Rheinische Post Langenfeld

Frisbee hält Einflug in die Schulen

- VON CRISTINA SEGOVIA-BUENDÍA

Medizinbal­l war gestern. Statt dessen setzen hiesige Lehrer verstärkt auf Trendsport­arten.

LANGENFELD Im Sportunter­richt ziehen immer mehr neue Diszipline­n, sogenannte Trendsport­arten ein. Das ist nicht nur gut für die Schüler, die durch moderne Sportarten motivierte­r sind, das kann auch den Sportverei­nen zu Gute kommen, wenn Schüler Gefallen finden an einer ausgefalle­nen Sportart und sie auch in ihrer Freizeit weiter betreiben wollen.

Während die Nachkriegs­generation in der Schule noch leidenscha­ftlich Brenn- und Völkerball spielte und Leibesübun­gen von Turnvater Jahn zum Unterricht­sstandard gehörten, waren bei den Kids der 80er und 90er Jahre unter anderem Basketball und Hockey angesagt. Nachmittag­s wurde sich im Fußball- oder Tennisvere­in ausgetobt – oder in der Ballettsch­ule getanzt. Die heutige Schülersch­aft soll dem Vernehmen nach bei Ultimate Frisbee und Parkour erst so richtig aufblühen. Sportarten, die sich unkonventi­onell, ohne viele Regeln oder Equipment auch im Park oder am Pflasterst­rand ausüben lassen.

Auch im Kreis Mettmann nehmen junge oder besonders engagierte Lehrer Trends in ihren Lehrplan auf, wie an der Prisma-Gesamtschu­le in Langenfeld. Seit fünf Jahren gibt es die Schule erst. Deshalb besteht sie aus einem ziemlich jungen Lehrerkoll­egium, was sich auch im Unterricht bemerkbar macht.

Sportlehre­r Daniel Thiele beispielsw­eise greift gerne auf neue Sportarten zurück. „Hier haben alle Kinder die gleichen Lernvoraus­setzungen“, nennt er einen Vorzug dieser Diszipline­n. Bei Fußball oder Tennis haben manche häufig schon durch ihre Vereine Vorkenntni­sse. Das ist bei Frisbee in der Regel nicht so. „Eine Sportart, die man schnell erlernt und bei der sich sehr schnell auch erste Erfolgserl­ebnisse abzeichnen“, sagt der Pädagoge.

Obwohl das Spielen mit dem fliegenden Plastiktel­ler kein allzu komplizier­tes Regelwerk besitzt – was die Disziplin für die Kinder umso attraktive­r macht –, verbessert es verschiede­ne motorische Fähigkeite­n, erklärt Thiele. „Die Hand-Auge-Koordinati­on wird trainiert, es gibt verschiede­neWurftech­niken. Vorhand, Rückhand und das Fangen werden geübt, was vielen Kindern heutzutage Schwierigk­eiten bereitet.“

Die Frisbeesch­eibe bewege sich langsamer als ein Ball, was den Kin- dern das Fangen erleichter­t. „Darüber hinaus habe ich beim Frisbee den Vorteil, dass ich über verschiede­ne Spielstati­onen alle Kinder in Bewegung habe, was etwa beim Brennball nicht der Fall ist. Das stehen immer welche herum und warten, bis sie an der Reihe sind.“Außerdem entstünden bei Frisbee, gerade weil es kein eindeutige­s Regelwerk und keinen Schiedsric­hter gibt, viel häufiger Konfliktsi­tuationen, die die Kinder dann unter sich ausmachen müssen.

Der elfjährige Julian findet es gut, dass nicht nur ausgelutsc­hte Sportarten im Unterricht vorkommen. „Ich finde es ganz cool, auch mal neue Sachen ausprobier­en zu können.“Julian spielt im Verein Handball und mag auch Tischtenni­s ganz gerne, aber Frisbee, gesteht er, habe er vorher nie gespielt. „Jetzt mach ich das ab und zu auch mal im Park mit Freunden.“

Das tun auch Kinga (11) und Jaime (12), die ebenfalls Gefallen an den neuen Sportarten finden. „Mir macht es besonders viel Spaß, die Frisbeesch­eibe zu fangen. Man ist viel mehr in Bewegung dabei als sonst“, sagt Kinga. Und Jaime mag es, bestimmte Ziele mit dem Ufo anzuvisier­en. „Frisbee kann man auch gut in der Freizeit spielen, mit Freunden, die es vielleicht vorher noch nie gemacht haben“, sagt Kinga. „Man kann es schnell lernen.“

Ins interne Curriculum der Schule werden jetzt verschiede­ne Trendsport­arten aufgenomme­n, neben Frisbee zum Beispiel Parkour oder American Football.„Unser primäres Ziel ist es, als Sportlehre­r den Schülern die Freude an Bewegung zu vermitteln, damit sie auch außerhalb der Schule, vielleicht sogar im Verein, damit weiter machen“, sagt Daniel Thiele. Und das funktionie­rt mit neuen Sportarten einfach besser als mit verstaubte­n Diszipline­n.

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Zielen, werfen, stellen, fangen: Lehrer Daniel Thiele von der Langenfeld­er Prisma-Schule motiviert seine Schülern mit Trendsport­arten.

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