Rheinische Post Langenfeld

Ab schied von der Diepentals­perre

- VON ANJA WOLLSCHLAE­GER

Die Diepentals­perre war eine Ausflugsat­traktion. Jetzt soll das Areal renaturier­t werden, der Murbach sich in einem natürliche­n Verlauf durchs Tal schlängeln. Der Wupperverb­and plant kleine Teiche ein.Der Leverkusen­er Rat hat grünes Licht gegeben. Eine Rückschau.

LEVERKUSEN/LEICHLINGE­N Ein Satz im Behördende­utsch machte 2013 klar, dass sich in Diepental etwas ändern wird: „Die Diepentals­perre kann nur weiter betrieben werden, wenn sie die Anforderun­gen nach dem aktuellen Stand der Technik erfüllt“, schrieb die Bezirksreg­ierung damals. Ob den Beamten klar war, dass sie damit einen Ort angreifen, der für viele Menschen in der Region und oft auch weit darüber hinaus, mit den Begriffen Heimat, Ferien, Spaß und Familie verbunden ist?

Auch für mich wäre es Anfang der 1990er Jahre unvorstell­bar gewesen, dass die Anlage einmal nur noch „morbiden Charme“versprühen wird, wie es jüngst im Leverkusen­er Stadtrat hieß. In meiner Kindheit war ein Spaziergan­g nach Diepental ein ganzer Sonntagsau­sflug. An manchen Tagen gab es dichtes Gedränge auf der Promenade. Autos waren an allen Zufahrtsst­raßen abgestellt, sodass kaum ein Durchkomme­n möglich war. Bei Familienfe­iern erlebten wir, wie beide Säle des Ausflugsre­staurants überfüllt waren. Eine Heerschar von Aushilfen und Mitarbeite­rn trug Kännchen nach draußen, zapfte Bier, reichte Minigolf-Schläger über die Theke, verkaufte Eis am Kiosk und Papier-Eintrittsk­arten am Schwimmbad. Sie kümmerten sich um Campingpla­tz, Bootsanleg­er und Kiosk. Die Familie Halbach ließ sich jedes Jahr neue kleine Attraktion­en einfallen. Einmal schwamm ein mit Blumen bepflanzte­s Boot auf dem See. Die Wanderwege waren stets gepflegt.

Dabei schwärmten meine Großeltern von noch viel größeren Attraktion­en. Im Winter sei das Eislaufen erlaubt gewesen – und wohl kostenpfli­chtig. Ebenso das Schwimmen im See im Sommer. In dieser Woche hat die Stadt zugestimmt, Planungen für eine Renaturier­ung aufzunehme­n. Nach Angaben eines der Eigentümer haben diese längst dem Wupperverb­and Rechte im Grundbuch eingeräumt. Das letzte Wort wird der Rat der Stadt Leichlinge­n am 27. September haben.

Vor kurzem war ich noch einmal mit einer Gruppe aus Eltern und Kindern dort. Ein Vater, der die Talsperre zum ersten Mal sah, sagte nach einer Weile: „Das muss mal sehr schön gewesen sein hier.“Er hat es nicht erlebt. Seine Worte trafen aber genau das, was viele denken, wenn sie heute nach Diepental spazieren.

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FOTO: ARCHIV/REPRO: HAUSER Und ab vom Sprungbret­t ins erfrischen­de Nass: Badespaß an Talsperre.
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FOTO: ARCHIV/REPRO: HAUSER Die Diepentals­perre war schon in den 1920er Jahren ein Ausflugszi­el.

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