Frisch aus der Maschine ins Hörnchen
Bei der Produktion ist Daniele Belfi am liebsten alleine. Für unsere Redaktion hat er eine Ausnahme gemacht.
REMSCHEID An einem schönen Sommertag schnell eine Kugel Eis zur Abkühlung genießen, das geht immer. Doch wieviel Arbeit dahinter steckt, ist nur schwer zu erahnen. Einer, der es weiß, ist Daniele Belfi. Sein Tag beginnt bereits sehr früh. Punkt 6 Uhr steht er in seiner kleinen Eisküche an der Richthofenstraße. Schließlich soll für die Kunden des Eiscafés im Remscheider Stadtteil Lüttringhausen immer frischer Nachschub da sein. Mehrere Liter täglich fertigt er in der Saison von März bis Oktober an. Ein echter Knochenjob, denn die beliebte Süßspeise wird im Familienbetrieb noch ganz traditionell hergestellt. Dazu bedarf es Kraft.
Daniele Belfi macht das gerne – inzwischen schon fast seit 24 Jahren.„Das macht einfach Spaß“, sagt der sympathische Italiener mit einem Lachen. Vor fast 40 Jahren eröffneten seine Eltern die Eisdiele in Lüttringhausen. Die Rezepte seines Vaters verwendet der 38-Jährige noch heute – echt italienisch, unverändert, ausschließlich mit frischen Zutaten und ohne künstliche Zusätze. Deshalb gibt es Sorten wie Melone zum Beispiel nur, wenn die Frucht Saison hat. „Man fängt bei den hellen Sorten an und geht dann zu den dunkeln über“, verrät der Profi. Immerhin 25 Sorten gibt es in der Gelateria. Das heißt für Belfi: Die Eismaschinen laufen bis zum Mittag. „Die Geräte hat schon mein Opa genutzt. Sie stammen aus einer Eisdiele aus der Nähe von Mailand. Die machen einfach das beste Eis“, sagt Belfi. Speiseeis scheint der Familie im Blut zu liegen – nunmehr in der vierten Generation.
Den beiden Carpigiani-Maschinen merkt man ihr Alter von mehr als 50 Jahren nicht an. Zuverlässig rotieren sie die sechs Liter Masse zu cremigen Gelato. Das ist dann ganz schön kalt: minus 25 Grad. Der Vorteil: Das Eis kann direkt nach vorne in die Verkaufstheke. Quasi frisch aus der Maschine ins Hörnchen. In der Küche gibt es klare Regeln: In einer Maschine wird ausschließlich Fruchteis zubereitet. Die andere ist für Milcheis reserviert. Das moderne Modell komme nur an Spitzentagen zum Einsatz, weil das Endergebnis Belfi nicht vollkommen überzeuge. Die Konsistenz sei einfach zu weich.
Routiniert greift Belfi zu den Zutaten für das Joghurteis. Es gehört nicht nur zu den hellen, sondern auch zu den schnellen Sorten. Milch, Zucker und Joghurt werden in einem großen, silbernen Eimer gegeben. Dann mixt Belfi das Gemisch mit dem großen Rührstab, der von der Größe schon fast einem Presslufthammer Konkurrenz machen könnte. Er macht auch fast genauso viel Krach. Anschließend fließt die Masse in die Eismaschine. Nach 15 Minuten ist sie fertig. Belfi kratzt sie mit einem übergroßen Löffel heraus. Dazu stemmt er ihn mit viel Kraft gegen die Trommel und die Rotation, so dass das Eis fast von allein auf den Löffel gelangt. Hier ist neben Kraft auch Konzentration gefragt, damit man nicht abrutscht. Deshalb ist Belfi auch meist lieber alleine bei der Produktion.
Etwas aufwendiger ist die Herstel- lung von Klassikern wie Schokolade oder Vanille. Alleine das Trennen der frischen Eier nimmt seine Zeit in Anspruch. Aus 200 Eigelben, vermengt mit rund 20 frischen Vanilleschoten aus Madagaskar, bekommt Belfi am Ende etwa 40 Liter Vanilleeis raus. Die Basismasse für die Klassiker besteht aus Milch, Eiern und Zucker. Die wird im Pasteurisierer auf rund 85 Grad erhitzt und mit Zutaten wie Schokolade, Nüssen, Mokka, Pistazien oder eben auchVanille ergänzt. „Wichtig ist, dass die Zeit zum Abkühlen auf vier Grad die gleiche ist, wie die zum Aufkochen“, verrät der Eismann. Damit haben Keime keine Chance.
Vorne in der Theke kann man sich gar nicht entscheiden. Satte Farben wie die vom Himbeere- oder Zartbitterschokoladeneis funkeln und erzeugen Eishunger. Schwester Marzia Belfi portioniert gemeinsam mit dem Team die Kugeln. Und auch Mutter Belfi hilft noch aus. Ein echter Familienbetrieb eben. Mit leckerem Eis – ganz italienisch.