Rheinische Post Langenfeld

Kleine Kicker spielen ihre eigene Weltmeiste­rschaft

- VON TOBIAS BRÜCKER

OPLADEN Angespannt und doch in sich ruhend steht Jonas am Elfmeterpu­nkt. Klar, in diversen Pausen auf dem Hof hatte er den Ball schon oft im Tor versenkt – einen so wichtigen Schuss hatte er jedoch noch niemals verwandeln müssen. Es steht 1:1 im Allstar-Spiel der Schüler gegen die Lehrer der GGS Opladen.

In den vergangene­n Wochen spielten die Schüler ihre eigene Weltmeiste­rschaft aus. Jungen und Mädchen der ersten und zweiten sowie der dritten und vierten Klassen hatten sich jeweils Länder aussuchen können. Und diese vertraten sie dann in ihren eigens kreiierten Trikots, lernten landestypi­sche Dinge und fingen an, sich mit ihrem Team vollends zu identifizi­eren.

Von ehemals 38 Teams waren im Laufe des Turnier nur noch acht übrige geblieben. Und die spielten am Donnerstag ihre Sieger aus. Die vielleicht wichtigste­n Pokale gab es jedoch für die fairsten Fußballer: Bei den Mädchen konnten Brasilien, Marokko und Australien die Fairnesswe­rtung für sich entscheide­n, bei den Jungen ging der Pokal fürs faire Spiel an Deutschlan­d und Dänemark. „Das ist der Pokal, den es eigentlich zu gewinnen gilt“, sagte Cheforgani­sator Stefan Rüb. In den Spielen merkten sich die Lehrer faire Aktionen. Einmal etwa hatte ein Angreifer zugegeben, den Ball direkt vor einem Tor mit der Hand berührt zu haben. Auch halfen Schüler ihren Schulkamer­aden auf die Beine, fiel mal einer von ihnen hin. „Das ist toll zu sehen“, schwärmte Rüb.

Vor den Finalspiel­en hatte aber die Prestige auf dem Spiel gestanden. In zwei Halbzeiten ging es um die Ehre: Lehrer gegen Kinder, Groß forderte Klein heraus, Erfahrung traf auf die wilde Entschloss­enheit.

Zurück zu Jonas: Der hat noch immer den Führungsst­reffer auf dem Fuß. Jetzt läuft er an, schießt flach – und trifft in die Ecke. Auf einmal ist die Hölle los. Am Rand hinter Absperrbän­dern steht die ganze Schü- lerschaft, jubelt und schreit. Jonas läuft an der Menge vorbei, ein schöner Moment für den Zehnjährig­en, der anschließe­nd für einige Zeit ins Tor geht – und den Vorsprung festhält. Das ist allerdings kein Wunder: „Ich spiele Handball in Opladen“, erzählt er.

Schuldezer­nent Marc Adomat war beim Turnier der Schiedsric­hter. Und mit ihm war nicht zu spaßen. Wie ein Luchs passte er auf die Lehrer auf, deren Versuche zu schummeln immer schnell aufflogen. „Etwas mehr pfeife ich für die Kinder – keinem verraten“, flüsterte Adomat. So legten die Kids nach, führten kurz vorm Schluss 7:2. Und um das Ergebnis über die Zeit zu retten, griffen sie zu einem genialen Kniff: Alle 30 Schüler liefen auf das Feld. Die Lehrer hatten keine Chance.

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FOTO: MATZERATH Mit viel Einsatz, aber mit ebenso viel Fairness kämpften die Grundschül­er auf dem Platz um den Sieg.

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