Rheinische Post Langenfeld

Marienschu­le bildet Lebensrett­er aus

- VON TOBIAS FALKE

Modellproj­ekt mit dem Klinikum Leverkusen: Schüler der siebten Klassen haben Wiederbele­bungstrain­ing gemacht.

OPLADEN Matthias Nolte ist Lehrer für Biologie und Chemie an der Marienschu­le Opladen. Doch gleichzeit­ig ist er leidenscha­ftlicher Erste-Hilfe-Ausbilder der Malteser in Leverkusen.

Seit einigen Jahren setzt er sich mit viel Engagement dafür ein, dass Schüler so früh wie möglich ein Reanimatio­nstraining erhalten. Ein Wiederbele­bungstrain­ing für die möglichen Heldinnen und Helden von morgen sei nämlich wortwörtli­ch überlebens­wichtig.

Professor Peter Schwimmbec­k, Chefarzt der Kardiologi­e am Klinikum Leverkusen, ist von diesem Projekt überzeugt, so dass er und seine Kollegen seit dem Jahr 2015 persönlich vorbeischa­uen, um den Jugendlich­en die Einsatzmög­lichkeiten bei einem Notfall näher zu bringen.

Wobei er feststellt­e: Einige Schüler sind mittlerwei­le richtig gut informiert. Yannick aus der Klasse 7b weiß zum Beispiel, was bei einem Notfall als Erstes zu tun ist. „Zunächst muss ich die Atmung des Betroffene­n feststelle­n. Das mache ich, indem ich mein Ohr an die Nase des Menschen halte und dabei auf den Brustkorb schaue“, sagt er. So könne er die Atmung hören, sehen und fühlen.

Danach würde es aber nicht sofort in die stabile Seitenlage gehen, wie manch einer der Schüler mein- te, sondern der Kopf müsse vorher überstreck­t werden. „So werden die Atemwege frei, und die Zunge wird nicht verschluck­t“, sagt Yannick. Dass ein Krankenwag­en gerufen wird, sei selbstvers­tändlich. Vor wenigen Tagen hat der Junge ein Reanimatio­nstraining seiner Mutter besucht. Das hat ihn so sehr fasziniert, dass er sich in Zukunft vorstellen kann, ehrenamtli­ch als Ersthel- fer zu arbeiten.

Alle Schüler der siebten Klassen der Marienschu­le dürfen an diesem Vormittag selbst Hand anlegen. An Übungspupp­en wird beispielsw­eise die Herzdruckm­assage geübt. Henry bekommt dabei Hilfe von Professor Schwimmbec­k, der zuvor erklärt, dass die Schüler rund 80 bis 90 Mal pro Minute auf den Brustkorb drücken sollten. „Das ist so anstren- gend, da dürft ihr euch nach maximal zwei Minuten abwechseln“, sagt er,„das machen wir im Krankenhau­s auch so.“

In Deutschlan­d würden jährlich rund 100 000 Menschen am plötzliche­n Herztod sterben, die Wiederbele­bungsquote betrage kaum mehr als zehn Prozent. In anderen Ländern seien die Überlebens­chancen deutlich besser – Dank schneller Re- animation.

Deshalb sollen bereits Kinder und Jugendlich­e in der Schule damit umgehen können. Nach einer Empfehlung der Kultusmini­sterkonfer­enz aus dem Jahre 2014 ist dies inzwischen schon in einigen Bundesländ­ern Realität. Nordrhein-Westfalen arbeitet noch an der Umsetzung. Im Rahmen eines Modellproj­ekts entwickeln einige Schulen bereits eigene Formen eines flächendec­kenden Reanimatio­nstraining­s.

Die Marienschu­le Opladen nimmt unter der Federführu­ng von Lehrer Dr. Matthias Nolte an diesem Modellproj­ekt gemeinsam mit dem Klinikum Leverkusen teil. „Es wäre natürlich schön, wenn viele weitere Schulen sich in Zukunft auch bereit erklären würden, dieses Projekt in die Tat umzusetzen“, so das Fazit des Lehrers.

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FOTO: RALPH MATZERATH Henry übt an einer Puppe die Herzdruckm­assage, der Kardiologe Professor Peter Schwimmbec­k und seine Mitschüler schauen dabei zu.

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