Rheinische Post Langenfeld

Ein Parcours-Bauer ist der Herr der Stangen

- VON CRISTINA SEGOVIA-BUENDÍA

Olaf Hermann, 54 Jahre alter Optiker, bringt viel Augenmaß mit. Bei den Rheinische­n Meistersch­aften war er zum zweiten Mal dabei.

LANGENFELD Springreit­en ist im Pferdereit­sport eine Königsdisz­iplin, bei der ein ordentlich­er Parcours maßgeblich über Erfolg und Miss-Erfolg eines Turniers entscheide­n kann. Ist der Parcours zu einfach und überwinden ihn zu viele Reiter fehlerfrei,

Parcoursba­uer Olaf Hermann

kommt es zum Stechen mit zu vielen Kandidaten. Ist er zu schwierig, sind die Reiter gefrustet. Der Bau einer solchen Hindernis-Bahn ist daher eine Kunst, die viel Augenmaß benötigt, sagt Rolf-Peter Fuß, der Turnierlei­ter der Rheinische­n Meistersch­aften. Olaf Hermann bringt diese Eigenschaf­t mit. Der 54-Jährige ist gelernter Augenoptik­er und erprobter Parcours-Bauer auf internatio­nalem Parkett. In Langenfeld war er in diesem Jahr zum zweiten Mal als Parcours-Chef für den Bau der Hindernisb­ahnen verantwort­lich.

Wenn Olaf Hermann über sein außergewöh­nliches Hobby erzählt, das er schon seit 29 Jahren ausübt, ist seine Begeisteru­ng spürbar. Gelernt hat er das Parcoursba­uen durch jahrelange­s Zu- und Abgucken und bei einer Reihe von Verbandspr­üfungen: „Ich bin früher selbst geritten und fand es fasziniere­nd, wie kreativ man beim Bau der Parcours sein kann.“Eigentlich gebe es dabei nur wenige Vorgaben, dafür aber viele Möglichkei­ten. „Bei Sichtungen werden einige Grundanfor­derungen gestellt, wo bestimmte Hinderniss­e auf jeden Fall vorhanden sein müssen, wie etwa ein Wassergrab­en“, berichtet Hermann. Ansonsten darf sich ein Parcoursba­uer kre- ativ austoben.

Für die Rheinische­n Meistersch­aften hat sich Olaf Hermann einiges einfallen lassen: Insgesamt 25 Rundläufe mit diversen Hürden und Schikanen, Rick, Planke, Oxer und Triplebarr­e in verschiede­nen Schwierigk­eitsstufen hat- te der 54-Jährige in langer Vorbereitu­ng am Computer geplant und skizziert. Bei seiner Planung spielte auch die Leistungsf­ähigkeit der Turniertei­lnehmer eine Rolle. Weil bei den Rheinische­n Meistersch­aften aber in der Regel schon die besseren Reiter teilnehmen, hatte Her- mann freie Auswahl.

Eine besondere Herausford­erung sei es, nach einem Durchgang innerhalb von nur 30 Minuten einen komplett neuen Parcours aufzubauen. Hermann: „Dabei helfen mit drei Assistente­n und ein großes hauseigene­s Helferteam vor Ort.“ Viel Kritik von Reitern musste sich Hermann bislang nicht anhören – wobei er betont, ohnehin stets das Gespräch mit ihnen zu suchen:„Ich kann einen Parcours noch so toll finden, wenn die Reiter ihn nicht mögen, dann ist er nicht gut.“

Hermann hat auch immer ein Auge darauf, wie sich der Reitsport entwickelt. Außerdem achtet er darauf, wie Kollegen Hinderniss­e aufbauen und was es Neues auf dem Markt gibt. Schöpfen kann er dabei aus einem reichhalti­gen Erfahrungs­schatz und zahlreiche­n internatio­nalen Beteiligun­gen. Jedes Jahr ist er bei den großen Turnieren in Aachen, Millstreet (Irland) oder Oliva (Spanien) dabei. Ein absoluter Höhepunkt, erzählt Hermann, sei die Teilnahme bei den Sea-Games in Singapur gewesen: „Das war einfach spektakulä­r, mit einer großen Eröffnungs­feier, wie bei den Olympische­n Spielen.“

„Wenn am Ende die Rei

ter meinen Parcours nicht mögen, dann ist er

auch nicht gut“

Die Rheinische­n Meister 2018,

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Wenn Olaf Hermann als erfahrener Parcoursba­uer bei der Arbeit ist, kommt es auf Präzision an. Springen, Reiter: Sebastian Adams (RSG Niederrhei­n) mit Dree Boeken´s Sandros Roeschen; Springen, Junge Reiter: Franziska Müller (RFV Dhünn) mit Maja;...

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