Rheinische Post Langenfeld

Mareike Arndt fährt in Topform zur EM

- VON THOMAS RADEMACHER

So stark wie in diesen Tagen war die Siebenkämp­ferin des TSV Bayer 04 noch nie. In Berlin möchte sie noch eine Schippe drauflegen.

LEVERKUSEN Siebenkamp­f wird in Deutschlan­d von einer Sportlerin dominiert. Carolin Schäfer ist amtierende Vize-Weltmeiste­rin und zählt auch bei den Europameis­terschafte­n in Berlin (7. bis 12. August) zum Favoritenk­reis. An ihr wird Mareike Arrndt wohl noch nicht vorbeikomm­en, doch die Leichtathl­etin des TSV Bayer 04 hat sich zur nationalen Nummer zwei gemausert. Beim Meeting in Ratingen am 16. und 17. Juni übertraf sie mit 6169 Punkten ihre persönlich­e Bestleistu­ng – und löste damit das Ticket für Berlin.

„Ich bin total glücklich darüber“, sagt Arndt. „Als ältere Dame bin ich nun das Küken, das zum ersten Mal dabei ist.“So alt ist die Sportlerin allerdings noch nicht: Mit 26 Jahren befindet sie sich eher im perfekten Alter für eine Siebenkämp­ferin. Arndt arbeitet hart für ihren Erfolg. Neun Einheiten absolviert die BWL-Studentin unter Trainer Erik Schneider wöchentlic­h. „Er treibt mich an, wenn ich mal keine Lust habe“, sagt sie.

Die intensive Arbeit hat sich ausgezahlt.Von 5800 Punkten, in deren Nähe sie vor zwei Jahren rangierte, hat sie ihr Ergebnis um fast 400 Zähler verbessert. Und es ist noch Luft nach oben. Im Kugelstoße­n gehört sie zu den Besten in Europa und liegt mit einer Spitzenlei­stung von 15,07 Metern klar vor Schäfer (14,84 Meter). Beim Hochsprung hingegen (1,68 Meter) sind noch einige Zentimeter mehr drin. „Andere springen 1,80 Meter“, weiß Arndt. „Im Training muss der Fokus darauf liegen, die schwache Disziplin zu verbessern. Gleichzeit­ig muss ich aber das richtige Maß finden, denn den Rest darf ich nicht vernachläs­sigen.“Dass sich Arndt als Sportle- rin mit gleich sieben verschiede­nen Diszipline­n beschäftig­en würde, war zunächst unklar. Im Alter von neun Jahren fand sie zur Leichtathl­etik, „weil ich keine große Lust auf einen Mannschaft­ssport hatte“, wie die aus einer Handballer­familie stammende Hochdorfer­in (bei Stuttgart) sagt. „Leichtathl­etik hat mir sofort Spaß gemacht.“Erst mit 19 Jahren fing Arndt aktiv mit dem Mehrkampf an, nachdem sie zuvor auf Kugelsto-

ßen spezialisi­ert war. „Mein damaliger Trainer Bernd Borowski hat mir dazu geraten. Als ich dann 2012 einen großen Schub gemacht habe, haben wir den Wechsel nach Leverkusen anvisiert.“

Denn der Aufwand wurde für den Coach der LG Filstal zu groß. „Siebenkamp­f ist sehr zeitintens­iv“, erläutert Arndt. „Umso schöner war es, dass ich bei Bayer herzlich begrüßt wurde.“Von Beginn an habe der Verein sie unterstütz­t – nicht nur sportlich, sondern auch bei der Wohnungssu­che. „An den Umzug habe ich mich schnell gewöhnt. Da ich zuvor in Heidelberg studiert habe, war es nicht ganz so schwer, von zu Hause weg zu gehen“, erläutert die 26-Jährige, die in der „Farbenstad­t“schnell Freundscha­ften knüpfte.

Sportlich lief es indes nicht ganz reibungslo­s. Arndt riss sich die Achillesse­hne an. „Es fiel schwer, zurückzuko­mmen und am Ball zu bleiben. Aber jetzt bin ich mit der Entwicklun­g sehr zufrieden“, sagt die Siebenkämp­ferin, die in Berlin gerne noch eine Schippe drauflegen würde. An eine Medaille ist aber noch nicht zu denken. „Dafür sind schätzungs­weise 6500 Punkte nötig. Das kann ich nicht schaffen“, sagt sie. „Eine Platzierun­g unter den ersten 15 halte ich für möglich.“Als kleines Zusatzziel gilt es außerdem, die dritte deutsche Starterin, Louisa Grauvogel, hinter sich zu lassen. „Diese Motiviatio­n ist immer ein bisschen da. Die Nummer eins ist mit Carolin Schäfer aber klar gesetzt.“

Im Anschluss an die EM macht Arndt mit ihrem Lebensgefä­hrten Urlaub auf Bali. Danach dürfte der sportliche Ehrgeiz wieder geweckt sein. Ganz oben auf der Liste stehen die Olympische­n Spiele von Tokio 2020. „Das ist der Wunsch eines jeden Sportlers“, betont die Leichtathl­etin. „Aber bis dahin ist es ein langerWeg. Die Jüngeren hinter mir schlafen ja nicht.“

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 ?? FOTO: RALPH MATZERATH ?? Mareike Arndt hat sich zur zweitbeste­n Siebenkämp­ferin Deutschlan­ds gemausert.
FOTO: RALPH MATZERATH Mareike Arndt hat sich zur zweitbeste­n Siebenkämp­ferin Deutschlan­ds gemausert.

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