Lerninitiative ist für zwei Jahre gesichert
Der Integrationsrat fördert die „Sprachförderung Brandenburger Allee 28“aus eigenen Mitteln.
MONHEIM Das Überleben eines kleinen privaten Projektes zur Sprachförderung im BerlinerViertel ist vorläufig gesichert. Der Integrationsrat beschloss kürzlich das 2009 im Rahmen des Programms „Stärken vor Ort“gegründete Projekt mit insgesamt 1140 Euro aus seinem frei verfügbaren Budget von 9000 Euro zu unterstützen. Es handelt sich dabei im wesentlichen um einen Zuschuss zu den Mietkosten, die die Organisatoren des Projekts an den Ägäischen Kulturverein als Vermieter leisten müssen, – für 2018 und 2019 (sofern der Rat zustimmt). Im Sommer 2017 hatte sich nämlich das Jugendamt aus seiner Förderung zurückgezogen, weil man die Zahlung nicht direkt an die Projektgruppe leisten konnte. Seitdem muss sich die Initiative mühsam mit Spenden finanzieren.„Ohne Unterstützung müssten wir die Lerninitiative auflösen“, warb Abelmalek Bouzahra, einer der Organisatoren, im Integrationsrat.
Der Charme dieses Angebots liegt in der absoluten Freiwilligkeit: „Die Kinder und Jugendlichen können zu uns kommen und entscheiden selber, wie viel sie machen wollen“, sagt Bouzahra. Initiatorin Gabriele Oesten-Burnus und ihre drei ehrenamtlichen Mitstreiter helfen bei den Hausaufgaben, bei der Vorbereitung von Arbeiten und Klausuren und beim Erstellen von Referaten und Facharbeiten.„Trotz Ganztagsschule können die das übernehmen, was Aufgabe der Eltern wäre“, sagt Oesten-Burnus.
Christa Steinbüchel kommt einmal wöchentlich, um die Lesekompetenz der kleineren Kinder zu fördern. Jihane El Ghardati, Büsra Özer und Abdelmalek Bouzahra genos- sen dort früher selber Hilfe, und sind jetzt in die Helferrolle hineingewachsen. „Mir ist es einfach wichtig, die Sprachkompetenz dieser Kinder zu fördern, ihren Wortschaft und Satzbau zu verbessern“, sagt Osten-Burnus, die hauptamtlich für die Stadt arbeitet. Zudem komme man über die Fächer über politische und gesellschaftliche Themen ins Gespräch. Ihr sei es ein wichtiges Anliegen, dass die Kinder ein besseres Verständnis für das Leben in Deutschland und die kulturellen Besonderheiten entwickelten: Zu Hause guckten sie nur ausländisches Fernsehen, bewegten sich in ihren Kreisen. „Viele der Kinder sprechen zu Hause nur in der Muttersprache der Eltern“, ergänzt Bouzahra.
Momentan besuchen 20 Kinder regelmäßig die Räume der LEGDrei-Zimmer-Wohnung in der Brandenburger Allee. „Wir erleben gerade einen Generationswechsel“, sagt der marokkanischstämmige Monheimer. Alle Kinder der ersten Stunde haben inzwischen ihre Schullaufbahn erfolgreich beendet und ein Studium oder eine Ausbildung abgeschlossen. „Das zeigt, dass wir erfolgreich sind“, sagt der Student des Verkehrswirtschafts-Ingenieurswesens selbstbewusst.
Kritikern, die auf das Ulla-HahnHaus zur Sprach- und Leseförderung verweisen mögen, hält er die Nähe zu seiner Klientel entgegen: „Wir sind hier im Viertel. Der Standort ist perfekt für die kleineren Kinder, die jetzt zu uns kommen“, sagt Bouzahra. Außerdem sei das Angebot nach Jahren etabliert.
Im Nachklang der Integrationsratssitzung setzt sich die CDU für eine dauerhafte Förderung der Initiative ein. Dies lehnte Laura Töpfer von der Peto-Mehrheitsfraktion ab. Obwohl sie das Projekt für „unterstützenswert“halte und es zur Integration beitrage, wolle man keine dauerhafte Unterstützung.„DieVoraussetzungen können sich ändern, die Initiative kann umziehen oder ihr Angebot aus Personalmangel beenden müssen. Es ist daher besser, von Jahr zu Jahr neu abzustimmen.“