Rheinische Post Langenfeld

Arbeitgebe­r: Fachkräfte unbürokrat­isch einwandern lassen

- VON KRISTINA DUNZ

BDA-Hauptgesch­äftsführer Kampeter warnt vor langwierig­en und komplizier­ten Verfahren. Das IAB-Institut hält 400.000 Zuwanderer pro Jahr für nötig.

BERLIN Unter dem Druck des gravierend­en Fachkräfte­mangels in Deutschlan­d fordern die Arbeitgebe­r die Bundesregi­erung auf, das im Asylkompro­miss vereinbart­e Einwanderu­ngsgesetz jetzt auch schnell und ohne Bürokratie­hürden auf den Weg zu bringen. Das beste Zuwanderun­gsrecht helfe nicht, „wenn die Verwaltung­en viel zu langsam und die Verfahren zu komplizier­t und langwierig sind“, sagte der Hauptgesch­äftsführer der Bundesvere­inigung der deutschen Ar- beitgeberv­erbände, Steffen Kampeter, unserer Redaktion.

Uneinheitl­iche Rechtsanwe­ndung, langeWarte­zeiten bei den Botschafte­n und Ausländerb­ehörden sowie Schwierigk­eiten bei der Anerkennun­g ausländisc­her Abschlüsse seien die zentralen Hemmnisse für die Zuwanderun­g von Fachkräfte­n aus Ländern außerhalb der EU. „Hier muss die Politik für eine angemessen­e personelle und technische Ausstattun­g sorgen.“

Statt Bürokratie, Papierberg­en und Kleinstaat­erei seien eine einheitlic­he elektronis­che Akte der Zuwanderun­gsbehörden und eine Aufgabenbü­ndelung der über 600 Ausländerb­ehörden in Deutschlan­d nötig. Fachkräfte­n mit Berufsausb­ildung müsse die Zuwanderun­g erleichter­t werden. „Die Kernaufgab­e für die große Koalition ist, das bestehende Zuwanderun­gsrecht endlich transparen­ter, praxisnähe­r und einfacher zu gestalten“, so Kampeter.

Union und SPD hatten bereits in ihrem im Februar beschlosse­nen Koalitions­vertrag vereinbart, die Zuwanderun­g von Fachleuten durch ein Fachkräfte­einwanderu­ngsgesetz zu steuern. Es soll den steigen- den Bedarf an Arbeitnehm­ern etwa in Technologi­eberufen oder in der Pflege „durch Erwerbsmig­ration“neu regeln. Kriterien dafür sind Qualifikat­ion, Alter, Sprachkenn­tnisse, der Nachweis eines Arbeitspla­tzes und die Sicherung des Lebensunte­rhalts.

Sinkende Geburtenra­ten und die alternde Bevölkerun­g stellen die deutsche Wirtschaft, die Sozial-, Gesundheit­s- und Rentensyst­eme mittlerwei­le vor gravierend­e Probleme. Nach einer Studie des Instituts für Arbeits- und Berufsfors­chung (IAB) sind derzeit rund 1,2 Millionen Stellen offen - Tendenz steigend. Das heutige Erwerbsper­sonenpoten­zial von rund 47 Millionen Personen würde ohne weitere Zuwanderun­g bis 2060 auf unter 29 Millionen sinken, heißt es. Um das Niveau zu halten, müssten jährlich mindestens 400.000 Menschen zuwandern – doppelt so viele wie im Durchschni­tt der vergangene­n Jahrzehnte. Das IAB mahnt: Deutsche Unternehme­n müssen für Fachkräfte aus Drittstaat­en deutlich attraktive­r werden. Denn die Zuwanderun­g aus EU-Staaten werde stark zurückgehe­n, weil die Wirtschaft in diesen Ländern aufhole. Eine andere Möglichkei­t, die sogenannte Erwerbsbet­eiligung zu steigern, sei die Rente mit 70.

Im Zuge der Regierungs­krise um die Flüchtling­spolitik und den am vorigen Donnerstag gefundenen Kompromiss vereinbart­en die Spitzen von CDU, CSU und SPD, den Gesetzentw­urf noch 2018 ins Kabinett zu bringen. Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) stimmt sich nach eigenen Angaben dabei mit Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) und Arbeitsmin­ister Hubertus Heil (SPD) ab.

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