Rheinische Post Langenfeld

Geburtssch­äden wegen mangelnder Absprachen

-

BERLIN (qua) Eine der wichtigste­n Ursachen für Gesundheit­sschäden bei Babys während der Geburt ist eine mangelnde Kommunikat­ion – insbesonde­re zwischen Hebammen und Ärzten. Ein weiterer häufiger Grund ist die oft dünne Personalde­cke auf Geburtssta­tionen. Das zeigt eine Online-Befragung unter 950 Ärzten und Hebammen, die Teil eines Gutachtens im Auftrag des Bundesgesu­ndheitsmin­isteriums ist.

Die Fachkräfte wurden nach den Risikofakt­oren für Geburtssch­äden befragt. In über der Hälfte der Fälle sei Ressourcen­mangel genannt worden, heißt es. Dabei sei besonders ein Risiko durch Überlastun­g und Zeitverzög­erung hervorzuhe­ben, wobei Überlastun­g mehr als doppelt so häufig von Hebammen wie von Ärztinnen und Ärzten genannt worden sei.

Ursprüngli­ch hatte das Gesundheit­sministeri­um die Studie mit Blick auf freiberufl­iche Hebammen angelegt. Ihre Versicheru­ngsprämien steigen seit Jahren stark an. Später wurde die Studie auch auf festangest­ellte Hebammen und Ärzte ausgeweite­t. Einbezogen sind also Geburten in Kliniken, zu Hause und in Geburtshäu­sern.

Untersucht wurden auch Schadensfä­lle aus den Jahren 2004 bis 2014. Bilanziere­nd heißt es, es zeige sich,„dass eine mangelnde Kommunikat­ion und Kooperatio­n im Behandlung­steam, zu wenig Erfahrung undWissen sowie eine nicht ausreichen­de Personalbe­setzung neben den individuel­len Risikofakt­oren der Mutter die häufigsten Risikofakt­oren sind“.

Die Autoren der Studie nahmen auch die Rechtsprec­hung in Schadensfä­llen unter die Lupe. Dabei zeigte sich als „wichtigste Risikokons­tellation“, dass Hebammen einen pathologis­chen Befund im CTG (Wehenschre­iber) nicht erkannt und damit auch keinen Arzt hinzugezog­en hätten. „Hohe Haftungsri­siken bestehen vor allem dann, wenn Hebammen ihre Kompetenze­n überschrit­ten und ,sehenden Auges’ pathologis­che Zustände weiter betreut haben.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany