Wenn Hotzenplotz grollt
Der Räuber Hotzenplotz kommt ins Radio. Der WDR produziert zurzeit ein Hörspiel zum neuen Buch.
KÖLN Der Räuber Hotzenplotz windet sich im Leiterwagen und stöhnt erbärmlich. Undeutlich jammert er: „Ich will nicht mehr zum Mond fliegen!“Kasperl und Seppel lachen selbstzufrieden: „Das wirst du auch nicht. Du kommst jetzt in die Kreisstadt ins Gefängnis!“„Was!“, schreit der Räuber und wälzt sich im Leiterwagen,„wie soll ich denn da wieder ausbrechen?“„Gar nicht!“, rufen Kasperl und Seppel, dann ziehen sie Hotzenplotz weiter durch das Aufnahmestudio des WDR.
„Der Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete“heißt das Stück, das Otfried Preußlers Tochter im Nachlass des Vaters entdeckte. Der WDR produziert ein Hörspiel über das neue Abenteuer mit dem berühmten Räuber, das Drehbuch dazu schrieb Ulla Illerhaus, Erzähler ist Udo Wachtveitl. Das Hörspiel soll eine Hommage an Preußler sein. Deswegen wird es auch am 20. Oktober im Kinderprogramm gesendet, an dem Tag wäre Otfried Preußler 95 Jahre alt geworden.
Die Hörspielfassung unterscheidet sich deutlich von der Buchvor- lage, es gibt mehr Personen, mehr skurrile Handlung, mehr Wortwitz. Dass so auch der Zauberer Petrosilius Zwackelmann (Alexander Hauff) und die Fee Amaryllis (Sigrid Burkholder) einen Platz in der Geschichte finden, kommt dem Hörerlebnis zugute.
Die Bücher Otfried Preußlers sprechen sowohl Kinder als auch Erwachsene an, da sind sich die Sprecher einig. Für Petra Feldhoff, Chefregisseurin des WDR Hör- funks, gilt: „Eine Welt mit Gut und Böse, aber ohne Angst zu erschaffen, das ist nicht einfach.“Für die Kinder spiele das Alter der Figuren keine Rolle. Preußlers Figuren sind zeitlos, immer originell, lustig und einzigartig, deshalb sprechen sie auch im digitalen Zeitalter weiterhin Kinder an.
Zur Einstimmung auf das skurrile Hörspiel haben sich die Sprecher im Aufnahmestudio Hüte auf den Kopf gesetzt. Eine Pickelhaube für Dimp- felmoser, ein Seppelhut für den Seppel (Daniel Rothaug) und eine Kasperlmütze für den Kasperl (Max von der Groeben), nur die Großmutter (Traute Hoess) bleibt ohne Kopfbedeckung. Hotzenplotz selbst trägt seinen Räuberhut, mit Feder, hat einen Bart und einen Ringelpulli. Schön räuberisch sieht er aus, barfuß ist er allerdings nicht unterwegs.
Auch wenn man nichts davon sieht, das Schauspiel ist wichtig für den Ton. Etwa wenn Kasperl und Seppel dem gefangenen Räuber Luft machen, indem sie die Papierrolle rund um seinen Kopf entfernen. Während der Aufnahme zerreißen sie Pappe vor dem Mikrofon, Hotzenplotz nimmt die Hand vom Mund und mit einmal füllt sein lautes Grollen den Raum und er wirkt nicht mehr jämmerlich, sondern bedrohlich, wie der gefährliche Räuber, der er ist.