Mareike Arndt fährt in Topform zur EM
So stark wie in diesen Tagen war die Siebenkämpferin des TSV Bayer 04 noch nie. In Berlin möchte sie noch eine Schippe drauflegen.
LEVERKUSEN Siebenkampf wird in Deutschland von einer Sportlerin dominiert. Carolin Schäfer ist amtierende Vize-Weltmeisterin und zählt auch bei den Europameisterschaften in Berlin (7. bis 12. August) zum Favoritenkreis. An ihr wird Mareike Arrndt wohl noch nicht vorbeikommen, doch die Leichtathletin des TSV Bayer 04 hat sich zur nationalen Nummer zwei gemausert. Beim Meeting in Ratingen am 16. und 17. Juni übertraf sie mit 6169 Punkten ihre persönliche Bestleistung – und löste damit das Ticket für Berlin.
„Ich bin total glücklich darüber“, sagt Arndt. „Als ältere Dame bin ich nun das Küken, das zum ersten Mal dabei ist.“So alt ist die Sportlerin allerdings noch nicht: Mit 26 Jahren befindet sie sich eher im perfekten Alter für eine Siebenkämpferin. Arndt arbeitet hart für ihren Erfolg. Neun Einheiten absolviert die BWL-Studentin unter Trainer Erik Schneider wöchentlich. „Er treibt mich an, wenn ich mal keine Lust habe“, sagt sie.
Die intensive Arbeit hat sich ausgezahlt.Von 5800 Punkten, in deren Nähe sie vor zwei Jahren rangierte, hat sie ihr Ergebnis um fast 400 Zähler verbessert. Und es ist noch Luft nach oben. Im Kugelstoßen gehört sie zu den Besten in Europa und liegt mit einer Spitzenleistung von 15,07 Metern klar vor Schäfer (14,84 Meter). Beim Hochsprung hingegen (1,68 Meter) sind noch einige Zentimeter mehr drin. „Andere springen 1,80 Meter“, weiß Arndt. „Im Training muss der Fokus darauf liegen, die schwache Disziplin zu verbessern. Gleichzeitig muss ich aber das richtige Maß finden, denn den Rest darf ich nicht vernachlässigen.“Dass sich Arndt als Sportle- rin mit gleich sieben verschiedenen Disziplinen beschäftigen würde, war zunächst unklar. Im Alter von neun Jahren fand sie zur Leichtathletik, „weil ich keine große Lust auf einen Mannschaftssport hatte“, wie die aus einer Handballerfamilie stammende Hochdorferin (bei Stuttgart) sagt. „Leichtathletik hat mir sofort Spaß gemacht.“Erst mit 19 Jahren fing Arndt aktiv mit dem Mehrkampf an, nachdem sie zuvor auf Kugelsto-
ßen spezialisiert war. „Mein damaliger Trainer Bernd Borowski hat mir dazu geraten. Als ich dann 2012 einen großen Schub gemacht habe, haben wir den Wechsel nach Leverkusen anvisiert.“
Denn der Aufwand wurde für den Coach der LG Filstal zu groß. „Siebenkampf ist sehr zeitintensiv“, erläutert Arndt. „Umso schöner war es, dass ich bei Bayer herzlich begrüßt wurde.“Von Beginn an habe der Verein sie unterstützt – nicht nur sportlich, sondern auch bei der Wohnungssuche. „An den Umzug habe ich mich schnell gewöhnt. Da ich zuvor in Heidelberg studiert habe, war es nicht ganz so schwer, von zu Hause weg zu gehen“, erläutert die 26-Jährige, die in der „Farbenstadt“schnell Freundschaften knüpfte.
Sportlich lief es indes nicht ganz reibungslos. Arndt riss sich die Achillessehne an. „Es fiel schwer, zurückzukommen und am Ball zu bleiben. Aber jetzt bin ich mit der Entwicklung sehr zufrieden“, sagt die Siebenkämpferin, die in Berlin gerne noch eine Schippe drauflegen würde. An eine Medaille ist aber noch nicht zu denken. „Dafür sind schätzungsweise 6500 Punkte nötig. Das kann ich nicht schaffen“, sagt sie. „Eine Platzierung unter den ersten 15 halte ich für möglich.“Als kleines Zusatzziel gilt es außerdem, die dritte deutsche Starterin, Louisa Grauvogel, hinter sich zu lassen. „Diese Motiviation ist immer ein bisschen da. Die Nummer eins ist mit Carolin Schäfer aber klar gesetzt.“
Im Anschluss an die EM macht Arndt mit ihrem Lebensgefährten Urlaub auf Bali. Danach dürfte der sportliche Ehrgeiz wieder geweckt sein. Ganz oben auf der Liste stehen die Olympischen Spiele von Tokio 2020. „Das ist der Wunsch eines jeden Sportlers“, betont die Leichtathletin. „Aber bis dahin ist es ein langerWeg. Die Jüngeren hinter mir schlafen ja nicht.“
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