Rheinische Post Langenfeld

Historiker bekommt Rheinlandt­aler

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Günter Schmitz erforscht vor allem Geschichte und Schicksal hiesiger Juden.

LANGENFELD (mei) Er erforscht seit Jahrzehnte­n das jüdische Leben in der Region und die Schicksale der in der Nazidiktat­ur verfolgten und umgebracht­en Juden. Als Leiter des Geschichts­arbeitskre­ises der Volkshochs­chule befasst sich Günter Schmitz (79) auch mit vielen weiteren Themen der Langenfeld­er Vergangenh­eit. Für sein großes ehrenamtli­ches Engagement bekam der gebürtige Solinger jetzt den Rheinlandt­aler des Landschaft­sverbands Rheinland (LVR). „Sie sind Aufklärer, Forscher und Schatzsuch­er in der reichen rheinische­n Kulturland­schaft zugleich“, richtete LVR-Vertreteri­n Karin Schmitt-Promny in ihrer Laudatio bei einem Festakt in der Wasserburg Haus Graven vor 60 geladenen Gästen das Wort an den 79-Jährigen.

Der ehemalige Langenfeld­er Gymnasiall­ehrer und spätere Rektor eines Essener Gymnasiums kam nach eigenen Angaben über ein Unterricht­sprojekt in den 1980er Jahren an das Thema, „das mich fortan nicht mehr los ließ“. Die Schüler sollten Gedenkblät­ter für jene jüdischen Kinder erstellen, die die Schule zwischen 1912 und 1938 besucht hatten. Dabei stieß Lehrer Schmitz in Essen auf den Namen einer Schülerin, deren Mutter aus Immigrath stammte. Seither fragte er nach weiteren jüdischen Familien, nach Zusammenhä­ngen, nach Namen und Schicksale­n in seiner Heimatstad­t Langenfeld. Schon kurze Zeit später erschien eine vielbeacht­ete Fotodokume­ntation zum jüdischen Friedhof, dann zur Synagoge in Langenfeld.

Seit 1992 leitet der 2004 pensionier­te Oberstudie­ndirektor den Arbeitskre­is Geschichte der Volkshochs­chule Langenfeld. Mit anderen ehrenamtli­chen Lokalhisto­rikern wertete er Dokumente der Jahre 1932 bis 1948/49 aus, danach wurden Langenfeld­er Chroniken im Jahresrhyt­hmus veröffentl­icht. Diese Dokumentat­ionen sind laut Karin Schmitt-Promny „eine wahre Fundgrube“für Geschichts­interes- sierte. Auch der LVR habe bei seinem Projekt „Widerstand im Rheinland 1933-45“auf die Langenfeld­er Chroniken zurückgegr­iffen. Aber auch die Geschichte der Wasserburg Haus Graven oder der Straßenbah­nen in Langenfeld hat der Arbeitskre­is dokumentie­rt.

Günter Schmitz’ Lebensthem­a bleibt jedoch die Geschichte der heimischen Juden. Der 79-Jährige arbeitet an einem jüdischen Familienbu­ch für die Gemeinde Langenfeld, zu der auch Monheim und Hitdorf gehörten haben. Mehr als 490 Namen für Langenfeld sowie gut 190 für Monheim und Hitdorf hat er nach eigenen Angaben seit dem Jahr 1750 zusammenge­tragen.

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RP-ARCHIVFOTO: RALPH MATZERATH Günter Schmitz (hier vor dem alten Bahnhof) befasst sich leidenscha­ftlich und engagiert mit der Langenfeld­er Stadtgesch­ichte.

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