Seniorin fünf Wochen ohne Festnetz
Seit Anfang Juni konnte Erdmuthe Weber nicht über ihren Anschluss telefonieren. Die Telekom reagierte lange nicht.
LEICHLINGEN Erdmuthe Weber ist schwerst gehbehindert. Zweimal am Tag kommt der Pflegedienst vorbei. Das Telefon ist die wichtigste Verbindung zur Außenwelt für die 76-Jährige. Umso schlimmer war es für die Leichlingerin, dass ihr Telekom-Anschluss bereits seit Ende Mai gestört war.„Zuerst hatte ich immer wieder ein lautes Knacken in der Leitung“, erzählt die Seniorin. „Seit dem 4. Juni war die Verbindung dann aber komplett tot.“
Glücklicherweise besitzt Erdmuthe Weber zusätzlich zum Festnetzanschluss ein Mobiltelefon. „Das funktioniert allerdings nur mit einer Prepaidkarte und hat entsprechend hohe Gebühren, weil ich es ja eigentlich nur so selten benutze“, sagt sie. Seit Juni hatte die 76-Jährige jedoch keine andere Möglichkeit.
Erdmuthe Weber ärgert sich über die Telekom, bei der sie sich unmittelbar nach der Störung gemeldet hat. „Seitdem werde ich ständig mit Kurznachrichten auf meinem Mobiltelefon vertröstet“, erzählt sie. „Zuerst sollte die Störung am 18. Juni behoben sein, dann am 25. Juni, am 2. Juli und schließlich am 4. Juli. Passiert ist aber gar nichts.“Und der Gipfel der Frech- heit sei, so erzählt sie, dass in den Text-Nachrichten jedes Mal stehe: „Wir arbeiten so schnell wie möglich an der Behebung der Störung.“Die Frau weiß zudem von ihrer Pflegerin, dass in der Nachbarschaft auch andere Anwohner von dem Komplettausfall der Telefonleitung betroffen waren.
Nachdem die Telekom-Kundin dann Ende des Monats Juni auch noch ihre übliche Monatsrechnung über rund 40 Euro bekommen hatte, schrieb sie einen „bösen Brief“an die Telekom. „Ich habe den Mitarbeitern eine Frist bis zum 2. Juli gesetzt. Bis dahin sollten sie mir die Rechnung erstatten“, erzählt sie. „Aber wieder kam keine Antwort - also bin ich zur Sparkasse gegangen und habe den Bankeinzug stornieren lassen. Jetzt bin ich gespannt, was passiert.“
Bei der Telekom versichert ein Mitarbeiter in einem ersten Gespräch mit unserer Redaktion, dass ein Techniker sich „schnellstmöglich“um das Problem kümmern und sich dafür mit Erdmuthe Weber in Verbindung setzen werde. Fünf Tage später dann die Nachfrage bei der Betroffenen: „Natürlich ist wieder nichts passiert“, sagt die verärger- te Seniorin. „Und bei mir hat sich bislang auch niemand von der Telekom gemeldet.“
Nächster Anruf bei dem zuständigen Mitarbeiter der Telekom: Er sei an diesem Tag nicht persönlich zu sprechen, richtet eine Kollegin aus. Zehn Minuten nach dem Telefonat folgt dann eine E-Mail aus der Servicestelle des Telefonanbieters: „Wir bedauern die entstandenen Unannehmlichkeiten im vorliegenden Fall. Die Telekom wird sich darum kümmern und den/die Kunden kontaktieren, sobald die angesprochenen Punkte geklärt sind, um eine gemeinsame Lösung im Sinne der/des Kunden zu finden.“
Wieder vergehen mehrere Tage. Bis schließlich am 11. Juli die Nachricht kommt: „Unser technischer Service war bei Frau Weber vor Ort. Der Anschluss der Kundin funktioniert wieder. Wir bedauern die Unannehmlichkeiten, die Frau Weber entstanden sind. Sie erhält aus Kulanz eine Erstattung der Rechnung vom 20.06.2018 sowie ein weiteres Grundentgelt.“
„Nach allem, was vorgefallen ist, glaube ich das erst, wenn das Geld wirklich auf dem Konto ist“, sagt Erdmuthe Weber und lacht. Dennoch: Sie ist glücklich, dass ihr Festnetzanschluss wieder funktioniert. „Aber trotzdem bin ich von dem Verhalten der Telekom ziemlich enttäuscht. Ich habe den Eindruck, dass das Unternehmen nur deshalb reagiert hat, weil ich öffentlich Druck gemacht wurde.“