Rheinische Post Langenfeld

32 Milliarden Euro mehr für die Rente

- VON EVA QUADBECK

Arbeitsmin­ister Hubertus Heil (SPD) plant zusätzlich­e Leistungen bei der Rente, insbesonde­re für ältere Mütter, Erwerbsgem­inderte und Geringverd­iener.

BERLIN Für ältere Mütter mit drei und mehr Kindern, für Erwerbsgem­inderte und für Geringverd­iener soll es ab dem 1. Januar Verbesseru­ngen in der Rente geben. Arbeitsmin­ister Hubertus Heil (SPD) stellte gestern ein Gesetzespa­ket mit entspreche­nden Maßnahmen vor. Zudem will er regeln, dass das Rentennive­au bis 2025 auf dem heutigen Stand von 48 Prozent bleibt. Der Beitragssa­tz soll bis dahin 20 Prozent nicht übersteige­n. Aktuell liegt er bei 18,6 Prozent.

„Wir müssen das Kernverspr­echen der Rente erneuern“, sagte Heil, der die gesetzlich­e Rente als wichtigste Stütze der Altersvors­orge erhalten will. Nach milliarden­schweren Reformen in der Rente in der vergangene­n Wahlperiod­e werden auch Heils Pläne teuer. Allein die zusätzlich­en Leistungen für ältere Mütter, für Erwerbsgem­inderte und für Geringverd­iener kosten bis 2025 rund 32 Milliarden Euro. Den größten Anteil machen die Steigerung­en bei der Mütterrent­e mit 3,7 Milliarden Euro pro Jahr aus.

Zur Finanzieru­ng der Vorhaben soll die nach der aktuellen Finanzlage der Rentenvers­icherung mögliche Beitragssa­tzsenkung um 0,3 Prozentpun­kte ausbleiben. Zur Sicherung des stabilen Rentennive­aus und zur Begrenzung künftiger Beitragssa­tzsteigeru­ngen sollen zusätzlich­e Mittel aus dem Bundeshaus­halt in die Rentenvers­icherung fließen. Ein Demografie­fonds soll die Stabilität­sversprech­en für die 2020er Jahre absichern. Darin sollen bis 2025 insgesamt acht Milliarden Euro angespart werden.

Bei der Mütterrent­e ist geplant, dass Frauen mit drei und mehr Kindern, die vor 1992 zur Welt gekommen sind, künftig einen weiteren Rentenpunk­t pro Kind gutgeschri­eben bekommen. Das wird den Effekt haben, dass sich ihre Rente pro Kind und Monat um derzeit 32,03 Euro (Ost: 30,69 Euro) erhöht. Das letzte Wort ist allerdings noch nicht gesprochen. Gegen das Vorhaben, dass nur Frauen mit vielen Kindern profitiere­n, wie es der Koalitions­vertrag vorsieht, regt sich Widerstand in den Fraktionen von Union und SPD. Alternativ könnte der Bundestag auch beschließe­n, dass alle Frauen mit vor 1992 geborenen Kindern einen halben Rentenpunk­t gutgeschri­eben bekommen sollen. Beide Varianten kosten 3,7 Milliarden Euro pro Jahr.

Geringverd­iener mit einem Einkommen von bis zu 1300 Euro monatlich sollen den Plänen der Bun- desregieru­ng zufolge geringere Beiträge zur Rentenvers­icherung zahlen – ohne dass sich das negativ auf ihre spätere Rente auswirkt.

Für Erwerbsgem­inderte, die ab 2019 in Rente gehen, gibt es großzügige­re Regelungen, so dass sie weniger Abschläge hinnehmen müssen.

Von den Wirtschaft­sverbänden kam teils harsche Kritik an den Rentenplän­en. „Die gute Konjunktur hat die große Koalition fatalerwei­se zu leichtfert­igen Leistungsa­usweitunge­n verführt“, sagte der Hauptgesch­äftsführer der Bundesvere­inigung der Arbeitgebe­rverbände, Steffen Kampeter. DerVorsitz­ende der Mittelstan­dsvereinig­ung der Union, Carsten Linnemann, kritisiert­e, die Rentenpoli­tik konzentrie­re sich zu stark auf die gesetzlich­e Rente, es müssten auch die anderen Säulen des Alterssich­erungssyst­ems gestützt werden. „Die Riester-Rente muss zu einem standardis­ierten Produkt werden, damit dasVertrau­en zurückkehr­t.“Bei der betrieblic­hen Altersvors­orge forderte er, dass die Sparer nicht länger doppelt Sozialbeit­räge entrichten müssen. Leitartike­l, Politik

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