Große Abrissparty in ehemaliger Pferdemetzgerei
OPLADEN Dort, wo am Freitag ein feucht-fröhliches Fest gefeiert wurde, rollen schon bald die Bagger an. Lucas Melzig, Kreisvorsitzender der Jungen Union Leverkusen und CDU-Fraktionsvorsitzender im Bezirk II, hatte Freunde und Bekannte zur Abrissparty auf das Gelände am CDU-Treff Kölner Straße eingeladen. „Irgendwie schade“, bedauerte Melzig. „Es wird Zeit, dass es wegkommt“, widersprach Alexander Dederichs, Vorstand des Gemeinnützigen Bauvereins (GBO), fügte aber hinzu: „Eigentlich wäre es eine ideale Location für einen Biergarten.“
So gemütlich das Haus samt dem geschmückten Innenhof von außen vielleicht wirkte, so verfallen war das Gebäude im Inneren. Leute, die sich darin umsahen, waren erschüttert, unter welch widrigen Umständen die Menschen dort bis zuletzt gelebt hatten. Erst im Juni waren die letzten Mieter ausgezogen, die Mietverträge wurden einvernehmlich aufgehoben.
Auf dem Are- al erinnerte ein vergessenes Schild mit der Aufschrift „Pferdefleisch: 500 Gramm 5,95“daran, dass dieses einst zum Besitz der ehemaligen Pferdeschlachterei Wieden gehörte. An den Wänden gab es alte Haken, an denen die Pferde festgezurrt waren, ehe sie zur Schlachtbank geführt wurden. RainerWeiß, einer der Gäste, sagte: „Ich kann mich gut erinnern, dass ich als Kind am liebstenWürstchen aus Pferdefleisch gegessen habe. Meine Mutter hat sie hier besorgt.“
Innerhalb der nächsten vier Wochen werden die Häuser Kölner Straße 59 bis 63a zunächst entkernt, anschließend abgerissen. Bevor im Januar der Neubau startet, werden die Fundamente freigelegt und unterfangen, um ein abrut- schen der Bauwerke in die Baugrube zu verhindern. Vorgesehen ist ein viergeschossiges Gebäude für 26 Wohneinheiten einschließlich vier Maisonette-Wohnungen und Mansarden-Dach. Dazu kommen 450 Quadratmeter Gewerbe. Der vorübergehend ausgelagerte Kiosk will wieder einziehen. Bedient wird die Baustelle vom rückwärtigen Eigentum an der Straße Im Hederichsfeld, der erst kürzlich neu hinzukam. Nach Ende der Bauarbeiten soll dieses Gebiet als ebenerdige Parkfläche dienen, da der Bau einer Tiefgarage nicht möglich ist. Schon 2015 hatte der GBO die Liegenschaft von Besitzer Rolf Wieden gekauft und zwei weitere Grundstücke mit rund 1000 Quadratmetern und 45 Meter Straßenfront sukzessive dazu erworben.