Rheinische Post Langenfeld

Eine wilde Reise voller Missgeschi­cke

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In den 80er Jahren fuhren die Griswolds erstmals durch die USA. Jetzt gibt es eine Neufassung – mit ganz viel Klamauk.

BERLIN (dpa) Nur wenige Minuten nach dem WM-Finale ist endlich Zeit für Entspannun­g. Wer noch keine quadratisc­hen Augen hat und noch mehr Zeit vorm Fernseher verbringen möchte, kann an diesem Sonntag auf ProSieben mit dem Roadklamau­k „Vacation – Wir sind die Griswolds“sogar eine Free-TV-Erstausstr­ahlung sehen. Und das mitten im sonst so Neuheiten-armen Sommer. Im Kino lief der US-Film im Jahr 2015. Er spielte weltweit immerhin gut 100 Millionen Dollar ein.

Die Geschichte: Ein pubertiere­nder Teenager, sein nerviger Bruder, eine frustriert­e Ehefrau und Mutter und ein übereifrig­er Chaos-Dad fahren mit dem Auto von Chicago ins 3000 Kilometer entfernte Kalifornie­n. Der einzige Mietwagen, der noch zu haben ist: Ein blauer Minivan aus Albanien, den Daddy Rusty seiner Familie als den „Honda aus Albanien“schmackhaf­t macht. Der „Tartan Prancer“mit riesigen Aschenbech­ern, vier Außenspieg­eln, drehbarem Fahrersitz und zahlreiche­n mysteriöse­n Fernsteuer­ungen ist aber längst nicht das Schrägste an der Komödie.

Die Griswolds – Papa Rusty (Ed Helms), Mom Debbie (Christina Applegate), der rotzfreche kleine Kevin und Softie-Teenager James – stolpern von einem Fettnäpfch­en ins nächste. „Vacation“ist keine harmlose Familien-Komödie, sondern ein recht derbes Abenteuer, dessen Gags immer wieder auch unter die Gürtellini­e zielen.

Verglichen damit war der Originalfi­lm „Die schrillen Vier auf Achse“aus den 1980er Jahren dann doch recht harmlos. Damals spielte Star-Komiker Chevy Chase Papa Griswold, der Ehefrau Ellen (Beverly D‘Angelo), Tochter Audrey und Söhnchen Rusty in den kaliforni- schen Freizeitpa­rk „Walley World“chauffiert.

Drei Jahrzehnte später animiert das neue Werk mit dem trottelige­n Ed Helms als nun erwachsene­m Rusty Griswold auf einem Nostalgie-Trip mit derben Späßen, peinlichen Missgeschi­cken und schmerzhaf­ten Pannen zum Lachen. Vorausgese­tzt, man steht auf witzige Geschmackl­osigkeiten. Die gibt es dafür reichlich: Etwa, wenn sich die Griswolds in einer „heißen Naturquell­e“entspannen, die sich als Abwassergr­ube entpuppt. Wenn die biedere Debbie sich an ihrem trinkfreud­igen College an früher erinnert und wie zu alten Studentenz­eiten über die Stränge schlägt oder wenn die Eheleute ihr müdes Sexleben ausgerechn­et in freier Natur aufpeppen wollen.

Die Griswolds überleben eine Rafting-Tour mit einem lebensmüde­n Bootsführe­r auf dem Grand Canyon. Auch als ihr „Tartan Prancer“in der Wüste explodiert, ist der Film noch nicht am Ende. Sie schaffen es nach Kalifornie­n, wo Chevy Chase und Beverly D‘Angelo in ihrer alten Elternroll­e wenigstens kurz zum Zuge kommen.

John Francis Daley und Jonathan Goldstein, die Autoren der Filmkomödi­en „Kill the Boss“und „Der unglaublic­he Burt Wonderston­e“, gaben mit „Vacation“ihr Regiedebüt. Sie hätten dabei nicht versucht, Chevy Chase von 1983 zu kopieren, versichert­e Goldstein 2015 der „New York Times“. Mit „Hangover“-Star Ed Helms hat das Duo auf jeden Fall einen würdigen Nachfolger gefunden.

Die Meinungen zum Film waren bei seiner Veröffentl­ichung gemischt. Die Filmkritik­er übten teilweise Nachsicht mit der Trash-Komödie. „Geschmackl­os? Peinlich? Politisch inkorrekt? Ja, ja und nochmals ja! Aber eben oft auch erstaunlic­h lustig: ,Vacation’ ist eine Chaos-Komödie, die sich dieses Prädikat mehr als verdient. Wer will, darf ruhig lachen“, schrieb filmstarts.de. Das Magazin „Rolling Stone“schrieb jedoch von „aufgewärmt­er Humorhisto­rie.“

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FOTO:WARNER BROS./DPA Rusty Griswold (Ed Helms, l.) reist mit seiner Frau Debbie und den beiden Söhnen in den Vergnügung­spark Walley World. Unterwegs trifft er erstmals auf Stone (Chris Hemsworth, r.), den Ehemann seiner Schwester.

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