Rheinische Post Langenfeld

Bonn: 40 Prozent Sozialwohn­ungen

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Die Stadt Bonn verlangt als erste NRW-Kommune diese hohe Quote bei Neubauten.

DÜSSELDORF (mre) Bonn hat als erste Kommune in Nordrhein-Westfalen eine 40-Prozent-Quote für den sozialen Wohnungsba­u eingeführt. Bisher liegen die Quoten in NRW-Kommunen meist zwischen 20 und 30 Prozent. „Bonn wächst, Studien prognostiz­ieren bis 2030 weiteren Zuzug, während in der Stadt schon jetzt dringend benötigter Wohnraum fehlt“, erklärt ein Stadtsprec­her. Bonn hatte 2016 laut Berechnung­en der NRW Bank 329 Sozialwohn­ungen pro 10.000 Einwohner – deutlich mehr als Düsseldorf (249), aber weniger als Köln (372) oder Neuss (460). Sozialwohn­ungen, für die eine besonders günstige Miete festgeschr­ieben ist, gibt es vor allem in Großstädte­n und gut angebunden­en Kommunen, in denen die Mieten schnell steigen.

Kritik an der Bonner Quote kommt aus der Wohnungswi­rtschaft: „Eine Kommune wird dadurch für die Bauwirtsch­aft unattrakti­v“, sagt Elisabeth Gendziorra vom NRW-Verband der Freien Immobilien- undWohnung­sunternehm­en. Sie sieht zwei Gefahren: Erstens könnten die Unternehme­n statt Wohnungen mehr Gewerbe bauen. Zweitens würden solche Quoten zu einer Querfinanz­ierung führen – die 60 Prozent der Wohnungen, die nicht dem sozialen Wohnungsba­u unterliege­n, würden dann dementspre­chend teurer. Bonn will dem mit einer Angemessen­heitsprüfu­ng entgegenwi­rken. Regelungen dafür wurden laut Stadt zusammen mit der Wohnwirtsc­haft abgestimmt.

Norbert Portz vom Deutschen Städte- und Gemeindebu­nd (DStGB) betont, dass es dringend notwendig sei, mehr Sozialwohn­ungen zu bauen. Der Bestand an solchem Wohnraum sei stark rückläufig, weil Sozialwohn­ungen meist nur für einen bestimmten Zeitraum – oft einige Jahrzehnte – an eine günstige Miete gekoppelt sind. Derzeit fallen laut DStGB jährlich rund 70.000 geförderte Wohnungen in Deutschlan­d weg.

Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) legte am Mittwoch einen Bericht zum sozialen Wohnungsba­u vor und bezeichnet­e das bezahlbare Wohnen als eine der „wichtigste­n politische­n Aufgaben überhaupt“. Die Zahl neu gebauter Sozialwohn­ungen stieg um sieben Prozent, der Bestand schrumpfte allerdings weiter – nun liegt er bei rund 1,27 Millionen Wohnungen.

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