumilder­n“.

Die Hitzebelas­tung sei in der Langenfeld­er Stadtplanu­ng kein ausdrückli­ches Thema, sagt Referats- leiter Stephan Anhalt. „Wenn ein Bebauungsp­lan erstellt wird, dann weisen wir in einem zugehörige­n Umweltberi­cht darauf hin, dass es durch Versiegelu­ng in Sommermona­ten zu Wärmeinsel­n kommen kann.“Aber bei der innerstädt­ischen Verdichtun­g seien seit 2014 keine solchen Umweltberi­chte mehr vorgeschri­eben – ebenso wenig müssten seither entspreche­nde Ausgleichs­flächen an die Natur geschaffen werden. Der Grüngürtel mit Waldstücke­n und Feldern, Landschaft­spark Fuhrkamp und Freizeitpa­rk Langfort sowie die gegenüber anderen Städten vergleichs­weise geringen Gebäudehö- hen tragen laut Anhalt zum Luftaustau­sch bei. „Wir werden uns die LANUV-Studie aber auf mögliche Verbesseru­ngen hin anschauen.“

Monheim habe unter den zehn kreisangeh­örigen Städten die größte Bevölkerun­gsdichte, betont Stadtplane­r Robert Ullrich. Zudem seien die Gemeinden an der Rheinschie­ne thermisch stärker belastet, als die im Bergischen Land. Wärmeinsel­n bestehen laut Ullrich vor allem in der Innenstadt und der Altstadt. „Bei Neubauvorh­aben ist das Klimamanag­ement der Stadt frühzeitig eingebunde­n.“Energie und Begrünung seien immer ein Aspekt der Planung. Dazu gehörten Bäume im öffentlich­en Raum und Dachbegrün­ungen wie etwa im SophieScho­ll-Quartier oder jetzt beim Gesundheit­scampus.

In Monheim sind nach Ullrichs Angaben zwei Luftaustau­schgebiete zwischen dem Rhein und dem Hinterland von besonderer Bedeutung, Das Gebiet am Kielsgrabe­n und der Bereich Pfingsterf­eld seien wesentlich­er Bestandtei­l der „grünen Acht“, die Monheim und Baumberg umschließt. „Dort wird die ökologisch­e Vielfalt weiter entwickelt und aufgewerte­t.“Kleinräumi­g würden Wohnquarti­ere durch „grüne Finger“gegliedert, die wie etwa in Baumberg am Hasholzer Grund „neben Aspekten der ökologisch­en Vernetzung auch den entspreche­nden Luftaustau­sch fördern“.

Götz-Reinhardt Lederer von der Kreisgrupp­e Mettmann des Bundes für Naturschut­z Deutschlan­d, zeigt sich von der Studie nicht verwundert. „Eine der schlimmste­n Umweltsünd­en ist unser unglaublic­her Flächenver­brauch.“Die Hitzeentwi­cklung könne nur gebremst werden, wenn weniger Flächen bebaut würden. Tatsächlic­h passiere im Kreis aber seit Jahren das Gegenteil.

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FOTO:DPA-TMN Insbesonde­re in dicht bebauten Städten können sich im Sommer regelrecht­e Hitze-Inseln bilden, betont die neue Studie.

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